Massenflucht vor „Florence“: Auf den Straßen im Südosten der USA bilden sich lange Staus. Foto: The Daily Press

Es könnte einer der stärksten Hurrikane werden:„Florence“ nähert sich immer weiter der Küste im Südosten der USA. Viele Bewohner flüchten aus der Gegend, einige wollen aber trotz Evakuierungsanordnung in ihren Häusern bleiben.

Wrightsville Beach - Massenflucht vor „Florence“: Tausende Bewohner des Südostens der USA haben angesichts des näherrückenden Hurrikans ihre Wohnorte verlassen. Auf den Straßen bildeten sich am Mittwoch lange Staus. Manche Einwohner waren trotz der Evakuierungsanordnungen jedoch weiterhin nicht gewillt, ihre Häuser zu verlassen.

Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema warnte, „Florence“ werde die Küste mit der Wucht eines „Mike-Tyson-Schlages“ treffen - eine Anspielung auf den früheren Boxweltmeister. Nach Angaben der Behörden handelt es sich um „einen der stärksten Hurrikane der vergangenen Jahrzehnte“. Sie warnten vor lebensgefährlichen meterhohen Überschwemmungen und Sturzfluten, massiven Regenfällen sowie wochenlangen Stromausfällen und Straßenblockaden. Fema-Vertreter Jeff Byard mahnte die Bevölkerung, die Warnungen der Behörden ernst zu nehmen, „Florence“ werde kein bloßer „Streifhieb“ sein.

Auch Präsident Donald Trump mahnte die Bürger: „Wenn Sie aufgefordert werden zu gehen, dann raus da.“ Zugleich versicherte er, die Behörden seien ausreichend auf den Wirbelsturm vorbereitet. Für insgesamt rund 1,7 Millionen Bewohner der Bundesstaaten North Carolina, South Carolina und Virginia galten Evakuierungsanordnungen oder -empfehlungen. Der Notstand wurde am Mittwoch auch für den weiter südlich gelegenen Staat Georgia ausgerufen. In den vergangenen Tagen hatten die örtlichen Behörden zudem bereits den Notstand für die Hauptstadt Washington und den dort angrenzenden Bundesstaat Maryland erklärt.

„Florence“ soll Donnerstagabend oder Freitagmorgen auf die Küste prallen

Der Wirbelsturm von der zweitstärksten Stärke 4 auf der fünfstufigen Hurrikan-Skala brachte Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 220 Stundenkilometern mit sich. Das Zentrum des Hurrikans befand sich am späten Mittwochvormittag (Ortszeit) rund 785 Kilometer südöstlich des populären Badeorts Wilmington in North Carolina. Es bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 28 Stundenkilometern in Richtung Nordwesten. Die Meteorologen erwarteten, dass „Florence“ am Donnerstagabend oder Freitagmorgen (Ortszeit) auf die Küste prallen werde. Auf mehreren Autobahnen in der Region sperrten die Behörden den Verkehr in Richtung Küste, um zusätzliche Spuren für die von der Küste fliehenden Bewohner zu schaffen. Andere Bewohner begaben sich in Notunterkünfte, wiederum andere zeigten sich entschlossen, dem Sturm vor Ort zu trotzen.

Der nahe der historischen Hafenstadt Charleston in South Carolina wohnende Elektriker Kevin Miller berichtete, er habe bereits den Hurrikan „Hugo“ von 1989 in seinem Haus durchgestanden und wolle auch diesmal bleiben. „Wir haben alles. Wir sind vorbereitet“, sagte der 50-Jährige. Der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper, warnte unterdessen, es wäre ein großer Fehler, den Hurrikan in den eigenen vier Wänden aussitzen zu wollen. Die Menschen in den Evakuierungsgebieten müssten „jetzt raus“. „Das ist ein historischer Sturm, wie man ihn vielleicht nur einmal im Leben erlebt“, sagte Cooper. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in der Region heftig geregnet, es kam zu ersten Überschwemmungen. In den am stärksten bedrohten Orten waren viele Häuser und Geschäfte mit Brettern verrammelt, die Supermarktregale oft leergefegt und auch viele Zapfsäulen bereits leer.