Anwohner sorgen sich um die Folgen der Verkehrserschließung für das IBA-Projekt in Kernen. Gutachten prognostizieren indes verträgliche Fahrzeugzahlen.
Die Winterpause auf der Hangweide ist vorbei, die ersten Bauarbeiten am Großprojekt für die Internationale Bauausstellung 2027 haben begonnen. Am ersten Gebäude wird gebaut, und in der kommenden Woche folgt die offizielle Grundsteinlegung für das ambitionierte Wohnbau-Großprojekt auf dem Areal der ehemaligen Diakonieeinrichtung Hangweide. Das sogenannte Urbane Dorf mit teils genossenschaftlichen Strukturen gilt als eines der Vorzeigeprojekte der IBA Stuttgart und Region, bei dem anno 2027 auch tatsächlich etwas zu sehen sein soll. Nun beginnt es, konkret Gestalt anzunehmen.
Bedenken bei Anwohnern
Zugleich regen sich unter den Anwohnern am Rommelshausener Ortsrand Bedenken wegen der Verkehrsanbindung des neuen, großen Wohngebiets mit voraussichtlich gut 1200 Bewohnern. Es geht um die geplante Verlängerung der bislang stumpf am Ortsrand endende Friedrichstraße. An diese wird auch einer der sogenannten Mobility-Hubs des Urbanen Dorfs angebunden werden, in dessen Innenbereich kein Autoverkehr vorgesehen ist.
Jene Verlängerung, so heißt es seitens der Anwohner, müsse ja wohl zwischen der existierenden BMX-Bahn und der bisherigen Bebauung verlaufen. „Von dem Acker in der Mitte wird nicht mehr viel übrig bleiben.“ Die verlängerte Straße bekomme noch ein paar Parkplätze, eine Bushaltestelle, Rad- und Fußweg – „schade um den schönen Acker“.
Das Thema Verlängerung der Friedrichstraße bewege „zumindest die Bewohner hier in der Straße“. Vor allem das Thema Parkplätze und die Tatsache, dass in Zukunft ein Linienbus durch die Friedrichstraße fahren soll. Mit der aktuellen Parkplatzsituation sei das kaum möglich. „Wenn mittags die Elterntaxis alles zuparken, ist es kaum möglich, mit dem normalen Auto durchzufahren.“ Aktuell sei die Straße eine Art Sackgasse. Werde sie verlängert, verleite das zu höherer Geschwindigkeit. „In der Straße sind aber ein Kindergarten und zwei Spielplätze.“
Kommune: „Da entsteht keine Rennstrecke“
Seitens der Kommune hält man die Sorgen der Anwohner für weitgehend grundlos. Die Verkehrsplanung rund um das Gebiet Hangweide sei ausgiebig diskutiert und auch öffentlich vorgestellt worden, bevor die entsprechenden Beschlüsse schon in den vergangenen Jahren beschlossen worden seien. Per Gutachten in verschiedenen Szenarien sei auch belegt, sagt dazu der Bauamtschef Peter Mauch, dass die zu erwartenden Fahrzeugzahlen in der verlängerten Friedrichstraße absolut im verträglichen Bereich liegen werden.
Wenn dort künftig gut 2000 Fahrzeuge täglich die dann als Durchfahrtsstraße ausgebaute Friedrichstraße passierten, sei das im üblichen Rahmen. „Klar fährt dann auch alle 20 Minuten ein Linienbus durch, in welcher Fahrtrichtung muss noch festgelegt werden, aber das ist auch bei Begegnungsverkehr kein Problem.“ Außerdem gelte dort künftig Tempo 30: „Da entsteht keine Rennstrecke.“ Bei neuen Straßen gebe es immer Sorge, zeigt Mauch Verständnis für die Bedenken der Anwohner. Denn natürlich ziehe das zusätzlichen Verkehr an. Der halte sich aber in der Friedrichstraße in gut erträglichen Grenzen.
Die Zahlen, die einst auch die Grundlage für die Bürgerbeteiligung 2022 und 2023 zum Bebauungsplanverfahren Hangweide bildeten, prognostizieren für die verlängerte Friedrichstraße in der sogenannten Spitzenstunde eine Verkehrsmenge von etwa 245 Fahrzeugen. Hochgerechnet auf 24 Stunden entspricht das einer Verkehrsmenge von rund 2500 Fahrzeugen. „Das sind gängige Verkehrsmengen für Erschließungsstraßen im innerörtlichen Netz der Gemeinde. Zum Vergleich: Auf der Kreisstraße 1857 sind im Einmündungsbereich verlängerte Friedrichstraße 12 000 Fahrzeuge täglich unterwegs“, sagt Mauch.
Die Bauarbeiten zur Verlängerung und zum Ausbau samt Parkmöglichkeiten an der Friedrichstraße werden jetzt ausgeschrieben. Mauch: „Die Baumaßnahme startet Mitte 2025. Wir werden die Anwohner über die Baustelle informieren.“