Foto: Baumann

Kauft sich VfB-Manager Horst Heldt aus seinem Vertrag mit den Roten: Für eine Million Euro?

Stuttgart - Unbestritten ist: Der VfB Stuttgart zählt zu den Spitzenclubs in der Bundesliga. Klar ist auch: Er verhält sich nicht immer so. Die Manager-Frage ist ein passendes Beispiel. An große Namen wagen sich die Roten gar nicht erst heran.

Das ist vor allem für die Medien ein unterhaltsames Spiel, gar nicht witzig ist es aber für Horst Heldt, der zwar gute Gründe hat, den VfB zu verlassen, darüber aber in der Öffentlichkeit schweigt. Denn würde er zum jetzigen Zeitpunkt noch seinen seit langem schwelenden Konflikt mit Aufsichtsratschef Dieter Hundt näher erläutern, wären die Verhandlungen vollends festgefahren.

Streng genommen hat der noch amtierende VfB-Manager Horst Heldt nun zwei Möglichkeiten: Entweder er setzt sich hinter seinen Schreibtisch in der VfB-Geschäftsstelle und tut die nächsten drei Jahre so, als sei nie etwas gewesen, oder er plündert Sparbuch und Aktien-Depot und macht die Ablösesumme von einer Million Euro locker. Geschickte Verhandlungen mit seinem neuen Arbeitgeber könnten einen Teil des privaten Defizits kompensieren.

Nach Informationen unserer Zeitung neigt Heldt zur zweiten Variante. Offenbar liegt auch schon ein Vorschlag auf dem Tisch des Hauses. Angebot und Forderung liegen im Moment allerdings noch so weit auseinander wie die Ruhr und der Neckar. Doch wer das Geschäft kennt, weiß: Der Kompromiss naht.

Währenddessen können die VfB-Häuptlinge ohne großen Stress nach einem Nachfolger suchen. Ex-VfB-Stürmer Fredi Bobic gilt derzeit als Favorit, er wäre auch ablösefrei vom Chernomorets Burgas aus Bulgarien zu haben. Weiter im Gespräch ist auch Ex-Schalke Manager Andy Müller, dessen Nähe zu Spielerberater Roger Wittmann und dessen Firma Rogon nicht gerade als Vorteil bewertet wird. Zudem werden Thomas Berthold, Hansi Müller, Jens Lehmann und Guido Buchwald genannt. 

Mehr Macht für Gross?

Weil bisher aber kein einziger Kandidat zu hundert Prozent die Zustimmung der VfB-Häuptlinge findet, kommt jetzt eine neue Variante ins Spiel: die schwäbische Lösung - sie würde ein Manager-Gehalt einsparen. Offenbar denken die Personalplaner im Wasen-Kreml inzwischen darüber nach, Heldts bisherigen Co-Manager Jochen Schneider zum Chef zu machen. Weil er aber zu den Typen gehört, die nicht jeder Parkuhr ein Interview geben, und sein sportfachliches Wissen nicht mit Profi-Erfahrungen unterfüttern kann, soll VfB-Trainer Christian Gross mit mehr Macht ausgestattet werden. "Das wäre dem Trainer mit Sicherheit am liebsten", schätzt ein Mitglied aus dem VfB-Führungszirkel.

Wie auch immer: Der VfB dreht in der M-Frage mal wieder die kleinen Räder. Es fehlt der Mumm, auch mal an eine größere Hausnummer wie etwa Oliver Kahn oder Oliver Bierhoff zu denken. Der ehemalige Bayern-Torwart gilt schon deshalb als aussichtsloser Kandidat, weil er "vom Erzfeind" stammt. No, we Kahn not!, heißt es auf dem Wasen. Eine kleinkarierte Sicht der Dinge, die der Problemsituation nicht gerecht wird. Dabei hat sich Kahn nach Ende seiner Karriere als besonnener Fachmann und Kenner der Branche mit einem ausgezeichneten Netzwerk profiliert. Seine Analysen als ZDF-Experte bei der WM in Südafrika finden die Anerkennung vieler Experten. "Wir werden bald eine gute Lösung finden", sagt VfB-Präsident Erwin Staudt, "das sind wir dem Verein schuldig."

Doch wie es scheint, hat sich der VfB bereits entschieden. Er mag keine Schlagzeilen, er bevorzugt Notizen aus der Provinz.