Auch Plastiktüten mit aufgesammeltem Hundekot landeten in Feldern oder am Rand von Feldwegen. Foto: dpa

Sie werden zu Tretminen auf Gehwegen und zum Elternschreck auf Spielplätzen: Hundekot erschwert Stadtreinigungen in Baden-Württemberg die Arbeit und verschmutzt Landwirten die Felder.

Stuttgart - Der Ekelfaktor ist groß: Hundehaufen auf Feldern, Gehwegen und Grünflächen sorgen im Südwesten vielerorts für Ärger. „Das Problem ist sehr massiv“, sagte eine Sprecherin des Landesbauernverbands in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe Hundehalter, die ihre Tiere in den Feldern herumlaufen und ihr Geschäft verrichten ließen - obwohl dort Lebensmittel wie Salat angebaut würden. „Es ist unappetitlich für alle Beteiligten.“

Auch Plastiktüten mit aufgesammeltem Hundekot landeten in Feldern oder am Rand von Feldwegen. „Es ist ein neuer Trend, dass man die Tüten dort liegenlässt“, sagte die Sprecherin. „So auf die Art: „Auf dem Rückweg nehme ich es wieder mit“ - und dann vergisst man es. Und dann liegen da am Tag 20 Tütchen.“

Mit Flyern appelliert der Verband an die Hundehalter - doch manche seien einfach uneinsichtig. Dabei können auch kleine Haufen große Probleme machen: Beim Mähen würden Kot und Plastiktüten verteilt und könnten im Futter landen. Dies sei ein Gesundheitsrisiko für Kühe und Rinder.

Immer mehr Kommunen fragen nach dem Flyer

Es melden sich immer mehr Kommunen beim Landesbauernverband, um die Flyer zu bestellen und sie Hundehaltern zu schicken. Darin heißt es etwa: „Rechtlich gesehen ist die Verunreinigung durch Hundekot eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldbuße belegt werden.“ Die Stadt Stuttgart zum Beispiel verschickt einen ähnlichen Flyer.

Auch bei Stadtreinigungen sorgen Hundehaufen für Unmut. Befragungen zeigten, dass 75 Prozent der Mannheimer von Hundekot in der Stadt genervt seien, sagte der Leiter des dortigen Eigenbetriebs für Abfallwirtschaft, Stefan Klockow. Ein Viertel der Befragten sehe darin ein großes Problem. „Das steht weit vor Zigarettenkippen und weggeworfenen Dosen.“

Hundekot sei einfach eklig, deshalb ärgerten sich die Bürger darüber mehr. „Er klebt an den Schuhsohlen der Kinder, man verteilt ihn überall und wenn er einmal da ist, kriegen wir ihn nur schwer wieder weg - auf einer Wiese geht das kaum.“ Bußgelder seien weitgehend wirkungslos, sagte Klockow. Die Herrchen und Frauchen würden nur sehr selten auf frischer Tat ertappt.

Boxen für Hundekottüten

Zahlreiche Kommunen versuchen, mit Boxen für Hundekottüten haufenfrei zu bleiben. Für viele haben sich die Tüten bewährt, auch wenn es überall schwarze Schafe unter den Hundehaltern gibt. Freiburg und Ulm etwa sehen dank der Tüten wenig Probleme mit Hundekot im Stadtgebiet.

In Mannheim sollen Patenschaften von Bürgern helfen, die sich für die Hundekottüten-Spender verantwortlich fühlen und dafür sorgen, dass die Boxen immer voll sind. „Auf diese Weise wollen wir einen Bewusstseinswandel erreichen bei den Hundehaltern“, sagte Klockow. „Es hat keiner mehr die Entschuldigung „Der Hundekottütenspender war leer heute“.“ Das Interesse sei riesig, es gebe schon rund 200 Paten. „Wir kommen kaum hinterher, die Hundekottütenspender aufzustellen, so viele Paten melden sich.“

Einsparpläne in Karlsruhe

Bei rund 10.000 angemeldeten Mannheimer Hunden sei der Bedarf an Tüten groß. Wenn jeder Hund täglich 100 bis 200 Gramm Kot ausscheide, seien das 1000 bis 2000 Kilogramm am Tag. „Ziel ist, möglichst alles in diese Hundekottüten zu bringen“, sagte Klockow. Selbst wenn die eine oder andere Tüte im Gebüsch statt im Mülleimer lande: „Für uns ist es allemal leichter, eine befüllte Hundekottüte aus dem Gebüsch zu holen als einen Hundehaufen.“ Die Stadt steuere in diesem Jahr auf 2 Millionen verteilte Tüten zu - 2014 seien es noch 600.000 gewesen.

Auch Karlsruhe hat die Tüten, allerdings gibt es hier Einsparpläne. „Dieses Jahr haben wir noch die Haushaltsmittel, um die Tüten zu kaufen“, sagte der Leiter des Gartenbauamts, Helmut Kern. Nächstes Jahr voraussichtlich nicht mehr: Wegen Haushaltsproblemen müsse die Stadt sparen. „Ich würde die Tüten gern weiter verteilen, sie wurden gut angenommen.“ Bislang können Hundehalter sie sich an 60 Verteilstellen abholen. Das Mannheimer Patenprogramm gefällt Kern. „Das ist vielleicht auch ein Modell für Karlsruhe“, sagte er. „Man kann ja überlegen, ob man für die Tüten Sponsoren findet, die sie mit Werbung bedrucken, für Tierpflegeartikel vielleicht.“