Fastenbrechen auf dem Marktplatz in Sindelfingen Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Der interreligiöse Dialog zum Fasten ist ein wohltuender Beitrag zur Integration.

Manch ein konservativer Kirchgänger oder traditioneller Moslem dürfte sich verwundert die Augen reiben: Die ursprünglich muslimisch geprägte Tradition des gemeinsamen Fastenbrechens findet nun schon zum dritten Mal im katholischen Gemeindezentrum St. Bonifatius in Böblingen statt. Iftar unterm Kruzifix: Scheinbare Gegensätze und jahrtausendealte Vorbehalte werden in Böblingen mit Leichtigkeit überwunden. Das ist wohltuend, und es ist eine schöne Geste und ein sehr wichtiges Signal in die Richtung all jener, die gerade in diesen Zeiten Hass und Zwietracht säen.

 

Dabei geht es den Machern um Andreas Senn und Oktay Keskin in keiner Silbe darum, Unterschiede zwischen ihren Religionen herauszuarbeiten. Im Gegenteil: Sie suchen nach Gemeinsamkeiten und finden gleich ganz viele davon. Dass Fasten ein Jahrtausende alter Brauch in vielen Religionen ist, etwa. Oder dass die Speisung der Armen und Bedürftigen in beiden Religionen verankert ist.

Man kann es ihnen nicht hoch genug anrechnen, eine Plattform für diesen interreligiösen Dialog geschaffen und etabliert zu haben. Denn der Weg zu mehr Integration und Assimilation führt nicht zuletzt über den Glauben. Er bildet insbesondere für viele Menschen mit Migrationshintergrund einen wichtigen Anker in der neuen Heimat. Doch anstatt sich darin abzuschotten, sollte die gegenseitige Öffnung im Vordergrund stehen. Und wenn es erst nach Sonnenuntergang ist – garniert mit leckerem Essen und guten Gesprächen.