Auch Horst Janssens „Kröte Gustaf“ ist in der Ausstellung in Aichwald-Aichschieß zu bewundern. Foto: Verein Aichwalder Kunsttage

In Aichwald-Aichschieß sind vom 16. bis zum 25. November Werke des bekannten Zeichners und Grafikers Horst Janssen zu sehen. Einmal mehr wartet der Verein Aichwalder Kunsttage mit einem renommierten Künstler auf.

Aichwald - Kleine Orte – kleine Kunst, große Orte – große Kunst. Das trifft auf die Gemeinde Aichwald, insbesondere auf den Ortsteil Aichschieß, ganz bestimmt nicht zu. Denn der kleine, rund 1600 Einwohner zählende Flecken auf dem Schurwald bringt große Kunst ins Dorf. Genauer gesagt ist es der 28 Mitglieder zählende Verein Aichwalder Kunsttage, der Ausstellungen mit Werken international bekannter Künstler im Ort organisiert. In diesem Jahr sind vom 16. bis zum 25. November Frauenbildnisse, Selbstporträts, Landschaften, Nature Morte und Eros des bekannten Zeichners und Grafikers Horst Janssen im Evangelischen Gemeindehaus in Aichschieß zu sehen.

„Einer der ganz ganz Großen“

Ulrike Blum, die Vorsitzende des Vereins, ist der tiefen Überzeugung, „gute Kunst soll auch auf dem Dorf gezeigt werden“. Und sie gibt auch zu, dass es ihr das Leben und Schaffen des 1995 verstorbenen Künstlers Horst Janssen ganz besonders angetan haben. „Er ist einer der ganz ganz Großen. Ich schätze ihn schon seit Jahrzehnten unheimlich“, sagt sie. Und sie kann so manche Anekdote über den Mann erzählen, der im Leben so ziemlich nichts ausgelassen hat – das Magazin „Spiegel“ bezeichnete ihn einst als „produktiven Saufaus und Frauenhelden“. Überliefert ist Janssens Einschätzung „Ich habe Millionäre gemacht, nicht Millionen“, angesichts handsignierter Plakate, die er in den 1980er-Jahren für zwei Mark pro Stück verschleudert hatte. Auch später wurden Werke von ihm zum Teil für das Zehnfache von dem weiterverkauft, was er verlangt hatte.

Ulrike Blum konnte sich sehr gut vorstellen, Janssens Werk im Evangelischen Gemeindehaus in Aichschieß zu zeigen. Und so knüpfte sie über das Internet erste Kontakte mit dem Horst-Janssen-Museum in Oldenburg und mit „Galerie und Verlag St. Gertrude“ in Hamburg, die das Werk Janssens bewahren. Ihre Verhandlungen waren erfolgreich, im Gemeindehaus werden nahezu 100 Kunstwerke gezeigt, die allesamt auch gekauft werden können.

Auch die Kirche profitiert von der Kunst

Der Hausherr des Gemeindehauses, der Pfarrer Jochen Keltsch, weiß genau, dass sich auch hinter dem Engagement von Ulrike Blum, Jahr für Jahr äußerst attraktive Ausstellungen in den Ort zu holen, eine „kommunikative Kunst“ verbirgt. Und er sei „stolz“ auf die vielen ehrenamtlichen Helfer im Verein, die die Arbeit rund um die beiden Ausstellungswochenenden stemmen. Von der Kunst im Ort profitiere auch die Kirche, denn diese ermögliche den „Zugang zu Menschen, die ich mit meinen Möglichkeiten nicht erreichen könnte“, sagt Jochen Keltsch. Mit dem Tabu brechenden Künstler Horst Janssen habe er als Kirchenmann keine Probleme, denn dieser habe mit seinen Werken durchaus einen „wertschätzenden und liebevollen Blick auf die Welt gerichtet“. Und er habe stets zu seinen Schwächen gestanden und die Fähigkeit zur Selbstironie bewiesen.

Kunst und Kirche ergänzten sich, ist Jochen Keltsch überzeugt, und er wird deshalb traditionell seinen Predigttext am ersten Ausstellungssonntag auf ein Bild von Horst Janssen abstimmen.

Zwei Janssen-Wochenenden

Künstler
Horst Janssen lebte von 1929 bis 1995. Er gilt als einer der herausragendsten und produktivsten Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Er wurde unter anderem 1968 mit dem Grafikpreis der Biennale in Venedig ausgezeichnet.

Ausstellung
Die Werke von Horst Janssen sind an den Wochenenden 17. und 18.  sowie 24. und 25. November im Evangelischen Gemeindehaus in Aichwald-Aichschieß, Alte Dorfstraße 38, zu sehen. Samstags ist die Ausstellung von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 18.30 Uhr geöffnet. Zusätzlich können Termine auch telefonisch unter der Nummer 07 11/3 65 05 63 vereinbart werden. Der Eintritt ist frei.

Verkauf
Stempelsignierte Plakate kosten 30 bis 40, handsignierte 100 bis 120 Euro. Die Kaufpreise für die Werke bewegen sich zwischen 300 und 3000 Euro. Zudem werden Kalender, Lesezeichen und ein Katalog angeboten.