Der Neckarkran am Ufer, das zum Stadtbezirk Stuttgart-Ost gehört, ist denkmalgeschützt. Daneben kann sich der OB Wohnbebauung bis direkt ans Ufer vorstellen. Foto: Jürgen Brand

Oberbürgermeister Fritz Kuhn will die Stadt mit Hilfe eines Masterplans näher an den Neckar bringen. Für den Stuttgarter Osten gibt es drei Ideen: das Leuze zum Neckar hin öffnen, den Villa-Berg-Park durch einen Steg für Fußgänger und Radfahrer mit dem Neckarpark verbinden – und vielleicht sogar Wohnen am Fluss auf den bisherigen Kohlehalden des Kraftwerks Gaisburg, inklusive Überdeckelung der Bundesstraße.

S-Ost - Der Stadtbezirk Stuttgart-Ost liegt am Neckar. Das mag für manchen überraschend klingen, weil man den Fluss und die Stadt eigentlich eher mit Bad Cannstatt und den sechs Neckarvororten – und Untertürkheim, Hedelfingen, Wangen, Münster und Mühlhausen – zusammenbringt. Aber tatsächlich kommt der Stuttgarter Osten auf eine beträchtliche Strecke Neckarufer, mit der Einschränkung, dass man einfach nicht hinkommt. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern, wenn ein Teil von dem wahr wird, was Oberbürgermeister Fritz Kuhn in seinem Masterplan Neckar erreichen will. Den hat er im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Neckarfantasien“ des Cannstatt-Teams von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten vorgestellt und dabei auch das „Ost“-Ufer nicht vergessen.

Das Mineralbad Leuze ist beliebt, der Freibereich bei sommerlichen Temperaturen nicht selten rappelvoll. Der Neckar fließt nur wenige Meter an dem Bad vorbei, aber viele Badbesucher bekommen das gar nicht mit, weil eine Betonwand die Sicht versperrt. „Dass ein Schwimmbad, noch dazu das Leuze, am Fluss ist, aber halt doch nicht, das ist ja auch nicht richtig“, sagte Kuhn bei seinem Rundgang im Rahmen der Neckarfantasien-Veranstaltungen bei einem Stopp auf dem Berger Steg. Irgendwie müsste man es schaffen, das Leuze an den Neckar zu bringen, zum Beispiel in Form eines Schwimmbeckens, das über oder möglicherweise sogar in den Neckar ragt oder zumindest bis direkt ans Ufer reicht, sagte Kuhn. Allerdings würde das sofort eine ganze Reihe von technischen und anderen Problemen mit sich bringen. So dürfe es nicht passieren, dass beispielsweise ein Leuze-Badegast mit seiner Luftmatratze aus dem Becken in den Neckar treibt (wobei Luftmatratzen im Leuze ohnehin nicht erlaubt sind). Außerdem müsste das Becken sozusagen auch hochwassertauglich sein. Und – ein Radweg an dieser Stelle direkt am Neckar, wie er von Radfahrern gewünscht wird, wäre dann dort nicht mehr möglich.

Die Stuttgarter Stadtplaner haben einige Ideen des Kuhn’schen Masterplans schon in einem Planentwurf skizziert. Darauf ist auch eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer vom Stuttgarter Osten hinüber zum Neckarpark zu entdecken. Der Neckarpark soll nach diesen Überlegungen teilweise umgestaltet werden. Ziel ist, vom geplanten neuen Stadtteil auf der heutigen Brache zwischen Mercedesstraße und Stadtarchiv eine begrünte und schön gestaltete Verbindung zum Neckar zu schaffen. Diese würde an den Bürogebäuden der Veranstaltungsgesellschaft Stuttgart vorbei, direkt zum Ufer führen.

Vom Villa-Berg-Park zur Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe

Dort können sich die Planer einen Uferpark vorstellen und vor allem auch Liegeplätze und Anlegestellen für den Neckar-Käpt’n, das geplante Kulturschiff und für Flusskreuzfahrtschiffe. Direkt unterhalb dieser Anlegestellen wünschen sich die Planer einen neuen Steg für Fußgänger und Radfahrer über den Neckar und über die dortige vielspurige Uferstraße hinweg zum Park der Villa Berg. Der Steg würde das „Ost“-Ufer auf Höhe des Abzweigs von der Ufer- zur Poststraße erreichen. Dort müsste dann eine neue Wegeverbindung über den steilen Anstieg zum Park hinauf geschaffen werden. Oder man baut den bereits bestehenden Weg oberhalb des Abenteuerspielplatzes Raitelsberg entsprechend aus und beschildert ihn.

Besonders viele Möglichkeiten, den Stadtbezirk Stuttgart-Ost und damit die Innenstadt insgesamt und den Neckar doch noch irgendwie zusammenzubringen, bieten die Pläne der EnBW, das bisherige Kohlekraftwerk Gaisburg durch ein Gasheizkraftwerk zu ersetzen. Dadurch wird die riesige Fläche des bisherigen Kohlelagers frei. „Stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten hier zum Beispiel durch eine Überdeckelung direkt an den Neckar. Das wäre schon extrem toll“, sagte Kuhn. Denkbar sei in dem Bereich vieles, bis hin zur Wohnbebauung über die Bundesstraße bis direkt ans Flussufer. Das sei aber alles Zukunftsmusik. Zumal das Grundstück ja der EnBW gehöre, außerdem der Boden noch saniert werden müsse. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits. „Das ist eine Zukunftsperspektive, die ich mir nicht entgehen lassen möchte. Das wäre gigantisch, wenn wir hier die Stadt an den Fluss bringen könnten“ schwärmte Kuhn. „Wenn die Stadt bereit ist, dafür auch Geld auszugeben, werden in 20 Jahren von überall her Menschen kommen und sich das anschauen.“