Der Aufgabenbereich des Leonberger Hospizes ist gewachsen und der Platzbedarf gestiegen. Deshalb wird das Haus bis Ende Mai baulich aufgestockt – jetzt ist Richtfest gewesen.
Der Rohbau ist fertig, die Wände stehen, das Dach ist dicht – der Innenausbau kann jetzt starten. Grund genug für den Verein Hospiz Leonberg und die Stiftung Leonberger Hospiz, zum Richtfest auf die Baustelle in der Seestraße 84 einzuladen. Wenn nichts dazwischenkommt, können die Patienten und die Mitarbeitenden Ende Mai wieder hier einziehen und die zahlreichen Ehrenamtlichen ihre segensreiche Tätigkeit aufnehmen.
Trauerarbeit wird immer wichtiger
Nach rund zehn Jahren Wirken hat sich herausgestellt, dass die Räumlichkeiten in dem Hospizgebäude, das für acht Patienten ausgerichtet ist, nicht mehr ausreichen. „Eine Erweiterung des Hospizes hat sich als dringend notwendig erwiesen“, sagte der Vereinsvorsitzende Dieter Burr beim Festakt des Richtfestes. Das aufwendige Vorhaben, bei dem ein Aufbau als zweites Obergeschoss errichtet wird, hat zwei Gründe: Das Aufgabenspektrum der Hospizarbeit hat sich im Laufe der Jahre verändert, und der Platzbedarf ist stark gestiegen.
Der ambulante Bereich ist inzwischen breiter aufgestellt, und dafür gibt es kaum Räumlichkeiten. Auch mangelt es an einem geeigneten Platz für die Fortbildung der Mitarbeiter und die Ausbildung der Trauerbegleitenden. Nicht zuletzt fehlt es an einer Bleibe für die ambulante Kinderhospizarbeit, denn die Mitarbeiter betreuen nicht nur Kinder, die erkrankt sind, sondern auch deren Familien und vor allem die Geschwister.
Weil es in der Seestraße zu eng wurde, musste das Hospiz zuletzt in Räume einer Kirchengemeinde ausweichen. Vor diesem Hintergrund haben der Verein und die Stiftung als Bauherren beschlossen, das Gebäude für rund 2,5 Millionen Euro aufzustocken. „Das ist zwar ein ehrgeiziges Vorhaben, aber auch hier hoffen wir, wie bei allen unseren Projekten bisher, auf eine breite finanzielle Unterstützung durch viele, viele Menschen aus der Region durch Spenden, aber auch auf Zuwendungen von Firmen und Institutionen“, sagt Günther Wöhler, der stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins.
Nach zehn Jahren muss vieles erneuert werden
Am 10. Januar war Baubeginn, doch das gute Wetter hat dazu beigetragen, dass alles im Zeitplan liegt. „Auf den ersten Blick sieht man es der Baustelle nicht an, dass es eine gehörige Herausforderung war, alles gut in Griff zu bekommen“ sagt Johannes Frey. Das Büro des Leonberger Architekten und Gemeinderats bei den Freien Wählern hat die Planungen gemacht und begleitet die Arbeiten auf der Baustelle. Der enge Zeitrahmen und das Arbeiten in einem Bestandsgebäude hätten die Sache nicht einfacher gemacht. Hinzu komme, dass nach zehn Jahren die Elektrik des Hauses erneuert werden muss, ebenso der Brandschutz in den Patientenzimmern.
„Deshalb ist ein zuverlässiger Generalunternehmer notwendig gewesen,“ erläutert Johannes Frey. Den habe man mit dem familiengeführten Mittelständler Rikker Holzbau aus Affalterbach gefunden. Dessen Zimmermeister Christoph Mareis hat auch den traditionellen Richtspruch gesprochen und um Gottes Segen für alle erbeten, die das Haus errichtet haben und es nutzen werden. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Gerlinger Posaunenchor.
Interimsquartier im Krankenhaus
Für die Zeit der Baustelle haben die Patientinnen und Patienten sowie die Mitarbeitenden des Hospizes eine Bleibe im Leonberger Krankenhaus bekommen. Hier stehen sechs Zimmer zur Verfügung, die aktuell alle belegt sind. „Es war schon aufwendig, diesen Umzug zu planen und vorzunehmen, aber im Krankenhaus sind alle offen uns gegenüber und sehr hilfsbereit, sodass alles einwandfrei funktioniert“, sagt Ute Kompatscher. Sie ist die Leiterin des Pflegedienstes beim Hospiz.
„Die Aufstockung ermöglicht endlich einen Personalraum, Räume für Gespräche mit Angehörigen und Abschiedsfeiern. Vor allem aber schaffen wir Raum für unsere ambulanten Aktivitäten“, sagt Dieter Burr. „Für das Kinderhospiz, die ambulante Hospizarbeit und die Trauerbegleitung wird mit den neuen Räumen endlich Platz geschaffen – da wir aktuell sozusagen als Wanderarbeiter in verschiedenen Nebenräumen von Kirchengemeinden und sozialen Einrichtungen unterwegs sind“, sagt Günther Wöhler.
Aufbau wird über Spenden finanziert
Die Trauerbegleitung ist ein relativ junges Angebot am Hospiz, das sich aus der Begleitung von Angehörigen in der Sterbephase entwickelt hat. „Menschen nach dem Tod eines Angehörigen allein zu lassen, war für uns nicht akzeptabel, deshalb unterstützen wir mit geschulten Trauerbegleitern Menschen in Einzelgesprächen und in Trauergruppen“, zählt Dieter Burr auf. Nach der Aufstockung werde in einem regelmäßig geöffneten Trauercafé, das auch Raum für spontane Gespräche gibt, ein offenes Angebot hinzugefügt.
„Die Arbeit wird leichter und einfacher“, bringt es Dieter Burr auf den Punkt. Ihn freue es sehr, dass alle an dem Vorhaben Beteiligten dieses ins Herz geschlossen und es zu einen Herzensprojekt gemacht haben. So sei das Richtfest auch ein Tag großer Vorfreude. Vor dem Einzug der Patienten und Mitarbeitenden Ende Mai in das neu gestaltete Hospiz werde es dann noch einen Tag der offenen Türen geben. Und zum Abschluss erinnerte der Vereinsvorsitzende die große Runde der Gäste: „Für unser Bauprojekt und viele unserer Angebote, die wir kostenlos erbringen, sind wir weiterhin auf Spenden angewiesen.“