Hozan Cane lebt in Köln. Mit bürgerlichem Namen heißt sie eigentlich Saide Inac . Foto: Management

Wegen Terrorvorwürfen ist die Deutsche Hozan Cane in der Türkei zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die kurdischstämmige Sängerin ist bei einer Wahlkampfveranstaltung der prokurdischen Oppositionspartei HDP festgenommen worden.

Istanbul - In der Türkei ist die Deutsche Hozan Cane wegen Terrorvorwürfen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Ein Gericht in Edirne habe die kurdischstämmige Sängerin der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation schuldig befunden und zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, sagte ihr Anwalt Mustafa Peköz am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen bezeichnete den Prozess als „politische Farce“.

Die Kölnerin, die mit bürgerlichem Namen Saide Inac heißt, war kurz vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom 24. Juni bei einer Wahlkampftour der prokurdischen Oppositionspartei HDP im nordwestlichen Edirne festgenommen worden. Die Justiz beschuldigte sie der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, der Volksverhetzung und der Verunglimpfung von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Ihr drohten bis zu 13 Jahre Haft.

Linken-Abgeordnete Dagdelen nannte den Prozess „eine politische Farce“

Am Mittwoch wurde die Künstlerin aber nur der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ schuldig gesprochen. Ihre Anwälte kündigten umgehend Berufung an. Der Prozess hatte am 19. Oktober in Edirne begonnen; das Urteil erfolgte nun am zweiten Verhandlungstag. An der Verhandlung in Edirne nahm nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch ein Vertreter des Generalkonsulats in Istanbul teil, das Cane konsularisch betreut. Laut Canes Familie werden ihr Fotos zur Last gelegt, auf denen sie mit Kämpfern der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien zu sehen ist. Diese stammten aber in Wahrheit von Dreharbeiten zu einem Film Canes über die Verfolgung der Jesiden durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Die Türkei betrachtet die YPG wegen ihrer engen Verbindung zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation. Die Linken-Abgeordnete Dagdelen nannte den Prozess „eine politische Farce“, der zeige, „dass die Türkei kein Rechtsstaat ist, sondern ein Willkürregime“. Es sei „ein Hohn“, dass sich die Staatsanwaltschaft bei der Anklage wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation auf Szenen aus Canes Film ‚74th Genocide Sengel’ stütze, der die Gräueltaten der IS-Miliz an den Jesiden thematisiert, erklärte Dagdelen vor der Urteilsverkündung.

Erst Ende Oktober war der 29-jährige Gießener Patrick Kraicker wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Ein Gericht in der Provinz Sirnak sah es als erwiesen an, dass er sich im Südosten der Türkei der YPG anschließen wollte. Mitte September war zudem der Hamburger Taxifahrer Ilhami A. zu drei Jahren und eineinhalb Monaten wegen Terrorpropaganda verurteilt worden.