Noch bis Ende August läuft der Verkauf. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Alles muss raus, bevor das Althoff Hotel am Schlossgarten vorübergehend schließt. Privat- und Großkunden kaufen das Hotelmobiliar. Ein Besuch beim Verkäufer.

„Hier ist schon fast alles raus“, sagt Albrecht Minkner und tritt in die ehemalige Großküche des Althoff Hotels am Schlossgarten. Der Hall im Raum untermauert seine Worte. Ausgeräumte Regale, leere Arbeitsplatten. Geschirr sei beliebt bei den Käufern und alles aus Edelstahl sowieso. Nur die Herde sind noch drin. „Werden vermutlich auf den Schrott wandern“, prophezeit Minkner. Zu sperrig sind die Einbaugeräte, nicht gut zu transportieren.

Minkner muss es wissen. Seit sechs Jahren ist er Geschäftsführer der Hotelservice1 GmbH. Wenn Hotels renovieren oder schließen, steigt Minkner ein. Er kauft deren Inventar und verkauft es weiter. Europaweit. In Amsterdam hat Minkner schon Hotelmöbel verkauft und in Talin, auch in Paris war er. Nun also das Schlossgartenhotel. Drei Jahre lang wird das Traditionshotel renoviert. Erhalten bleiben soll von Inventar und Mobiliar nichts.

Was nicht verkauft wird, landet im Lager

Seit vier Wochen läuft der Verkauf. Bis Ende August hat Minkner noch Zeit, dann muss alles raus sein. Von Hundenäpfen, silbernen Kerzenleuchtern und goldenen Kleiderhaken über die Blumenkübel, die einmal am Hoteleingang standen. Von Echtholzschränken über massive Schreibtische. Von Systemtelefonen („die kauft heute keiner mehr“) über den Flügel, der für 5000 Euro wegging. Bis hin bis zu den gigantischen Deckenleuchtern aus der Lobby. Irgendwo im Hotel gebe es auch noch ein Silberlager, sagt Minkner.

Was Ende August noch im Hotel ist, wandert in das Lager der GmbH mit 3500 Quadratmeter Fläche, aber Transport ist teuer, der Lagerplatz auch. „So viel wie möglich loswerden“, sagt Minkner, „das ist das Ziel.“ Die Käufer erhalten das Mobiliar hier im Schnitt zu einem Drittel des Neupreises. Manchmal weniger. „Und manchmal lasse ich mich noch runterhandeln, wenn das Angebot nicht zu unverschämt ist.“ Minibars kosten 50 Euro – statt 250 Euro. Für einen Teller bezahlt man drei bis fünf Euro. „Alles echtes Rosenthal-Porzellan“, so Minkner. Ein Stapel der Teller türmt sich auf dem Servierwagen, den Nicole Lang aus der Hotellobby zu ihrem Auto schiebt. Auch darauf: Eine Wärmelampe für die Küche, ein Spiegel, Stehlampen. Einen Regenschirm mit Althoff-Logo gab es obendrauf, Geschenk an gute Kunden. Lang hat kürzlich ein Haus gekauft, alles noch leer. „Hier gibt es nicht nur den Standard, sondern besondere Sachen“, sagt sie. Ihr Bekannter, Viktor Seiler, rollt einen weiteren Wagen mit gusseisernen Pfannen über den Vorplatz. 13 Stück, dabei hatte er nur drei gewollt: „Aber für drei Euro pro Stück habe ich direkt alle mitgenommen. Den Rest verschenke ich an Freunde.“

Großkunden kaufen im großen Stil

Eine besondere Verbindung zum Traditionshotel haben beide nicht. Es war aber auch schon ein Kunde da, sagt Minkner, der habe nur ein Erinnerungsstück für seine Mutter gewollt. Seit 20 Jahren sei sie am Schlossgarten abgestiegen. Eine Vase aus der Zirbelstube, dem hölzern getäfelten Speisesaal, sei es geworden. Solche Melancholiker gebe es in jedem Hotel mit gutem Namen.

Zehn Käufer hatten an diesem Montag einen Termin. Andere sehen das Licht in der Lobby und schauen spontan vorbei. Private Käufer wie Lang und Seiler machen aber nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Zuerst sendet Minkner das Angebot an seine Großkunden. Ferienunterkünfte, andere Hotels, Eigentümer von Monteurswohnungen, Wiederverkäufer. „Die kaufen en masse“, sagt er. Ein Kunde habe zwanzig Zimmer im Ganzen gekauft. Auch die Stühle, die sich in der Lobby in Folie gewickelt türmen, gehen an ihn. „Das sind sicher drei bis vier LKW-Ladungen voll an Möbeln“, schätzt Minkner. Das Interesse am Stuttgarter Hotel ist laut Minkner groß. Vor allem, weil die Qualität der Zimmerausstattung gut sei. In der Lobby ist es trotz des hohen Käuferinteresses eigentümlich still. Der Verkauf des Inventars ist keine laute Auktion, läuft ohne lautstarkes Feilschen ab. Manchmal sitzt Minkner auch nur in Stille auf einem der alten Sessel. Zwei Männer warten auf den Aufzug. „Die Handwerker für die Vorarbeiten“, sagt Minkner, „bald wird hier nur noch durchgefegt.“