1927 gab es in Stuttgart schon einmal eine Internationale Bauausstellung, Gegenstand war die Weissenhofsiedlung. Im Bild das Wohnhaus von Le Corbusier Foto: dpa

Thomas Bopp, Vorsitzender der Regionalversammlung, will für 357 000 Euro jährlich ein Projektbüro einrichten, um 100 Jahre nach Weissenhof wieder eine Internationale Bauausstellung in Stuttgart auf die Beine zu stellen – und diesmal auch in der Umgebung.

Stuttgart - Eine Internationale Bauausstellung (IBA) ist eine Planung aus einem Guss für eine Gegend, die sich im Wandel befindet. Prominente Beispiele sind die Weissenhofsiedlung des Deutschen Werkbundes in Stuttgart, die 1927 eröffnet wurde, oder der Emscher Park, der bis 1999 zwischen Duisburg und Dortmund angelegt wurde.

Seit etwa zwei Jahren gibt es in der Landeshauptstadt eine Diskussion darüber, ob es wieder an der Zeit für eine IBA in Stuttgart ist. Ausgangspunkt könnte das Rosensteinviertel sein, dem Stuttgart 21 an Stelle des Gleisvorfelds Platz machen soll. Nach Ansicht der großen Mehrheit der Regionalversammlung könnten die Städte im Ballungsraum mitmachen, die ebenfalls vor der Herausforderung stehen, immer mehr Menschen auf überschaubarem Raum unterbringen zu müssen. Dazu kommen die Probleme der Mobilität und der Datenübertragung.

Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), von Beruf Architekt, versucht seit bald zwei Jahren politisch Verantwortliche und andere wichtige Menschen im Ballungsraum davon zu überzeugen, dass eine IBA eine große Chance wäre. „Das ist eine Veranstaltung, die alle unsere Themen zusammenfassend bearbeitet“, sagte Bopp jüngst vor Regionalräten und warb dafür, im Haushalt 357 000 Euro für ein Projektbüro mit einem Geschäftsführer und zwei weiteren Beschäftigten bereitzustellen. Das Ziel: Ein griffiges Thema finden und die IBA so vorbereiten, dass 2018 der Startschuss fallen und 2027 die Eröffnung gefeiert werden kann – 100 Jahre nach Weissenhof.

Kuhn will Bürgerbeteiligung abwarten

Das Problem dabei: Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat schon mehrfach gesagt, dass er erst die Bürgerbeteiligung am Rosensteinviertel machen will, bevor er sich über eine IBA den Kopf zerbricht. Für einige Regionalräte wie den Esslinger OB Jürgen Zieger (SPD) klingt das so, dass „die Stadt Stuttgart das zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen möchte“. Der OB von Waiblingen und Fraktions-Chef der Freien Wähler in der Region, Andreas Hesky, möchte zunächst aus der Haushaltsrede der Grünen an diesem Mittwoch in der Regionalversammlung heraushören, ob sich der Stuttgarter Kollege für ein IBA-Büro erwärmen kann. Hesky: „Es wäre gut, wenn Stuttgart endlich mal wieder beginnt, eine Führungsrolle in der Region einzunehmen.“ Kuhn ist Regionalrat der Öko-Partei. Unserer Zeitung sagte er vor der Sitzung: „Ich bin sehr für eine Internationale Bauausstellung, sie muss aber das richtige Thema haben.“ Und: „Bis in etwa einem Jahr kann auch in der Region zusammen mit Stuttgart an möglichen Themenstellungen gearbeitet werden.“ Gegen ein Projektbüro hat Kuhn also nichts.

In der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses konnten Regionalpräsident Bopp, Regionaldirektorin Nicola Schelling und Chef-Wirtschaftsförderer Walter Rogg die große Mehrheit von Grünen, SPD, Freien Wählern, FDP und Linken nicht davon überzeugen, das Geld für 2016 bereitzustellen. Mehrere Sprecher wollten die Entscheidung im Lichte der Beratungen zum gesamten 389-Millionen-Haushalt fällen.

„Ich denke, wir werden einen Beschluss hinbekommen“, sagte Thomas Bopp nun unserer Zeitung. Das Büro sei nötig, um ein gutes IBA-Konzept zu entwickeln: „Das kann niemand nebenher machen.“