Die Zahl der Toten durch Hurrikan „Dorian“ ist gestiegen. Foto: dpa

Nach dem schweren Hurrikan sind die Hilfsarbeiten auf den Bahamas angelaufen. Viele werden monatelang ohne Haus und ohne Arbeit sein, befürchten manche. Am Donnerstag erreichte der Hurrikan die US-Küste.

Ocracoke - Die Zahl der Toten durch Hurrikan „Dorian“ auf den Bahamas hat sich auf mindestens 30 erhöht. Für die kommenden Tage werde mit einem erheblichen Anstieg der Opferzahl gerechnet, sagte Gesundheitsminister Duane Sands der Nachrichtenagentur AP in einem Telefonat am Donnerstagabend (Ortszeit). So würden Einsatzkräfte ihre Such- und Rettungsmission fortsetzen.

Die Opfer stammten von den Inseln Grand Bahama und Abaco, ergänzte Sands. Die Verletzten seien auf die Insel New Providence geflogen worden.

„Dorian“ hatte die Abaco-Inseln am Sonntag als Hurrikan der stärksten Kategorie 5 getroffen, in der Folge verharrte er als Wirbelsturm der Kategorie 4 anderthalb Tage über Grand Bahama und richtete schwere Verwüstungen an.

Mehrere Hundert Bahamaer warteten am Donnerstagabend am teils überfluteten Flughafen Leonard M. Thompson auf Abaco und hofften auf einen Platz in einem der kleinen Flugzeuge - sie wollten raus aus der Katastrophenzone. Einige trugen Plastiktüten mit ihren Habseligkeiten. Doch die Evakuierung ging nur langsam voran und der Frust wuchs bei einigen, die sagten, sie hätten keinen Ort, an den sie gehen könnten, nachdem ganze Viertel zerstört wurden.

Fertignahrungsmittel werden geliefert

Helfer schwärmten aus und suchten nach Vermissten oder Menschen in Not. Aufräumtrupps begannen, Straßen zu räumen und Hilfsverteilungszentren aufzubauen. Die Vereinten Nationen kündigten an, acht Tonnen Fertignahrungsmittel zu liefern, Gerätschaft für die Satellitenkommunikation bereitzustellen und Lagereinheiten, Generatoren und Fertigbüros einzufliegen, um Logistikzentren aufzubauen.

Ein Schiff der British Royal Navy legte in Abaco an und verteilte Lieferungen an Überlebende. Auf Grand Bahama lud ein Schiff der Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean 10 000 Mahlzeiten, Wasserflaschen und mehr als 180 Generatoren, sowie Windeln und Taschenlampen ab. Auch American Airlines schickte ein Flugzeug mit Hilfsgütern.

Einige Überlebende machten sich auf den Weg in ihre Gemeinde The Mud, eine Stadt, die aus Baracken bestand und von Tausenden haitianischen Einwanderern über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Sie wurde innerhalb weniger Stunden von „Dorian“ praktisch ausgelöscht. Übrig blieben Trümmerfelder von der Größe mehrerer Fußballplätze.

Schlangen vor Lebensmittelgeschäften

Ein Hubschrauber flog über die Gegend, als Menschen auf der Suche nach einigen ihrer Besitztümer die Trümmer durchkämmten und dabei einer Leiche auswichen, die neben verbogenen Wellblechplatten unter einem Ast lag, die Hände nach oben gerichtet. Mindestens neun Tote haben die Menschen Berichten zufolge in der Gegend gesehen.

Hilfsmannschaften in Grand Bahamas arbeiteten daran, den Flughafen wieder zu öffnen, vor Tankstellen und Lebensmittelgeschäften bildeten sich Schlange. „Die Leute werden monatelang keine Arbeit haben“, klagte der 67-jährige Holzbildhauer Gordon Higgs. „Sie werden obdachlos sein, kein Essen. Nichts.“

Abaco und Grand Bahama sind für ihre Jachthäfen, Golfplätze und All-inclusive-Resorts bekannt, viele Fischer, Arbeiter und Hotelangestellte leben dort. Hunderte Obdachlose Leute mussten am Donnerstag aus dem Hauptkrankenhaus in Abaco aus- und in Schulen und Regierungsgebäude einziehen. Einige wurden wütend, weil sie gebeten wurden, zu gehen, oder ihnen nicht erlaubt wurde, verletzte Verwandte zu besuchen.

„Dorian“ brachte am Donnerstag Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde nach South und North Carolina an der US-Südostküste. Tornados räumten Dächer ab, der Strom fiel in mehr als 250 000 Häusern und Geschäften aus. Bei den Vorbereitungen für den Wirbelsturm kamen in den USA bisher vier Menschen ums Leben.