Der Hurrikan „Matthew“ hat die Küste Floridas erreicht. Foto: Getty

„Matthew“ hinterlässt in der Karibik eine Spur der Verwüstung und tötet allein in Haiti 300 Menschen. Die USA fordern fast zwei Millionen Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Präsident Obama ruft für zwei US-Staaten den Notstand aus.

Cape Canaveral - Der Hurrikan „Matthew“ hat in den USA Zehntausende Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Behörden forderten mehr als zwei Millionen Menschen auf, sich landeinwärts in Sicherheit zu bringen. Viele Bewohner verbarrikadierten ihre Häuser. Präsident Barack Obama rief den Notstand für Florida und South Carolina aus. Aus Karibik wurden 290 Tote gemeldet.

In der Nacht zu Freitag waren in Florida etwa 95 000 Haushalte und Geschäfte ohne Strom. In Vero Beach waren mehrere Straßen überschwemmt. Der von Obama verhängte Notstand für Florida und South Carolina gibt dem Heimatschutzministerium und anderen US-Bundesbehörden das Recht Schutz- und Rettungsmaßnahmen zu koordinieren.

„Dieser Sturm ist ein Monster“ warnte Floridas Gouverneur Rick Scott. Man müsse damit rechnen, dass „Matthew“ auch in Florida Menschen töten werde. Allein in dem Staat an der Südostspitze der USA waren 1,5 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Viele vernagelten Fenster und Türen mit Holz bevor sie in höher gelegene Gebiete fuhren. Viele Geschäfte waren leergekauft. Tausende suchten in Hotels oder Schulen Zuflucht vor „Matthew“, der bis zu 209 Stundenkilometer schnell war.

Der letzte vergleichbare Hurrikan hatte Florida 2005 getroffen

In der Nacht befand sich der Hurrikan etwa 110 Kilometer östlich von West Palm Beach über dem Atlantik. Meteorologen erwarteten, dass er an Land oder knapp vor der Küste noch Norden donnert und über das Wochenende die nördlich gelegenen Staaten Georgia und South Carolina heimsucht. Anschließend könnte er in einem Bogen über den Atlantik ziehen und Florida erneut treffen.

Während „Matthew“ die etwa 4,4 Millionen Einwohner an der Südspitze Floridas verschonte, bereiteten sich rund 1,1 Millionen Menschen nördlich von West Palm Beach auf die Ankunft des Hurrikans vor. Die Patienten zweier Krankenhäuser an der Küste wurden evakuiert. Der Flughafen von Fort Lauderdale war bereits geschlossen, der in Orlando sollte folgen. Der dortige Disney Park und die Universal Studios schlossen ihre Pforten. Die Zugverbindung von Miami nach New York wurde eingestellt.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton bat Gouverneur Scott, den Termin für die Wählerregistrierung über Dienstag hinaus zu verlängern. Der Republikaner lehnte das ab.

Der letzte vergleichbare Hurrikan hatte Florida 2005 getroffen. „Wilma“ tötete damals fünf Menschen und richtete Schäden in Höhe von 21 Milliarden Dollar (nach heutigem Kurs 18,1 Milliarden Euro) an.

Das gesamte Ausmaß der Schäden sind immer noch nicht abzusehen

Auf seinem Weg durch die Karibik hatte „Matthew“ besonders Haiti verheert. Das Innenministerium meldete 283 Tote. Der aus der Region stammende Senator Hervé Fourcand bezifferte die Zahl der Todesopfer gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstagabend (Ortszeit) sogar auf mehr als 300.

Das gesamte Ausmaß der Schäden war immer noch nicht abzusehen. Aus dem Département Grand’Anse gebe es beispielsweise noch kaum verlässliche Angaben über Opfer, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Straßen seien weggefegt und Telefonleitungen gekappt worden. Hilfskonvois und Helikopter begannen mit dem zunehmend besseren Wetter, dorthin und in die anderem am schwersten betroffenen Regionen vorzudringen.

Vier Tote wurden auch aus der benachbarten Dominikanischen Republik gemeldet, einer aus Kolumbien und einer aus St. Vincent und die Grenadinen.