Britische Soldaten unterstützen auf den Jungferninseln Einwohner bei den Aufräumarbeiten. Foto: AP

Hurrikan „Irma“ hat Tod und Verwüstung über die Karibik und den US-Bundesstaat Florida gebracht. Die internationale Hilfe läuft auf Hochtouren. Auch Deutschland beteiligt sich mit einer Unterstützungsmission.

London - Die britische Regierung hat nach Hurrikan Irma ihren karibischen Überseegebieten - den Britischen Jungferninseln und Anguilla - umgerechnet 35 Millionen Euro Nothilfe in Aussicht gestellt. Zehn Hilfsflüge transportierten Medikamente, Lebensmittel, Trinkwasser und Material für Notunterkünfte in die Region. An Bord waren auch Ingenieure und Soldaten. Bislang schickten die Streitkräfte rund 700 Soldaten, darunter „Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern und Experten“, wie das Außenministerium mitteilte. In den kommenden Tagen sollten weitere folgen. Bereits zu beginn des Sturms war das Marineschiff „RFA Mounts Bay“ in der Region, die „HMS Ocean“ sollte am Dienstag mit Hilfsgütern von Gibraltar aus Kurs auf die Karibik nehmen. Für Dienstag war auch eine Reise von Außenminister Boris Johnson in die Überseegebiete geplant. Johnson wies Kritik zurück, die Regierung habe zu langsam reagiert.

80.000 Menschen obdachlos

Nach französischen Behördenangaben kamen durch „Irma“ insgesamt zehn Menschen auf Saint-Barthélemy und Saint-Martin ums Leben. Rund 80.000 Menschen wurden in den französischen Überseeterritorien obdachlos. Paris schickte Hubschrauber, technisches Material, Medikamente und Millionen Liter Trinkwasser in die notleidenden Gebiete, wo den Angaben zufolge drei beschädigte Wasseraufbereitungsanlagen für Monate ausfallen dürften. Rund 1500 Helfer entsandte die französische Regierung bislang ins Katastrophengebiet, darunter Soldaten, Polizisten und Krisenhelfer. Der Energiekonzern EDF wollte 140 Tonnen Material, darunter Generatoren zur Stromerzeugung und Pumpen, von Guadeloupe aus nach Saint-Martin schicken. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste am Dienstag zu dem Inselterritorium.

Bereits vor dem Durchzug von „Irma“ hatte die niederländische Marine zwei Schiffe in den Gewässern stationiert, die Hubschrauber und Hilfsgüter an Bord hatten. Bislang wurden zudem vier Militärmaschinen mit Helfern und Hilfsgütern an Bord in die betroffenen Gebiete der Niederländischen Antillen entsandt. Auch das Rote Kreuz brachte 60 Tonnen Hilfsgüter in Zusammenarbeit mit der niederländischen Airline KLM auf den Weg. Am Freitag wurden erste Überlebende und Kranke in Sicherheit gebracht, später flogen Maschinen des Touristikkonzerns TUI und des Militärs auch Touristen aus. König Willem Alexander reiste am Sonntag auf die Antillen. In den Niederlanden und in Frankreich trafen am Montag insgesamt knapp 400 Überlebende des Hurrikans aus der Karibik ein.

Soldaten zur Unterstützung geschickt

Das US-Militär brachte bereits vor dem Sturm Staatsangehörige von Saint-Martin nach Puerto Rico in Sicherheit, doch Schätzungen zufolge harren noch 2000 bis 3000 US-Bürger in den betroffenen Karibik-Gebieten aus. Amphibienboote sind vor den Amerikanischen Jungferninseln im Einsatz, wo vier Menschen durch „Irma“ ums Leben kamen. Am Sonntag traf das Marineschiff „USS Abraham Lincoln“ mit 24 Hubschraubern vor Florida ein, um die dortigen Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Das Verteidigungsministerium schickte rund 4600 Soldaten zur Hilfe auf die Jungferninseln und nach Puerto Rico sowie zur Unterstützung der britischen Kräfte in den britischen Überseegebieten.

Am Dienstagmorgen traf ein Krisenunterstützungsteam aus Deutschland in den USA ein, das 31 Mitarbeiter aus dem Auswärtigen Amt, von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk (THW) und ein Interventionsteam umfasste. In Atlanta im Bundesstaat Georgia wurde nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amts ein Krisenzentrum eingerichtet, auch die Zahl der Mitarbeiter im deutschen Generalkonsulat vor Ort sei aufgestockt worden. Zudem war ein Militärflugzeug vom Typ A400M nach Curaçao unterwegs, um Hilfsgüter auf die niederländische Insel zu bringen. Nach Ministeriumsangaben halten sich auf den karibischen Inseln und in Florida insgesamt bis zu 200.000 Deutsche auf. Von der Karibikinsel Saint-Martin/Sint Maarten sollten Deutsche „in den nächsten beiden Tagen“ ausgeflogen werden.