Studenten stellen ihre Entwürfe fürs Hölderlin-Gymnasium vor. Foto: Christoph Kutzer

Das Hölderlin-Gymnasium braucht mehr Platz. Studierende der Technischen Universität Stuttgart haben Ideen dafür entwickelt.

Stuttgart - „Wenn man das Gelände seiner ehemaligen Schule betritt, beschleichen einen unweigerlich Erinnerungen“, umreißt Benno Bauer, Professor für Architektur und Gestaltung an der Stuttgarter Universität, ein Gefühl, das wohl die meisten nachvollziehen können. „In diesem Moment stellt man erst fest, wie groß der Einfluss der Räume während der Schulzeit war. Oft vermitteln sie das Gefühl, es habe sich über Jahre und Jahrzehnte kaum etwas verändert“, stellte Bauer fest

Das Projekt „Kunst Raum“, das Bauer am Donnerstagabend in die Mensa des Hölderlin-Gymnasiums geführt hat, will dazu beitragen, dass dort nicht alles beim Alten bleibt. Architekturstudenten stellen dort ihre Entwürfe vor, als Alternativen zu jenem Pavillon, der in den 70er-Jahren als Provisorium auf dem Herdwegcampus errichtet wurde und zur Dauerlösung wurde. Man wolle zeigen, was alles möglich sei, ohne dass einer der Entwürfe bevorzugt oder ausgewählt würde, erklärt Schulleiter Matthias Wasel.

Eigentlich sollte schon längst ein Neubau auf dem Gelände stehen, der die angespannte Raumsituation am Högy abmildern könnte. 2012 gab es eine Machbarkeitsstudie zur geplanten Erweiterung. 2013 folgte ein Vorprojektbeschluss, in dem die Stadt zusagte, die Kosten zu übernehmen. Entsprechende Mittel wurden für den Doppelhaushalt eingestellt. „Das waren Planungsmittel im Umfang von 3 Millionen Euro“, erinnert sich Wasel. „Sie sind dann aber nie abgeflossen, was verschiedene Gründe hatte, etwa den Abschied von Susanne Eisenmann (früher als Bürgermeisterin zuständig für Schulen, d. Red), durch den eine Interimssituation entstand, oder die Zunahme von schulischen Sanierungsprojekten in der Stadt.“ Auf der aktuellen Priorisierungsliste der Baumaßnahmen an Stuttgarter Schulen ist das Hölderlin-Anliegen mittlerweile in die 2020er-Jahre gerutscht.

Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt

Für den Schulleiter ist das kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. „Unsere Überlegung war, die Ideenfindung für einen Neubau nach außen zu geben und etwas entwickeln zu lassen, das wertig ist und über den Rückgriff auf Module auch kostengünstiger umsetzbar wäre“, sagt er. Was die Studierenden der Architektur erarbeitet haben, kann sich sehen lassen. Ein Dutzend Arbeiten präsentieren unterschiedliche Lösungen. Dao Manh Hoan und Mert Sezai Cantürk haben die Grundidee weiterentwickelt, einen begrünten Innenhof zu schaffen, da das Gebäude den bestehenden Hof verdrängen würde. Ihren Entwurf, der eine Außenhülle aus Aluminium mit Holz im Inneren kontrastiert, haben sie nicht nur als Modell gebaut, sondern auch in einem animierten Film visualisiert. „Um das umzusetzen, waren schon ein paar Nachtschichten nötig“, berichtet Cantürk. „Es hat aber so viel Spaß gemacht, dass das eine Selbstverständlichkeit war.“ Anna-Maria Holzapfel und Lass Shamal haben einen pragmatischeren Ansatz gewählt, der eher an eine Fabrikhalle erinnert und viel Raum schafft. „Neben dem Lerneffekt, den dieses Projekt für die Drittsemester hatte, freut es mich besonders, wie gut die Gruppe als Team zusammengearbeitet hat“, resümiert Benno Bauer. „So sehr sich jeder auf seine Idee konzentriert hat, so groß war doch auch die Freude über die Erfolge der anderen.“

„Voraussichtlich werden wir im kommenden Jahr die Gesamtzahl von 600 Schülern überschreiten“, rechnet Matthias Wasel vor. Wir benötigen dringend eine Erweiterung, zumal fachlich bedingt Veränderungen im naturwissenschaftlichen Bereich anstehen, die zu Lasten anderer UnRäume gehen werden.“ Mit der Vorstellung der architektonischen Arbeiten hat das Hölderlin-Gymnasium sein Anliegen nun nochmals nachdrücklich in Erinnerung gerufen, verbunden mit einer Fülle an Ideen, die auch als Grundlage für die konkrete Planung spannend sein dürften.