Unfälle, Überfälle, Zwischenfälle: der Hype um das neue Smartphone-Spiel Pokémon Go treibt skurrile Blüten.

Stuttgart - Die Welt dreht durch. Schuld ist ein neues Smartphone-Spiel namens Pokémon Go. Dabei irren Menschen wie Zombies durch die Städte, starren auf ihr Smartphone und versuchen verzweifelt, durch ein Wischen auf dem Bildschirm kleine bunte, virtuelle Monster zu fangen.

Für Außenstehende und Nicht-Pokémon-Fans ist es weitgehend unverständlich, wie ein solches Spiel dermaßen populär werden konnte. Doch die App scheint tatsächlich auf dem besten Weg, zu einer der erfolgreichsten Smartphone-Anwendungen aller Zeiten zu werden.

Was wie ein putziges Kinderspiel anmutet, treibt in der Realität allerdings skurrile Blüten. Im Netz kursieren Berichte von Unfällen auf US-Straßen, weil die Autofahrer nebenher mit ihrem Smartphone gespielt haben. Passend dazu twittern Nutzer Fotos von Anzeigetafeln, mit denen die Fahrer in den USA angeblich aufgefordert werden, während der Fahrt ihre Finger von Pokémon Go zu lassen. In Deutschland gab der ADAC sogar eine Warnung vor den Gefahren der Nutzung des Spiels im Straßenverkehr heraus.

Ärger im Krankenhaus

In einem niederländischen Krankenhaus drangen Pokémon-Spieler in nicht-öffentliche Bereiche vor, um eines der Mini-Monster zu jagen. „Seit gestern ist uns aufgefallen, dass junge Leute mit Smartphones im Gebäude herumlaufen und in Bereiche gehen, in denen sie nicht sein sollten“, erklärte Loes Magnin, Sprecherin des Akademischen Medizinischen Zentrums (AMC) in Amsterdam. Einige Spieler hätten sich sogar im Keller des Krankenhauses wiedergefunden, wo unter anderem Kleidung desinfiziert wird.

Deshalb sah sich die Klinik genötigt, auf Twitter zu reagieren. „Es gibt tatsächlich ein krankes Pokémon im AMC, aber wir sorgen gut für es. Bitte besucht es nicht“, twitterte die Klinik.

Sogar vor Holocaust-Gedenkstätten macht das Spiel nicht Halt. So sind das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz sowie das Holocaust-Museum und der Militärfriedhof in der App als möglicher Aufenthaltsort von „Pokémon“-Monstern markiert. Die Verantwortlichen versuchen nun, diese Stätten aus dem Spiel entfernen zu lassen.

Bewusstlosen Mann gefunden

Im Netz kursieren derweil die wildesten Geschichten, was Spielern bei der Jagd auf Pokémons angeblich passiert ist. So fand eine Frau in den USA offenbar eine Wasserleiche anstelle eines Mini-Monsters. Und @NoodLe3105 berichtet auf Twitter, sie sei bei einem nächtlichen Pokémon-Jagdausflug über einen bewusstlosen Mann gestolpertund habe einen Krankenwagen gerufen.

Auch Verbrecher haben offenbar ihre Freude an Pokémon Go. Auf dem Campus der University of Maryland seien jüngst vier Menschen bei der Smartphone-Suche nach Monsterfiguren ausgeraubt worden, teilte die Campus-Polizei mit. In zwei Fällen habe der Verdächtige sogar eine Waffe gezückt. Verletzt wurde aber niemand. Zuvor wurde aus Auburn in Alabama die Festnahme von vier Verdächtigen gemeldet, die einen Mann mit Waffengewalt ausgeraubt haben sollen, als dieser gerade in der Nähe eines verlassenen Gebäudes auf Pokémon-Monster-Suche war.

Vor die Kamera gestolpert

Verirrt hat sich im amerikanischen Fernsehen eine Moderatorin bei der Jagd auf die Mini-Monster, sie stolperte gar vor die laufende Kamera. Der verdutzte Gesichtsausdruck des Wettermoderators, der gerade die Wettervorhersage bekannt geben wollte, spricht Bände. Doch Allison Kropff nahm ihren Fauxpas gelassen und postete die Aufzeichnung sogar auf Facebook mit der Anmerkung: "Der Moment, wenn du weißt, dass du süchtig bist".

Während Pokémon-Gegner wegen des Spiels zwischen der Furcht vor dem Untergang des Abendlandes und bloßem genervtem Schulterzucken schwanken, nehmen viele Twitterer den neuen Trend mit Humor. Die sozialen Netzwerke quellen deshalb über von Tweets, Posts und Fotos. Hier eine kleine Auswahl.

Auch die Werbung hat den Trend bereits entdeckt und springt darauf an.