Nicol Weltes Job ist es, Übernachtungen im großen Stil zu verkaufen. Foto: Malte Klein

Zu einem Hotel gehören immer Menschen, die sich um die Gäste kümmern und ihnen die Wünsche von den Augen ablesen. In einer Serie stellen wir gute Geister vor. Diesmal: Nicol Welte ist Verkaufsleiterin im Parkhotel Stuttgart Messe Airport.

Leinfelden-Echterdingen - Wenn Nicol Welte durch das Parkhotel in Echterdingen geht, tut sie das mit System: Ihr Rundgang beginnt in der Halle, führt durch die Tagungsräume, die hauseigene Brauerei, den Yoga-Raum und endet in einem der edelsten Zimmer – einer Suite. Zu Weltes Job gehört es, Kunden durch das Hotel zu führen; diese wollen schauen, wie ihre Mitarbeiter oder Geschäftspartner bald übernachten werden. „Wichtig ist, dass wir nicht zu oft die Etage wechseln“, erklärt Welte. Denn die Tour soll wie aus einem Guss wirken.

Die 32-jährige Nicol Welte ist die Verkaufsleiterin des Parkhotels Stuttgart Messe Airport, eines Vier-Sterne-Superior-Hauses. An diesem Montagmittag berichtet sie von ihrem Beruf und zeigt das Hotel mit den 220 Zimmern, in dem 100 Mitarbeiter tätig sind. „Bei uns übernachten zu 90 Prozent Geschäftskunden“, sagt sie.

Wenn Welte einen Rundgang anbietet, sind ihre Gesprächspartner Travelmanager oder Bucher. Erstere handeln für die firmeneigenen Reisebüros Verträge mit ihr aus. Die Bucher wiederum reservieren für die Mitarbeiter den Aufenthalt.

Immer mehr Firmen nutzen Onlineformulare

„Ich zeige meist vier Zimmer und ende dann in der Suite. Dann ist der Wow-Effekt am größten.“ Denn es geht bei jedem Rundgang um viel Geld, weil die Kunden einen Vertrag für ein Jahr abschließen. „Die Vertragspartner müssen natürlich ein gewisses Volumen an Übernachtungen pro Jahr mitbringen.“ Ihre Kunden sind etwa Fluggesellschaften, Firmen, die auf der Messe ausstellen, oder Unternehmensberatungen. Wie sie den Vertrag verhandelt, ist unterschiedlich: „Nach der voraussichtlichen Anzahl der Übernachtungen des Kunden geben wir ein Ratenangebot ab. Viele akzeptieren es direkt, in manchen Fällen müssen wir verhandeln.“

Immer mehr Firmen nutzten mittlerweile ein Onlineformular zur Vertragsverhandlung. „Wir überlegen dann, ob wir zu den Reiserichtlinien der Firma ein Angebot abgeben können oder nicht.“ Der Grund, warum Firmen solche Verträge aushandeln, ist das Yield Management, das auch Fluggesellschaften zur bestmöglichen Auslastung nutzen. „Der Preis variiert je nach Buchungslage. Wenn Unternehmen einen Vertrag mit uns haben, ist der nach oben gedeckelt“, erklärt Welte.

Kein Tag sei wie der andere

Sie arbeitet seit 2014 als Verkaufschefin im Parkhotel. Ihr Interesse am Verkauf bemerkte sie während ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Fünf-Sterne-Hotel Bayerischer Hof in München. „Ich habe jeden Tag mit unheimlich vielen Menschen zu tun, und kein Tag ist wie der andere“, sagt sie. Nach der Ausbildung studierte sie noch Tourismusmanagement.

Manchmal trägt Weltes Arbeit schnell Früchte, manchmal muss sie sich gedulden. Darum bleibt sie mit den Kunden im Gespräch: „Es kommt auch mal vor, dass ein Gast buchen will, wenn wir nichts frei haben. Dann schicke ich ihm einen Brief mit einer Tafel Schokolade und bedanke mich“, sagt sie. Der Verkauf von Hotelzimmern unterscheide sich deutlich von dem von Dingen: „Wir verkaufen ein Produkt, das wir nicht vorproduzieren können.“

Ihr gefällt die Arbeit im Parkhotel. „Wir sind ein sehr junges Haus und ein junges Team. Darum sagt hier auch niemand Sätze wie ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘.“ Im Gegenteil: „Wir machen uns immer wieder Gedanken darüber, was wir anders machen können.“ Sie nennt ein Beispiel: „Neulich haben wir den klassischen Obstteller als Willkommensgeschenk durch die Stuttgarter Roßbolla ersetzt. Unserer Eigentümerfamilie ist der regionale Bezug ganz wichtig.“

Die Statistik gehört zu ihrem Job

Weltes Arbeit hat noch eine andere Seite: die Zahlen. Denn sie arbeitet viel mit Statistiken. „Ich schaue, welche Firmen uns wie oft nutzen, welche Reisebüros uns wie viele Gäste gebracht haben und wie wir zu Messen gebucht waren.“ Dann weiß sie, wo sie noch aktiv werden kann.

Welte ist nun fast am Ende des Rundgangs und öffnet ein Zimmer. „Auch wenn ich dieses Kunden zeige, habe ich ein System.“ Zuerst erwähnt sie den großen Schreibtisch, deutet auf die hohen Fenster, die sich bis zum Fußboden erstrecken. Zum Schluss zeigt sie den Kunden das Bad.

Und wenn Welte ihren Hausrundgang angeschlossen hat, teilt sie das ihren Kollegen an der Rezeption mit. „Dann können sie die Zimmer für Gäste vergeben“, sagt die Verkaufsleiterin. „Vorher hatte ich die nämlich geblockt.“