Die Gleichsetzung Seehofers mit dem „Watschnbaum“ ist ein schiefes Bild. Foto: dpa

Eine indirekte Rücktrittsankündigung auf gut Bayerisch - so haben viele die Wortwahl von CSU-Chef Horst Seehofer im BR-Fernsehen verstanden. Doch das Bild, das der Innenminister gebraucht, hängt schief.

München - CSU-Chef Horst Seehofer stilisierte sich im BR-Fernsehen zum „Watschnbaum“. Der fällt in Bayern bekanntlich um, wenn es jemand zu bunt treibt und es eine saftige Ohrfeige, eben eine „Watschn“, setzt. „Noch mal mache ich einen Watschnbaum nicht“, sagte Seehofer am Sonntag. Er meinte damit, dass er sich nicht allein für die Wahlschlappe der CSU verantwortlich machen lasse. „Eher stelle ich mein Amt als Parteivorsitzender zur Verfügung - ich glaube, klarer kann man sich nicht ausdrücken.“

Doch die Gleichsetzung Seehofers mit dem „Watschnbaum“ ist ein schiefes Bild. Der Begriff wird eigentlich anders verwendet. Der Ohrfeigenbaum steht sinnbildlich für die drohende Gefahr einer körperlichen Strafe, die bevorsteht. Buben, die daheim zu frech wurden, mussten mit einer kräftigen „Watschn“ rechnen. „Glei fallt der Watschnbaum um“, sagte der Vater, um seinen Sohn zur Räson zu bringen.

Budenfigur namens „Watschnmann“

Wahrscheinlich meinte Seehofer, dass er nicht der „Watschnmann“ der CSU sein wolle. Ludwig Zehetner, Autor des Buches „Bairisches Deutsch - Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern“ erinnerte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Montag daran, dass es auf dem Wiener Vergnügungspark, dem Prater, einst eine Budenfigur namens „Watschnmann“ gab. Ihr konnte man eine schallende Ohrfeige verpassen. Die Puppe stieß dazu einen Laut aus, der dem Geräusch einer „Watschn“ recht nahe kam. Eine Skala zeigte die Wucht des Schlages an.

Vielleicht meinte der zuletzt viel gescholtene CSU-Chef aber auch, dass er kein „Watschngesicht“ habe. Ein solches Antlitz reizt das Gegenüber nach der Definition des einstigen Regensburger Gymnasiallehrers Zehetner regelrecht dazu, es zu ohrfeigen.