Alternative zum Erdwall: Eine Schallschutzwand wie hier an der A8 in Leonberg. Foto: Piechowski

Die Bahn hat sich davon verabschiedet, Erde von der ICE-Neubaustrecke an der A 8 abzulagern.

Kirchheim/Teck -Die Bahn hat sich von den Plänen verabschiedet, den Aushub aus dem geplanten Voralbtunnel an der Autobahn bei den Kirchheimer Stadtteilen Ötlingen und Nabern abzulagern. Traurig darüber ist man bei der Stadt Kirchheim. Die vorgesehenen 1,9 Millionen Kubikmeter hätten einen vorzüglichen Lärmschutz für viele Kirchheimer gebracht. Und das nahezu ohne Kosten für die Stadt.

Zum Platzen gebracht haben diesen Traum vor allem Proteste aus der Landwirtschaft. Die Kirchheimer Bauern hätten durch den bis zu 18 Meter hohen und bis zu 90 Meter breiten Wall rund 20 Hektar ihrer Anbaufläche verloren. Dadurch wären einige Landwirte in ihrer Existenz gefährdet worden. Diese Bedenken brachte der Kreisbauernverband Esslingen während der Anhörung zur ICE-Neubautrasse Wendlingen- Ulm vor. Noch im Zuge des Verfahrens teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit, dass es aus Rücksicht auf die Landwirtschaft keine Ablagerungen an der Autobahn geben werde.

Im Kirchheimer Rathaus geht man allerdings davon aus, dass auch das Interesse der Bahn an dieser Lösung nachgelassen hat. Der Bauherr der ICE-Trasse hätte nicht nur für den Grunderwerb entlang der Autobahn zahlen, sondern auch für den späteren Unterhalt des Walls sorgen müssen. Da gebe es billigere Lösungen.

Niedrigerer Damm mit Lärmschutzwand als Krone

Wie diese aussehen, soll die Bahn in einem neuen Entsorgungskonzept dem Regierungspräsidium vorlegen. Wie die Behörde auf Anfrage mitteilt, sei dies bis jetzt noch nicht erfolgt. Vonseiten der Bahn heißt es, dass man sich beim derzeitigen Stand der Planung mit den Entsorgungsvorschlägen für die ICE-Tunnel noch Zeit lassen könne.

Hoffnungen, beim Tunnelbau im Zuge der ICE-Trasse nach Ulm und beim Tiefbahnhof in Stuttgart mit der Bahn ins Geschäft zu kommen, machen sich auch die Steinbruchbesitzer auf der Schwäbischen Alb. Dies bestätigte Thomas Benzel vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg. Den Abraum aus den Tunneln könnten die Steinbruchbesitzer gut gebrauchen, um ihrer Rekultivierungspflicht nachzukommen. Ob sie zum Zuge kommen, hängt von den Ergebnissen der Ausschreibung ab. Nach Angaben der Bahn ist der Abtransport des Gesteins aus den Stuttgarter Tunneln bereits ausgeschrieben. Die Arbeiten seien aber noch nicht vergeben.

Das Thema Lärmschutz entlang der Autobahn hat die Stadt Kirchheim trotz der Absage der Bahn nicht abgehakt. Denkbar ist für Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker jetzt ein niedrigerer Damm mit einer Lärmschutzwand als Krone. Der Haken an der Sache: Dieses Bauwerk inklusive der dafür notwendigen Fläche muss die Stadt aus der eigenen Kasse bezahlen. Und das falle Kirchheim in den nächsten Jahren äußerst schwer.