Land unter in North Carolina – Hurrikan „Florence“ hatte viel Regen im Gepäck. Foto: AP/The News & Observer

Hurrikan „Florence“ hat sich zwar abgeschwächt, hält den Südosten der USA aber weiter in Atem. Besonders den Regen betrachten Meteorologen mit Sorge. Die Zahl der Toten steigt. Und es droht massive Umweltverschmutzung.

New Bern - Die Zahl der Toten durch Sturm „Florence“ ist im Südosten der USA auf mindestens 17 gestiegen. Zuletzt kam ein drei Monate altes Kind um, als im Staat North Carolina ein Baum auf ein Wohnmobil stürzte, wie die Behörden mitteilten. Zuvor starben demnach drei Menschen bei wetterbedingten Verkehrsunfällen in South Carolina.

„Florence“ traf am Freitag als Hurrikan an der Südostküste an Land und wurde mittlerweile zu einem Tiefdruckgebiet herabgestuft. Da der Sturm der Region aber nach wie vor enorme Niederschläge bringt, haben Behörden und Meteorologen vor katastrophalen Überflutungen gewarnt. North Carolinas Gouverneur Roy Cooper warnte: „Die Lebensgefahr steigt mit den tobenden Gewässern.“

Flusspegel steigen auf Rekordhöhen

Seit Freitag fielen mancherorts 75 Zentimeter Regen, landeinwärts wurden ganze Gemeinden von schlammigem Flusswasser überflutet. Flüsse in der Region erreichten Rekordpegel. Zehntausende Anwohner entlang deren Ufern wurden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert - in der Erwartung, dass das Wasser in den kommenden Tagen weiter ansteigen könnte.

Dramatisch war die Lage am Wochenende in Wilmington. Die Straßen in die 120 000-Einwohner-Hafenstadt standen unter Wasser, die Menschen mussten vor Läden und Restaurants stundenlang für Lebensmittel wie Wasser anstehen. Die Tür zu einem Geschäft wurde von Polizisten überwacht, nur zehn Kunden auf einmal durften hinein. Rund 115 Kilometer von der Küste entfernt stiegen Anwohner nahe dem Fluss Lumber River direkt von ihren Häusern in Boote ein, die in ihren Vorgarten trieben. Wettervorhersagen zufolge könnten sich diese Szenen bis zu 400 Kilometer ins Landesinnere wiederholen.

Tausende Haushalte ohne Strom

Etwa 740 000 Häuser und Betriebe waren in den beiden Carolinas von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Versorger rechneten damit, dass manche Menschen wochenlang ohne Strom auskommen müssen.

Der Leiter des Katastrophenschutzes Fema, Brock Long, erklärte, seine Mitarbeiter konzentrierten sich darauf, Menschen in Not zu finden und zu retten. Sie wurden unterstützt von rund 13 500 Militärangehörigen, die für die Rettungsarbeiten abgestellt wurden. Die Menschen wurden aufgefordert, nicht Auto zu fahren und keine Satellitennavigation zu nutzen, weil die auf gesperrte Straßen leiten könnte.

Der Bürgermeister von New Bern verhängte eine Ausgangssperre für die Küstenstadt. Dort waren die Häuser komplett vom Wasser eingeschlossen. Retter fuhren mit Schlauchbooten durch die Straßen, um Bewohner zu retten. Das nationale Hurrikanzentrum warnte vor Erdrutschen in North Carolina.

Sorge vor Umweltkatastrophe

Die Behörden treibt überdies die Sorge vor Wasserverschmutzung um: Denn in beiden Carolinas würden Kohleaschedeponien sowie tiefliegende Schweine-Farmen von über Ufer getretenen Flüssen überflutet. Der Zusammenbruch einer Kohleaschehalde im Kraftwerk L.V. Sutton Power nahe Wilmington habe sich zu einer „anhaltenden Lage“ entwickelt, berichtete der Energieversorger Duke Energy. Eine unbekannte Menge an womöglich verseuchtem Wasser fließe in einen nahe gelegenen See.

In einem anderen Kraftwerk nahe Goldsboro wurden drei alte Deponien mit Kohleasche, die von einer Erdschicht bedeckt waren, vom Fluss Neuse überschwemmt. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP überflog am Sonntag den Osten von North Carolina und sah unter Wasser stehende Farmen entlang dem Fluss Trent. In solchen Höfen gibt es oft große Gruben mit Schweineurin und Fäkalien, die im Falle von Überflutungen für erhebliche Wasserverseuchungen sorgen können. Umweltbehörden liegen nach eigenen Angaben bislang keine Berichte über Lecks vor.

Das Büro des dortigen Generalstaatsanwalts Josh Stein erreichten auch immer mehr Klagen über Wucherer, die Notlagen von Bürgern ausnutzen sollen. In seinem Büro seien schon 500 Beschwerden über mutmaßliche Preistreiberei bei Grundgütern wie Benzin und Wasser eingegangen, teilte er am Sonntag mit. Menschen, die sich vor dem Sturm „Florence“ und Überschwemmungen in Sicherheit bringen wollten, seien zudem mit horrend hohen Hotelrechnungen konfrontiert worden.