Das Wendlinger Holzparkhaus ist so konzipiert, dass es in Wohnraum umgewandelt werden kann. Foto: kd

Das zweite IBA’27-Festival ist im neuen Wendlinger Holzparkhaus eröffnet worden. Einen Tag später ging es im Neckarspinnerei-Quartier im Stadtteil Unterboihingen gleich weiter.

Mit einem großen Eröffnungsfest im neuen Holzparkhaus in Wendlingen startete das IBA’27-Festival offiziell in seine zweite Auflage. Mehr als 250 Gäste aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Architektur feierten in einem der ersten fertiggestellten IBA-Projekte einen gelungenen Auftakt.

 

Das zweite IBA’27-Festival sei mehr als eine reine Bühne für die Architektur, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Schirmherr des Festivals in seiner Video-Grußbotschaft: „Es ist vielmehr ein Ort, an dem Visionen für eine nachhaltige Zukunft greifbar werden. Durch die Projekte der IBA wird erlebbar, wie nachhaltiges Bauen nicht nur unsere Erde schützt, sondern auch den Zusammenhalt in unserer demokratischen Gesellschaft stärkt.“ Mit dem Festival rücke die IBA die Bauwende direkt in die Lebenswelt der Menschen, lobte der Landeschef – er sei überzeugt, dass die Impulse der IBA weit über das Jahr 2027 hinaus wirken werden. Zusammen mit der IBA arbeite das Land intensiv daran, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und mehr Nachhaltigkeit beim Bauwesen voranzutreiben. Die jüngst reformierte Landesbauordnung (LBO), die das Bauen schneller und einfacher machen soll, sei ein weiterer wichtiger Schritt.

„Ein echter Aha-Moment“

Auch Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, betonte, dass im Bau eine Zeitenwende anstehe: „Wir müssen in alle Richtungen denken, vor allem beim Bauen im Bestand und beim zirkulären Bauen. Da liegt der Schlüssel zum Erfolg.“ Die IBA ermutige Projektträger, neue Ideen zu unterstützen, und leiste so einen immens wichtigen Beitrag. Was für Razavi schon der Ort der Festival-Eröffnung aufzeigt: „Ein Parkhaus aus Holz – das sorgt erstmal für einen echten Aha-Moment. Aber genau darum geht es: raus aus dem Gewohnten, rein in die Zukunft des Bauens. Das Holzparkhaus in Wendlingen zeigt, wie innovativ, nachhaltig und mutig wir heute schon bauen können. Und genau dafür steht die IBA’27 – als Spielwiese für Ideen, die morgen auch beim Wohnungsbau Standard sein könnten.“

Im Podiumsgespräch mit IBA-Intendant Andreas Hofer, IBA’27-Geschäftsführerin Gabriele König, Markus Müller von der Architektenkammer Baden-Württemberg und Lucio Blandini vom gemeinnützigen Verein IBA’27 Friends betonte Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel, wie bedeutsam die Ziele der IBA auch für die Kommunen sind: „Wir alle müssen neue Wohn- und Gewerbegebiete schaffen, sollten dabei aber nicht in die Fläche gehen, sondern das weiterentwickeln, was schon da ist.“ Die IBA als Plattform sei wichtig als Ideengeber für Städte und Gemeinden und mit ihren Kontakten in Politik und Wirtschaft gleichzeitig ein Beschleuniger: „Denn es soll ja auch schnell gehen.“ Auch die Stadt Wendlingen habe durch die vielen Kontakte und den engen Austausch profitiert – und sei stolz auf ihr IBA Projekt Holzparkhaus: „Von Anfang an war klar, dass wir eine moderne Mobilitätsstation schaffen wollen, als Verknüpfung aller Verkehrsarten. Deshalb ermöglichen wir in unserem Fahrradparkhaus kostenloses Parken. Zudem ist das Parkhaus so konzipiert, dass es ganz oder teilweise rückgebaut, oder für unterschiedliche Nutzungen, auch Wohnen, umgestaltet werden kann.“

Für IBA-Intendant Hofer ist das zweite Festival ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zum Ausstellungsjahr 2027: „Mit dem Festival machen wir die Projekte vor Ort erlebbar und laden alle Menschen ein, den Wandel mitzudenken. Dabei geht es immer um die Frage, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Genau darin liegt das Wesen einer Bauausstellung: Wir machen sichtbar, was möglich ist – und zeigen den Umbau von Stadt und Region im Maßstab eins zu eins.“

Moderne Technik für Denkmalschutz

Bereits am Tag nach der Eröffnung ging es mit einem Quartiersfest im zweiten Wendlinger IBA’27-Projekt mit dem Festival weiter: In der Neckarspinnerei im Stadtteil Unterboihingen gaben Experten aus Architektur und Restaurierung spannende Einblicke in moderne Techniken zur Erhaltung der teils denkmalgeschützten Bauten in dem Industrieareal. Reges Interesse herrschte dabei besonders bei den beiden Führungen durch das historische Gebäudeensemble sowie beim Afterwork-Event mit Musik.

Foto: kd

In den kommenden zwei Wochen laden die Projektträgerinnen dann weiter gemeinsam mit der IBA zu über 60 Veranstaltungen ein – darunter Führungen, Ausstellungen, Baustellenfeste, Workshops, Familienaktionen und Debatten. Das Festival wird gemeinsam von der IBA’27 GmbH und dem Verein IBA’27 Friends veranstaltet und von zahlreichen Partnerinnen und Projektträgern vor Ort unterstützt. Ermöglicht wird es durch finanzielle Förderung an den Verein IBA’27 Friends, unter anderem von der Baden-Württemberg Stiftung, der Therme Foundation, der Wüstenrot Stiftung sowie der Vector Stiftung. Alle Informationen gibt es unter www.iba27.de/festival im Internet.

Was und wer hinter der IBA’27 steckt

Die Idee
 Mit klugen und mutigen Bauprojekten will die Internationale Bauausstellung (IBA’27) in der Stadt und der Region Stuttgart zeigen, wie das Zusammenleben, das Wohnen und Arbeiten in der Zukunft funktionieren kann. 2017 gestartet, sollen zehn Jahre später – nämlich 2027, also genau 100 Jahre nach der weltweit beachteten Architekturschau am Stuttgarter Weissenhof – die Ergebnisse in einer großen Ausstellung präsentiert werden.

Hintergrund
 Gesteuert wird die Bauausstellung von der IBA’27 StadtRegion Stuttgart GmbH. Gesellschafterinnen sind die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Architektenkammer Baden-Württemberg sowie die Universität Stuttgart. Die Gesellschafterinnen übernehmen anteilig die Finanzierung der GmbH. Zusätzliche Unterstützung erhält die IBA’27 vom Land Baden-Württemberg und aus der Wirtschaft. Der Verein IBA’27 Friends fördert und initiiert Veranstaltungen wie etwa das IBA’27-Festival sowie weitere Projekte, die die IBA begleiten.