Es bleibt ein Politikum, wie dicht die Flächen am Ortsrand bebaut werden sollen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Grünen fordern für das geplante Neubaugebiet in Rielingshausen unter anderem einen höheren Anteil an Mehrfamilienhäusern und eine klimaneutrale Bebauung. Der Ortsvorsteher zeigt sich pikiert über die Einmischung.

Marbach-Rielingshausen - Schon die bisherigen Diskussionen über das geplante Neubaugebiet im Rielingshäuser Keltergrund haben unterstrichen, dass der Ortschaftsrat und die politischen Gremien in der Kernstadt unterschiedliche Auffassungen dazu haben, wie das Areal im Detail ausgestaltet werden soll. So würden sich beispielsweise einige Bürgervertreter in Marbach mehr Wohneinheiten auf dem Gelände wünschen. Das lehnen aber die Kollegen im Stadtteil mit dem Verweis auf die Kelterstraße ab, die dann als Haupterschließungs-Trasse überlastet wäre. Neue Nahrung für den Disput liefern nun drei Anträge der Grünen-Gemeinderatsfraktion, die sich alle mit dem Neubaugebiet befassen. Ein Vorstoß, über den sich insbesondere der Ortsvorsteher Jens Knittel in der Sitzung des Ortschaftsrats am Montag pikiert zeigte.

Erstens fordern die Grünen, dass auf den Grundstücken, die die Stadt in dem Areal veräußert, innerhalb einer bestimmten Frist tatsächlich auch Häuser hochgezogen werden. Sollten die Vorgaben missachtet werden, gehen die Parzellen zum Kaufpreis an die Kommune zurück. Damit wollen die Grünen verhindern, dass sich Spekulanten eine goldene Nase mit den Flächen verdienen können. Zum Zweiten macht sich die fünfköpfige Fraktion dafür stark, die Grundstücke mit klimaneutralen Gebäuden zu bestücken. Erreicht werden könne dies mit einer Pflicht für Fotovoltaikanlagen und der Vorgabe, bei den Häusern auf hohe Standards in Sachen Energieeffizienz zu setzen. Darüber hinaus würden sich die Grünen wünschen, „eine Fläche von mindestens 50 Prozent der Wohneinheiten für Mehrfamilienhäuser“ auszuweisen. Die Fraktion erinnert in ihrer Begründung daran, dass der Druck auf dem Immobilienmarkt hoch sei. Deshalb stehe man in der Verantwortung, so viel Wohnraum wie möglich zu schaffen. „Diese Verantwortung trägt in der Abwägung schwerer, als sich am dörflichen Charakter zu orientieren“, heißt es in dem Antrag. Davon abgesehen könnten in mehrgeschossigen Komplexen preisgünstige Angebote unterbreitet werden. Ein Ziel, auf das der Gemeinderat ohnehin zusteuere.

Gleichwohl schmeckte Jens Knittel insbesondere der Wunsch nach mehr Mehrfamilienhäusern und damit einer weiteren Verdichtung im Keltergrund ganz und gar nicht. „Das war von uns so nicht geplant“, betonte er und erntete für diese Feststellung vom einen oder anderen aus der Runde ein zustimmendes Kopfnicken. Das Gebiet vertrage eine so dichte Bebauung nicht. Die Straßen würden den damit verquickten Zuwachs an Einwohnern nicht mehr verkraften. Im Übrigen befinde sich nur 250 Meter entfernt mit dem Jenner-Areal eine Fläche, auf der schon mehr als 40 neue Einheiten entstanden seien. Und zwei Drittel davon seien in Mehrfamilienhäusern untergebracht, ergänzte Lothar Sondermeyer von der SPD.

Inhaltlich besser kam bei Knittel die Idee mit dem klimaneutralen Bauen weg. „Das ist ja gar nicht schlecht, darauf zu achten“, meinte er. Als nachvollziehbar erachtet er zudem den Vorschlag, dass auf den Grundstücken innerhalb einer vorgegebenen Frist die Bagger anrücken müssen. „Das ist auch in Ordnung.“ Generell sei es aber so, dass die Anträge quasi über die Köpfe des Ortschaftsrats hinweg eingebracht worden seien, obwohl sie das Gremium beträfen. Und dann würden letztlich Belange von Rielingshausen in Marbach entschieden. „Das ist nicht in Ordnung. Wir haben uns wirklich schon den Kopf über das Thema zerbrochen“, betonte er.

Sebastian Engelmann von den Grünen gibt auf Nachfrage allerdings zu bedenken, dass man eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung habe, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und angesichts des fortschreitenden Klimawandels ein nachhaltiges Baugebiet zu entwickeln. „Deshalb können selbstverständlich alle Stadträte mit ihren Ideen an der Gestaltung des Keltergrunds mitwirken. Dafür sind sie gewählt. Schließlich entscheiden die Stadträte aus Rielingshausen auch über Angelegenheiten, die die Kernstadt betreffen“, konstatiert er. Bei dem Areal handle es sich derzeit um das einzige Baugebiet, das von der Kommune entwickelt werden könne, weshalb es von Relevanz für die gesamte Stadt Marbach sei.