Hornissen sind nützlich, aber auch ein bisschen bedrohlich. Eine Familie von den Fildern weiß nicht, wie sie die Tiere los werden soll. Foto: dpa

Seit Jahrzehnten hilft das Landratsamt Esslingen Bürgern, die Hornissen auf dem Grundstück haben. Es wird dabei von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt.

Esslingen - Vielleicht ist es mit den Hornissen so wie mit den Wölfen: Man freut sich, dass es sie in Deutschland gibt, wenn man ihnen aber gegenüber steht, hört die Freude auf. Eine Familie aus der Stadt Leinfelden-Echterdingen jedenfalls weiß nicht, wie sie den Brummern Herr werden soll. Die Mutter beschreibt eine telefonische Odyssee, die sie von der Stadt Leinfelden-Echterdingen zum Esslinger Landratsamt führte, von da zu anderen Städten, dann wieder zu ehrenamtlichen Naturschützern, bis sie wiederum beim Landratsamt landete und mit Georg Blanz, dem Hornissenbeauftragen, sprechen konnte – der war im Urlaub gewesen. Inzwischen war das das Nest gewachsen und ist jetzt so groß, dass man es nicht mehr umsiedeln könne, weil es nicht mehr in einen Hornissenkasten passe. Das sagt Camillus Baumgartner, ein ehrenamtlicher Naturschützer und Hornissenexperte aus Leinfelden-Echterdingen.

Nest lässt sich nicht mehr umsiedeln

Camillus Baumgartner ist einer von sechs ehrenamtlichen Hornissen-Umsiedlern des Landkreises, die für das Landratsamt arbeiten. Der furchtlose Mann hat schon in seiner Allgäuer Heimat als Bub Wespennester eingesammelt und verlegt. So lag es für den ehemaligen Konstrukteur nahe, das auch im Ruhestand zu tun. Er hievt die Nester in einen Kasten und fährt sie in den Wald. Das ist aber nur das letzte Mittel, denn die Naturschützer wollen am liebsten die Nester dort lassen, wo sie sind. Allerdings muss man sich mit den Hornissen arrangieren. Auch wenn man in der Flughafenstadt Leinfelden-Echterdingen Brummer in der Luft gewöhnt sein sollte, ist es nicht jedermanns Sache, die Tiere zu ertragen – vor allem dann nicht, wenn Kinder im Haus sind, die sich ängstigen.

Die wilden Hautflügler sind geschützt und das nicht ohne Grund. Erstens sind sie selten, zweitens sind sie ausgesprochen nützlich. Denn sie verfüttern täglich jede Menge Insekten an ihre Nachkommen. Darunter solche Insekten, die den Menschen auf den Pelz rücken, wie Wespen und Schnaken. Die Gerüchte, dass drei Stiche einen Menschen töten können und sieben ein Pferd, verweist Georg Blanz ins Reich der Legende.

Zwar seien Hornissenstiche ziemlich schmerzhaft, aber das Gift sei nicht schlimmer als das einer Honigbiene. Es könnten höchstens Allergiker ein Problem kriegen, aber der erste Stich sei immer harmlos, weil sich die Allergene erst danach bilden würden. Dazu kommt, dass Hornissen im Gegensatz zu den Wespen ausgesprochen friedfertig sind. Etwa 50 bis 100 Anfragen aus dem Kreis Esslingen bekommt Georg Blanz pro Jahr. Er versucht, die Menschen zu beruhigen und eine friedliche Koexistenz vorzuschlagen. Geht das nicht, dann schaltet er seine Helfer ein. Speziell in Leinfelden-Echterdingen besteht allerdings das Problem, dass sich Camillus Baumgartner eigenem Bekunden nach allmählich zu alt fühlt für den Job.

Bis zu 100 Anfragen jährlich

Jetzt scheint es für die Familie nur einen Ausweg zu geben. In einigen Wochen brechen die Tiere zu ihrem Hochzeitsflug auf und verlassen ihr Nest. Sind sie einmal gestartet, dann kommen sie nicht wieder.

Georg Blanz kennt die Sorgen der Menschen vor Hornissen, denn er schöpft aus einer reichen Erfahrung. Seit 1993 arbeitet zum Wohle der nützlichen Insekten. Weil Konflikte zwischen Mensch und Tier häufiger werden, hat er Verstärkung bekommen in Form eines Wildtierbeauftragten. Dieser hilft bei Besuchen von Fuchs und Dachs, und auch dann, wenn mal wirklich Wölfe im Garten stehen sollten.

Infos: Beratung bei Hornissen gibt es unter 07 11/3 90 22 43 und bei anderen Wildtieren unter 07 11/39 02 27 17.