Der 1. FC Heidenheim mischt weiter die dritte Liga auf. Nach

Der 1. FC Heidenheim mischt weiter die dritte Liga auf. Nach dem 1:0 im Spitzenspiel gegen den VfL Osnabrück spricht beim kecken Neuling endgültig keiner mehr vom Klassenverbleib. "Wir müssen neue Ziele definieren", sagt Geschäftsführer Holger Sanwald.

Von Jürgen Frey

Herr Sanwald, jetzt sagen Sie uns bitte nicht, dass Ihr Team noch einen Punkt zum Klassenverbleib braucht.

Nein, nein, das wäre nun wirklich lächerlich. Dass wir nicht mehr absteigen werden, ist klar. Wir müssen neue Ziele definieren.

Die da wären?

Wir wollen uns so lange wie möglich im ersten Drittel halten.

Steht das Wort Aufstieg auf dem Index?

Nein, das nicht. Es bringt nur nichts, über so etwas zu fabulieren. Wir haben jetzt zwei Auswärtsspiele bei Borussia Dortmund II und dem FC Bayern II vor der Brust. Das sind mit uns die besten Rückrundenmannschaften der Liga. Danach sehen wir weiter.

Neun der letzten elf Spiele hat Ihr Team gewonnen. Wie erklären Sie sich diesen Lauf?

Da steckt unglaublich viel harte Arbeit dahinter. Nachdem wir aus den ersten vier Saisonspielen nur zwei Punkte geholt hatten, hat sich die Mannschaft ständig weiterentwickelt. Mit jedem Sieg ist das Selbstvertrauen und die Abgeklärtheit gewachsen.

Das allein kann"s doch nicht sein?

Ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist natürlich unser Trainer: Frank Schmidt kitzelt das Optimale aus der Mannschaft heraus. Er strahlt eine unglaubliche Begeisterung aus. Das überträgt sich aufs Team. Und er findet die optimale Mischung zwischen Autorität und Nähe zu den Spielern.

Auffallend ist, dass fast alle Spiele knapp gewonnen werden.

Das stimmt, auch haben wir sehr viele Begegnungen nach einem Rückstand noch gedreht.

Das alles zeichnet ein Spitzenteam aus.

Mag sein, aber es zeigt auch, dass wir nur um Nuancen besser sind als die jeweiligen Gegner und nur dann eine Chance haben, wenn wir immer 100 Prozent Einsatz bringen. Das gilt im Übrigen auch für ein WFV-Pokalspiel wie vergangene Woche bei Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach. (Anm. d. Red.: 3:0 für Heidenheim).

Bietet der Wahnsinnslauf Ihrer Mannschaft nicht die einmalige Chance, in die zweite Liga aufzusteigen?

Wir haben in den vergangenen Jahren in den verschiedensten Ligen schon so oft sogenannte einmalige Chancen verpasst - und sind dann doch irgendwann aufgestiegen. Nein, wir wollen nachhaltig arbeiten und lassen uns nicht verrückt machen.

Aber Hand aufs Herz: Träumen Sie nicht auch von Punktspielen gegen 1860 München, den den KSC oder vielleicht Hertha BSC Berlin?

Wissen Sie, wir spielen jetzt gegen den VfL Osnabrück, Kickers Offenbach oder Eintracht Braunschweig. Dass wir in solche Regionen vorgestoßen sind, ist für mich schon traumhaft.

Ohne die Leistung Ihrer Mannschaft schmälern zu wollen: Wären Sie in der zweiten Liga nicht Kanonenfutter?

Damit beschäftigen wir uns nicht. Ich kann nur versichern, dass wir auch eine Etage höher nicht von unserem Konzept mit Spielern aus dem süddeutschen Raum abweichen würden. Wir würden keine Mannschaft aus dem Katalog zusammenstellen.

Könnten irgendwelche Bedingungen des DFB einen Aufstieg verhindern?

Nein, der einzig limitierende Faktor ist das Stadion. Und das könnten wir auf ein Fassungsvermögen von 17 000 Zuschauern ausbauen. Aber bitte: Wir schätzen die Lage realistisch ein und wissen, dass ein Leistungseinbruch immer kommen kann.

Auf alle Fälle nach Heidenheim kommen wird demnächst der DFB-Präsident.

Wir freuen uns auf Theo Zwanziger. Er wird anlässlich unseres Festakts zum 100-Jahr-Jubiläum am 27. April unser Gast sein.

Wie passend. Vielleicht kann er schon zum Aufstieg gratulieren?

Hören Sie auf. Ich muss mich ja jetzt schon täglich kneifen.