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Anhörung um Zukunft der einstigen Gestapo-Zentrale Hotel Silber - Entscheidung im Herbst.

Stuttgart - Geballter Sachverstand, rege Bürgerbeteiligung, leidenschaftliche Appelle: Die Anhörung zur einstigen Gestapo-Zentrale endete am Samstag mit widersprüchlichen Empfehlungen der Experten. Im Publikum forderten die meisten den Erhalt des Hotels Silber, das einem Einkaufs- und Bürokomplex weichen soll.

Nach sieben Stunden Vorträgen stand vielen der 300 Teilnehmer die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Eine klare Aussage, wie es mit dem Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10 weitergehen soll, konnten die Befürworter einer Gedenk- und Erinnerungsstätte in der einstigen Zentrale der Geheimen Staatspolizei vom Anhörungsmarathon nicht mit nach Hause nehmen. Wie berichtet, planen Land und das Unternehmen Breuninger an seiner Stelle einen Ministeriums- und Dienstleistungsneubau. Nur auf einer Teilfläche des künftigen Quartiers am Karlsplatz soll es Erinnerung an Nazi-Verbrechen geben.

Position der Stadtverwaltung. Stuttgart besitze bereits zahlreiche Gedenk- und Erinnerungsstätten, unterstrich OB Wolfgang Schuster. Dennoch wollten Rathausspitze und Gemeinderat ausführlich über das Hotel Silber diskutieren. "Wir wollen die Erfahrung anderer Städte nutzen", begründete er die Einladung angesehener Historiker. Zugleich betonte Schuster den begrenzten Einfluss der Stadt: "Wir sind weder Eigentümer noch Bauherr, wir haben nur das Planungsrecht beim Quartier."

Unterschiedliche Expertenmeinungen. Für Konrad Pflug, Gedenkstättenreferent der Landeszentrale für politische Bildung, ist das Hotel zwar ein verbürgter historischer Ort. "Seine Authentizität erschließt sich aber nicht ohne weiteres, weil es mehrfach umgebaut und verändert wurde." Menschliches Geschichtsbewusstsein lasse sich durch authentische Orte besser ansprechen als durch Replikationen in neu gestalteten Museumslandschaften, meinte Micha Brumlik.