Rebekka Souvard macht sich für eine Begegnungsstätte für Trauernde stark, um mit seinen Gedanken nicht alleine sein zu müssen. Foto: Werner Kuhnle

Rebekka Souvard aus Steinheim (Kreis Ludwigsburg) hat 2024 eine Tochter verloren. Das Gespräch mit anderen Trauernden gab ihr Kraft. Das brachte sie auf eine Idee.

Rebekka Souvard hat im vergangenen Jahr einen schlimmen Schicksalsschlag erlebt. Ihre Tochter, die mit Trisomie 13 zur Welt gekommen war, lebte nur vier Wochen. Etwas Kraft spendeten der Steinheimerin nach dem Tod des Mädchens Gespräche mit Eltern, die ebenfalls ein Kind verloren hatten. „So ein Austausch tut gut“, sagt Souvard. Allerdings kam sie mit den anderen Müttern und Vätern zunächst nur über Online-Foren in Kontakt, ehe man sich auch physisch traf. „Schöner wäre es, wenn es einen Ort geben würde, an dem sich Trauernde direkt begegnen könnten“, sagt sie – und regt an, in Steinheim am Friedhof ein Café aus der Taufe zu heben.

 

Die Idee dazu sei letztlich im Rahmen einer Initiative entstanden, bei der Vorschläge für die Umgestaltung des örtlichen Friedhofs gesammelt werden. Die Bürger sind hier eingebunden. „Der Friedhof ist in keinem attraktiven Zustand“, sagt Rebekka Souvard. „Unter anderem sind die Kindergräber trostlos und verwahrlost. Es ist mir vor allem ein Anliegen, die Gräber für die Sternenkinder bunter zu gestalten“, erklärt die 35-Jährige. In der Diskussion sei dann auch von einem Friedhofscafé die Rede gewesen. „Das gibt es schon in Bietigheim. Es ist dort gut besucht und wird von einer Gärtnerei betrieben“, berichtet die gelernte Fahrzeuginnenausstatterin.

Rebekka Souvard gefiel der Gedanke, eine Begegnungsstätte für Verwandte, Freunde oder Bekannte eines Verstorbenen zu schaffen, die in ihrer Trauer nicht alleine sein mögen. „Das könnte zum Beispiel auch eine Möglichkeit für einsame oder ältere Menschen sein, ins Gespräch zu kommen“, sagt sie. „Allerdings war die Resonanz beim Bürgerdialog auf das Thema zwiegespalten. Die einen fanden den Vorschlag gut, die anderen lehnten das ab“, berichtet Souvard, die einen fünfjährigen Jungen, ein dreijähriges Mädchen und ein Regenbogenbaby hat, also ein Kind, mit dem sie nach dem Tod ihrer Tochter im vergangenen Jahr schwanger geworden war.

Rebekka Souvard pflegt das Grab ihrer Tochter, die mit nur vier Wochen gestorben ist. Foto: Werner Kuhnle

Es wären somit alles in allem noch dicke Bretter zu bohren, bis aus der Idee Wirklichkeit würde. Das ist auch Rebekka Souvard klar. Die großen Knackpunkte seien, einen Standort für das Café zu finden und dann auch noch jemanden, der es betreiben würde, konstatiert sie. Wobei bei Letzterem vielleicht die Macher des Unverpacktladens im Stadtkern eine Option wären. Offen für das Vorhaben habe sich jedenfalls Bürgermeister Thomas Winterhalter gezeigt.

Eine Einschätzung, die der Rathauschef voll und ganz bestätigen kann. „Der Impuls ist unglaublich wertvoll und die Idee sehr spannend“, sagt Winterhalter. „Das Problem ist aber, dass es sich um einen Friedhof handelt und der Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf dem Friedhof durch die aktuell gültige Friedhofsatzung nicht gestattet ist“, schränkt er sogleich ein. Und im unmittelbaren Umfeld des Gottesackers stünden ebenfalls keine Räumlichkeiten für so einen Zweck zur Verfügung. „Die Situation lässt sich also nicht mit der in Bietigheim vergleichen, wo sich die Gärtnerei vor dem Friedhof befindet und das Café betreibt“, stellt der Bürgermeister klar.

Bürgermeister kann sich mobile Café-Bar zum Einstieg vorstellen

Aber vielleicht könne man ja eine Nummer kleiner einsteigen und schauen, was sich daraus entwickelt. Winterhalter hielte es zum Beispiel für denkbar, zu bestimmten Terminen eine mobile Café-Bar zu buchen. „Oder man entwickelt ein Veranstaltungsformat für Familien, die trauern wollen, eine Art Angehörigen-Café“, sagt der Bürgermeister. Vorstellbar sei auch, mehrere Ansätze auszuprobieren und dann zu beobachten, was angenommen wird und was nicht. „Und sollte der Bedarf da sein, kann man die Angebote ausbauen“, sagt er.

An Ideen rund um das Thema mangelt es auch Rebekka Souvard nicht. Die 35-Jährige bringt zum Beispiel eine Art Reparaturcafé ins Spiel. Der Grundgedanke dahinter ist, dass in Beziehungen oft unterschiedliche Talente zusammenkommen. Der eine hat womöglich handwerkliche Stärken, der andere kann einen Knopf annähen. Stirbt dann ein Partner, reißt das auch in der Hinsicht eine Lücke. Trauernde, denen es so geht, könnten sich dann in dem Treffpunkt zum Beispiel ein elektrisches Gerät in Schuss bringen lassen, erläutert Souvard. Das Ganze könne man auch als Thementag aufziehen. „Das fände ich auch eine coole Sache“, sagt sie.