Doppel-B: Bietigheim und Bissingen werden eine Stadt. Foto: Georg Linsenmann

Zum 50 Jahre-Jubiläum der Doppelstadt Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) thematisiert das Museum Hornmoldhaus den Zusammenschluss und eröffnet die neu gestaltete Dauerausstellung zur Stadtgeschichte.

Das halbe Jahrhundert ist voll. Das Stadtmuseum vergegenwärtigt diese Erfolgsgeschichte mit einer reich bestückten Sonderschau im Erdgeschoss – und zeigt zugleich, was ein Museum als klassischer Sammlungsort historisch gewordener Memorabilien zu leisten vermag für das Selbstbild eines Gemeinwesens, samt der sich stets fortzeugenden Herausforderungen. Dabei erweist sich das Jubiläum selbst als Stimulanz zur Konzentration von Mitteln, Ideen und Kräften, denn im Grunde beschert das Hornmoldhaus zu diesem Anlass einen Vierer-Pack an Novitäten unterschiedlicher Dimension.

 

Die Aktentasche als Retro-Objekt

Im Zentrum steht aktuell die Sonderausstellung „Zusammen wachsen – Bietigheim und Bissingen vor 50 Jahren“ im Erdgeschoss. Mit einem tiefen Griff ins Bildarchiv der Stadt und dank zahlreicher privater Leihgaben entsteht ein lebendiges Bild von der historischen Zäsur, die die Fusion von Bietigheim und Bissingen samt der Teilorte Metterzimmern und Untermberg darstellt. Dabei lassen sich Objekte wie die Aktentasche, eine mechanische Olympia-Schreibmaschine oder eine jetzt schon wieder als Retro durchgehende Brille des einstigen Bissinger Bürgermeisters Hans Silcher als pittoreske Erinnerungsstücke wahrnehmen.

Zugleich machen sie bewusst, dass das, was heute als „geronnene Geschichte“ als selbstverständlich erscheint, das Ergebnis vielfältiger Prozesse und der darin agierenden Personen ist. Und nur zu gern wüsste man mehr über die treibende Rolle, die das spätere „Cleverle“ Lothar Späth, mehrfach fotografisch präsent, als Bietigheimer Landtagsabgeordneter im Hintergrund gespielt hatte. Auch in drei „Geheimsitzungen“, zu denen es nicht mal Protokolle gibt.

Die Wirkungsmacht von „Spiele ohne Grenzen“

Deutlich wird auch, welche Wirkungsmacht ein TV-Spektakel wie „Spiel ohne Grenzen“ für das Werden eines Zusammengehörigkeitsgefühls haben kann, als Bietigheim-Bissingen 1975 als gemeinsame Mannschaft antrat und mit dem Schlachtruf „BiBi ran“ tatsächlich siegreich war. Objekte diverser Vereine lenken den Blick auf die Bedeutung des gemeinschaftsbildenden Vereinswesens quer durch den Alltag. So bietet die Ausstellung eine animierende Zeitreise in die Geburtsphase des Zusammenwachsens, wobei Ratespiele etwa zu doppelten Straßennamen oder „Finde den Fehler“ zusätzlich Anregung und Abwechslung bieten. Vertiefen lässt sich das Thema mit der Publikation „Zusammen Wachsen“, die ein echtes, attraktives Pfund ist für alle, die sich für dieses so bedeutsame Stück Stadtgeschichte interessieren.

Pünktlich zum Jubiläum steht mit VR-Brillen „ein total modernes Zusatzangebot als Zugang zur Stadtgeschichte zur Verfügung“, wie es Museumsleiterin Catharina Raible nannte. Studierende der Universität Tübingen haben dafür fünf Themen aufbereitet, in die man vor dem Stadtmodell imaginär in die Historie eintauchen kann. Und dabei etwa in Sachen Stadtbrand zum Retter von Dokumenten wird. Weil mit dem 50er-Jubiläum auch der 525. Geburtstages des Namensgebers zusammenfällt, gibt es nun auch eine hinterleuchtete Schautafel zur Vita von Sebastian Hornmold, samt KI-generiertem Porträt.

Dauerausstellung hätte ein eigenes Fest verdient

Einen großen Bogen zum Jubiläum schlägt die grundständig überarbeitete Dauerausstellung im Hinterhaus. Eigentlich schade, dass deren Eröffnung mit jener der Sonderschau zusammenfällt, denn die Neu-Präsentation ist in Konzeption und Ausgestaltung tatsächlich ein großer Wurf. Sie hätte ein eigenes Fest verdient.