So stellt sich die SPD im Bezirksbeirat Mitte ein Café-Pavillon auf dem Marktplatz in Stuttgart vor Foto: Vinçon

Der SPD-Bezirksbeirat Matthias Vinçon kämpft zusammen mit der Universtät Stuttgart für ein Mini-Café-Pavillon auf dem Marktplatz.

S-Mitte -

Matthias Vinçon geht gerne andere Wege. Der SPD-Bezirksbeirat geht die Sache meistens von unten an. Von der Basis her. So auch bei seinem Leuchtturmprojekt faires Wohnen in Stuttgart, für das er und seine Mitstreiter zuletzt am Montagabend Baubürgermeister Peter Pätzold eine Petition mit 11 000 Unterschriften überreichte. Ziel ist es, den Bürgermeister für die Idee einer solidarischen Wohnform zu begeistern.

Solche gesellschaftlichen Initiativen nennt man Graswurzelbewegung. Weil sie von unten her entsteht – also von der Basis her eine politische oder gesellschaftliche Initiative aus der Bürgerschaft gründen. Mit dieser politischen Kultur lässt sich manchmal mehr bewegen, als mit üblichen Methoden im etablierten Politikbetrieb.

Alle weinen dem Scholz nach

Ein Beispiel ist der Stuttgarter Marktplatz. Obwohl es viele gute Ideen zur Verbesserung der Attraktivität gibt, ist bislang wenig passiert. Dabei beklagen fast alle Stuttgarter den gleichen Mangel. Matthias Vinçon fasst ihn so zusammen: „Seit dem Wegfall des beliebten Café Scholz am Marktplatz fehlt ein Anlauf-und Ruhepunkt für das städtische Leben im Herzen der Stadt.“ Und trotz des vielfach artikulierten Wunsches im Bezirksbeirat nach einer Alternative sei nichts passiert. Selbst kreative Vorschläge, wie beispielsweise ein Standort unter der Treppe in der Schulstraße oder die des Architekten Uwe Eggert, seien von der Verwaltung unter den Teppich gekehrt worden.

Selbst die Alternative, ein Café in der ehemaligen Bankfiliale im Breuninger samt Außenbewirtung einzurichten, ist noch weit von einer Realisierung entfernt. „Auch die zur Verfügung stehenden Immobilien scheinen ebenfalls keine Möglichkeit zu bieten, da die stark gestiegenen Mietpreise für ein Café nicht zu finanzieren sind“, beklagt Matthias Vinçon. Aber der Gymnasiallehrer für Deutsch will es nicht bei einem Lamento belassen. Er macht sich zusammen mit Architektur-Professor Peter Cheret von der Universität Stuttgart Gedanken über eine Lösung des Problems. Cheret und Vinçon sehen es in einem Mini-Café-Pavillon auf dem Marktplatz.

„Um Café-Pavillons zu genießen, muss man nicht nach Lissabon reisen, wo litfaßsäulen-artige antike Büdchen öffentlichen Plätzen Charme und den Menschen einen Aufenthaltsort geben“, sagt Vinçon. Auch in Stuttgart sei diese Lösung schon umgesetzt worden. Etwa an der Nadlerstraße (Kostbar), am Marienplatz (La Luna) oder am am Herdweg (Monsieur Renards Garten). Ein Stolz der Stadt seien aber auch das historische Teehaus (etwa 1913) und der Musikpavillon auf dem Schlossplatz (1871). „Und Jüngere sagen, ,wer den Palast der Republik nicht kennt, kennt Stuttgart nicht‘“, meint Vinçon, „aber neben diesen historischen oder klassischen Lösungen sind noch wesentlich kleinere Lösungen denkbar.“

Uni Stuttgart bietet Hilfe an

Wie gesagt: Hilfe zur Umsetzung kommt von Peter Cheret. „Er hat sofort seine Bereitschaft erklärt, im kommenden Semester ein studentisches Seminar zur Entwicklung eines Mini-Café-Pavillons auf dem Marktplatz auszurichten“, berichtet Vinçon. Etwa 180 Studierende sollen im Sommersemester unabhängig von einer tatsächlichen Umsetzung Planungsentwürfe erstellen. Zudem hat der Lehrstuhls großes Interesse im folgenden Wintersemester 2017/18 mit einer studentischen Gruppe den Bau des Pavillons umzusetzen. Passend zur Sommersaison 2018.

Soweit die Idee. Nun brauchen Vinçon und Cheret auch die Unterstützung des Gemeinderates und der Stadtverwaltung. „Wir bitten daher darum, eine geeignete Fläche für ein Mini-Café auf dem Stuttgarter Marktplatz für eine Testphase zu finden“, sagt Vinçon und ergänzt: „Die Suche nach mögliche Standorten sind sicherlich spannend und strittig, aber das Bürgerinteresse ist groß. Die Stuttgarter wollen auf dem Marktplatz den Café in die Sonne zu genießen, wie dies beispielsweise an der Mündung der Kirchstraße möglich wäre.“

Das Interesse der Menschen soll nun für alle, die in diesem Prozess für einen attraktiveren Marktplatz beteiligt, ein großer Antrieb sein. Matthias Vinçon weiß jedoch: „Vieles wird erst im Laufe des Prozesses thematisiert und erkämpft werden. Für den Moment mag ich es, wenn möglichst viel Raum zum Träumen und zur Identifikation gegeben bleibt.“