Knapp 20 Parkplätze gibt es an der Epplestraße, wären sie verzichtbar? Foto: Tilman Baur

Dass sich in der Ortsmitte von Degerloch verkehrstechnisch etwas ändern soll, sagen alle Parteien im Bezirksbeirat. Doch eine sagt ein bisschen mehr. Die Grünen preschen mit einem eigenen Ideenkatalog vor.

Degerloch - Würden alle Ideen umgesetzt, würde sich Degerloch stark verändern. In einem Positionspapier schlagen die Grünen mehrere Maßnahmen vor, wie sie sich den Autoverkehr künftig vorstellen könnten. Kern aller Punkte ist es, die Ortsmitte zu entlasten. Um das zu erreichen, bringen die Grünen zum Beispiel einen „Shared Space“ für den in der Ortsmitte gelegenen Teil der Epplestraße ins Gespräch. Also eine Straße, an der Fußgänger, Radler und Autofahrer gleichberechtigt sind. Der Idee nach gäbe es dann keine Parkplätze mehr dort.

Dass sich beim Verkehr in Degerloch etwas verändern muss, darüber sind sich die Bezirksbeiräte egal welcher Couleur einig. Ende November haben sie die Stadtverwaltung in einem interfraktionellen Antrag aufgefordert, ein Verkehrskonzept für Degerloch zu entwickeln. Die Grünen preschen nun vor, indem sie Anfang Dezember eine Pressemitteilung versandt haben, im Anhang ein Ideenkatalog, der den anderen Fraktionen bis dato nicht offiziell zugegangen ist. „Wir wollen uns positionieren“, erklärt Michael Huppenbauer, der Sprecher der Grünen im Bezirksbeirat.

Zu dieser Position gehört eine parkplatzfreie Epplestraße genauso wie beispielsweise Tempo 30 für den Ortskern, inklusive der Reutlinger Straße und der Albstraße, ein Parkleitsystem, das Parkraummanagement sowie eine neue Einbahnregelung für die schmalen Seitensträßchen. Huppenbauer weiß, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen weitreichend und umfangreich sind. „Irgendwo muss man aber mal reinspringen“, sagt er.

Der Bezirksbeirat Degerloch sei das richtige Forum

Götz Bräuer, Sprecher der CDU, kennt das Papier der Grünen, allerdings nur inoffiziell. Wie sinnvoll es ist, dass die Grünen nun gesondert Position beziehen, mag er nicht bewerten. „Im Großen und Ganzen haben wir dasselbe Ziel“, sagt er. Für ihn ist aber der Bezirksbeirat das richtige Forum, und der habe ja kürzlich den gemeinsamen Antrag verabschiedet. Er wolle den Grünen nicht unterstellen, dass dies eine Art Vorwehe des Wahlkampfs ist. „Aber da ist vielleicht schon ein gewisser Druck.“ Die CDU jedenfalls habe sich bewusst zurückgehalten, auch wenn die Fraktion intern ebenfalls eine Ideenliste erarbeitet habe. „Wir wollen das Thema nicht für den Wahlkampf missbrauchen“, sagt er. „Dafür ist es zu wichtig für Degerloch.“ Die Stadt sei nun beauftragt, ein Konzept zu entwickeln.

Das sieht Eberhard Klink vom Gewerbe- und Handelsverein (GHV) ebenso. Er wünscht sich das Konzept „relativ zeitnah“. Die Ideensammlung der Grünen sei ihm bekannt. Ob der GHV eine parkplatzfreie Epplestraße befürworten würde, „ist nicht so einfach zu beanworten. Die Idee hat etwas für sich“. Aber Fakt sei, dass die Kunden der Einzelhändler möglichst nah bei den Geschäften parken sollen. Fielen die knapp 20 Stellplätze weg, bräuchte es an anderer Stelle neue.

Stadt Stuttgart: Es gibt keine schnelle Lösung

Aus Sicht der Grünen würden diese geschaffen, wenn das Projekt an der Felix-Dahn-Straße realisiert werden würde. Bekanntlich gibt es die Idee, auf dem dortigen Parkplatz einen Aldi zu bauen, kombiniert mit einer Parkgarage. Klink sieht da aber keinen Zusammenhang. Die Parkplätze könnten die an der Epplestraße wegfallenden nicht kompensieren. „Wir wollen ja mehr Parkplätze haben und nicht weniger oder gleich viele wie bisher.“

Ulrich-Michael Weiss (SPD) kennt das Grünen-Papier nicht, aber sagt: „Es muss sich was ändern.“ Schleichverkehr und Parktourismus müssten eingedämmt werden. Wie Bräuer plädiert er für eine gemeinsame Initiative und setzt auf die Vorschläge der Stadt. „Wir brauchen für Degerloch eine maßgeschneiderte Lösung.“

Der Antrag aus Degerloch liegt auf dem Schreibtisch des Stadtplaners Arne Seyboth. „Es ist ja nicht so, dass wir gar nichts haben“, sagt er. Im Zuge der Debatte um den B-27-Vollanschluss habe die Stadt bereits Szenarien entwickelt. Der Bezirksbeirat würde nun aber unter anderem detaillierte Verkehrserhebungen fordern. „Das ist keine Kleinigkeit“, sagt Seyboth. Im laufenden Haushalt sei dafür kein Geld da. Für 2018 und 2019 könne die Stadt die Mittel beantragen, die endgültige Entscheidung liegt beim Gemeinderat. So oder so, „das ist keine kurzfristige Lösung“, sagt Seyboth. Doch auch dies fordern die Degerlocher.

Die Vorschläge der Grünen:

Parkraummanagement
für die Ortsmitte zwischen Albplatz, Albstraße, Reutlinger Straße und Erwin-Bälz-Straße

Parkleitsystem
mit digitalen Tafeln zu den Parkhäusern

Tempo 30
in der Ortsmitte, einschließlich Albstraße und Reutlinger Straße

Bevorzugte Abbiegespur
an der Epplestraße von Möhringen her in die Albstraße

Shared Space
auf der Epplestraße in der Ortsmitte. Parkplätze abschaffen

Einbahnstraßenregelung
für die schmalen Seitenstraßen der Epplestraße im Ortskern

Kreisverkehr
an der Albstraße, Ecke Löwenstraße soll realisiert werden

Busse
der Linie 70 und 71 sollen weiter auf der Epplestraße verkehren können, die Buslinie 76 soll über die Albstraße zum ZOB gelenkt werden. Ein Ortsbus über die Alb-, Reutlinger und Jahnstraße