Zwei Generationen Rössle: Joachim, Monika und Gerhard Seeger (von links) Foto: Malte Klein

Zu einem Hotel gehören immer Menschen, die sich um die Gäste kümmern und ihnen die Wünsche von den Augen ablesen. In einer Serie stellen wir gute Geister vor. Diesmal: Joachim Seeger ist Junior-Chef des Hotels Rössle in Waldenbuch.

Waldenbuch - Für die Anrufer des Landgasthofs und Hotels Rössle ist Joachim Seeger zunächst die Stimme am Telefon. Freundlich und ruhig begrüßt er sie und fragt nach ihren Anliegen. Denn der Juniorchef geht auch an das Telefon an der Rezeption des Traditionshotels in Waldenbuch. Und wenn Gäste eine Frage haben, steht er ihnen zur Verfügung. Viele von ihnen kennt er persönlich. „Wir haben viele Stammgäste, etwa von Firmen“, sagt der 37-Jährige.

Zu ihnen und den neuen Gästen ist ihm der persönliche Kontakt sehr wichtig. „Wenn ein Gast beim Frühstück gerne Darjeeling-Tee trinkt, merke ich mir das und frage ihn am nächsten Tag, ob er den gerne wieder hätte.“ Und abends macht er eine Runde durch das Restaurant des Hotels und fragt die Gäste, ob es ihnen schmeckt. „Dieser persönliche Kontakt ist mir wichtig, weil es die Atmosphäre familiär macht“, sagt Seeger. Er ist so etwas wie ein Libero im Hotelbetrieb und hilft auch dort aus, wo gerade jemand im Urlaub ist. „Heute Früh habe ich um sechs Uhr begonnen und das Frühstück vorbereitet“, sagt er. Denn die sonst dafür zuständige Mitarbeiterin sei gerade im Urlaub.

Weil im Rössle viele Geschäftsleute übernachten, die in Waldenbuch und den Nachbargemeinden beruflich zu tun haben, passt sich der Tagesablauf im Haus ihnen an. „Die meisten frühstücken von 6.30 bis 7.30 Uhr“, erzählt Seeger. Auch der Junior-Chef selbst schätzt den frühen Morgen. „Bis acht Uhr habe ich dann schon meine E-Mails abgearbeitet.“

Das Hotel ist seit Langem ein Familienbetrieb

Das Hotel Rössle liegt an einer der Hauptstraßen der Stadt Waldenbuch. Sowohl die Altstadt und das Museum der Alltagskultur im Schloss als auch das Museum Ritter und die Schokoladenfabrik sind gut zu Fuß erreichbar. In die Museen gehen zwar eher Tagesausflügler, dennoch schauen viele im Hotel vorbei: „Wir bieten einen Mittagstisch an und haben viele Kunden, die bei uns essen, wenn sie auf dem Weg von einem zum anderen Museum sind.“ An diesem Tag steht zusätzlich der schwäbische Klassiker Gaisburger Marsch auf der Karte.

Um kurz nach zwölf Uhr macht Joachim Seeger eine kurze Mittagspause und isst selbst die Suppe. Sein Vater Gerhard Seeger hat sie in der Küche des Landgasthofs und Hotels Rössle gekocht – mit Zutaten aus der Region. Der Landgasthof ist ein Familienbetrieb. Wie es früher dort aussah, zeigen Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden. „Meine Eltern haben das Haus 1975 als siebte Generation übernommen“, erzählt er. Seit 2010 arbeitet er im Haus. Zuvor hat er eine Lehre als Hotelfachmann in Herrenberg absolviert und in anderen Häusern Erfahrungen als Direktionsassistent und in der Buchhaltung gesammelt. Später erwarb er noch die Qualifikation des Betriebswirts.

Handwerker und Unternehmensberater sind zu Gast

Schon als Jugendlicher hat er im Hotel der Eltern sein Taschengeld aufgebessert und ist so in den Beruf hineingewachsen. „Das emotionale Feedback der Gäste macht das Arbeiten hier schön. Das ist für mich das Salz in der Suppe.“ Natürlich sind aber nicht alle Gäste gut drauf. „Manche lassen bei der Anreise Dampf ab, der mit mir gar nichts zu tun hat. Dann liegt es daran, dass der Koffer beim Flug verloren gegangen ist oder der Gast im Stau stand“, sagt Seeger. Er hat in Waldenbuch ganz unterschiedliche Gäste: „Es kommen Handwerker auf Montage, aber auch Unternehmensberater und Fußballprofis.“

Nach seiner kurzen Mittagspause setzt sich Seeger wieder an die Rezeption und schaut in einem Computerprogramm, wie viele für die nächste Nacht gebucht haben. Dabei kann es bleiben, muss aber nicht. „Es kann immer sein, dass Gäste spontan buchen oder dass sie vorbeikommen und ein Zimmer suchen.“ Doch die meisten rufen ihn vorher an.

Als Nächstes muss sich Seeger um eine Werbeanzeige kümmern, die er am kommenden Morgen schalten will, und er möchte noch das Kinderprogramm für die Rössle-Hocketse im September vorbereiten. Später hat er dann selbst Urlaub und fährt mit Freunden zum Wandern in die Berge. „Wir bleiben drei Tage auf einer Hütte.“ In den Betriebsferien, die an diesem Dienstag enden, hatte er gut zu tun, er nutzte die Zeit, um einiges abzuarbeiten. Nun beginnt wieder der reguläre Betrieb, und Seeger begrüßt die nächsten Gäste.