Eng ist es derzeit an Horbs Kreuzungen. Foto: Lück

3000 Fans reisen am Donnerstag zum Mini-Rock-Festival nach Horb am Neckar an –­ ausgerechnet über die Umleitungsstrecke für die vollgesperrte B 32.

Horb - Kommt es am Donnerstag beim Anreisetag des Mini-Rock-Festivals zum Stau-Gau? Ein Taxifahrer am Bahnhof erklärt: "Das wird eine Katastrophe geben!"

Die Umleitungsstrecke von der Autobahnabfahrt Horb über Mühlen geht direkt am Festivalgelände vorbei. Am Donnerstag ab 14 Uhr werden die Kassen für die Campingplatz-Fans des Mini-Rock am Hallenbad geöffnet. Julius Steiglechner von der Orga rechnet morgen mit gut 3000 Mini-Rock-Campern, die anreisen.

Auf der Facebook-Seite warnen die Mini-Rocker: "Horb versinkt gerade im Verkehrschaos. Es wird gebaut, Straßen sind gesperrt, das Übliche." Doch wie schlimm wird das Verkehrschaos am Donnerstag? Steiglechner: "Wir rufen alle auf, möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Denn wir wollen auch ein nachhaltiges Festival sein."

Allerdings: Auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wird es wohl kein Zuckerschlecken. Steiglechner: "Von Stuttgart aus gibt es den Schienenersatzverkehr zwischen Böblingen und Herrenberg zu überwinden. Der Platz in den Bussen ist echt knapp. Ich kann aber nicht sagen, ob unsere Bitten, die Kapazitäten für die Anreise zum Mini-Rock zu erhöhen, erhört wurden." Von Tübingen aus kann man die Kulturbahn nehmen. Steiglechner: "Die ist aber schon an normalen Tagen voll. Trotzdem hoffen wir, dass möglichst viele Besucher die Öffis nehmen!"

Doch wer die Szenen vor dem Freibad kennt, weiß: Die meisten Festival-Besucher nehmen den bequemen Weg. Lassen sich vorfahren oder kommen mit dem eigenen Auto. Laden dann die Zeltausrüstung, Stühle, die Bierdosen-Paletten und Co. in mitgebrachte Bollerwagen oder andere Gefährte.

Die Mini-Rocker jedenfalls tun alles Menschenmögliche, um den Stau-Gau zu vermeiden. Steiglechner: "Derzeit haben wir alle Parkplätze am Rand abgesperrt. Wir werden die nach und nach freigeben. Und zwar so, dass möglichst Kreuzungsverkehr über die Straße – der noch mehr Stau verursachen würde – vermieden wird." Auch krass: Wegen der Stau-Situation hat der Bauhof schon Tempo-20-Schilder aufgestellt – zum ersten Mal, wie einer erzählt. Normalerweise gibts bei der Mini-Rock Anreise das Tempolimit von 30 km/h.

Saure Taxifahrer

Seit einer Woche besteht die Vollsperrung zwischen Nordstetten und Horb, und viele sind genervt. Zum Beispiel die Taxifahrer, weil sie immer noch nicht wie die Busse die Steige nach Nordstetten benutzen dürfen. Ein Taxifahrer: "Das versteht keiner von uns. In Stuttgart dürfen die Taxis die Busspur benützen, weil sie als öffentlicher Nahverkehr zählen. In Horb nicht. Auch die Kunden sind sauer."

Warum, erzählt Rentnerin Karin Göttler aus Nordstetten: "Ich kann leider nicht mehr mit dem Bus fahren. Deshalb bin ich auf das Taxi angewiesen, wenn ich meine regelmäßigen Besuche im Altenheim mache. Ich habe mit dem Taxi schon beide Strecken ausprobiert: Über die Isenburger Höfe oder über Mühlen. Das Ergebnis war beide Male das selbe: Das Taxameter zeigte statt 10 Euro wie sonst 22 Euro an!" Eine Fahrpreiserhöhung um 120 Prozent. Begründung für das Durchfahrts-Verbot über die Steige ist: "Allerdings ist es nicht möglich, zusätzlich zu den Bus- und Anliegerverkehren auch noch den Taxiverkehr mit aufzunehmen, da neben einer daraus resultierenden Beeinträchtigung des Busverkehrs insbesondere die Sicherheit des dort auch noch vorhandenen Rad- und Fußgängerverkehrs ebenfalls einbezogen werden muss." Viele Fußgänger berichten jedoch, dass sich kein normaler Autofahrer an das Durchfahrts-Verbot halten würde. "Wir haben sogar schon Lkw beobachtet, die hier die alte Steige durchfahren. Es ist schon krass, dass das nicht kontrolliert wird", so ein Augenzeuge.

Nächster großer Stau-Nerv: Die Kreuzung Stuttgart Straße – Mühlener Straße. Der Taxifahrer: "Da gibt es teilweise Rückstaus bis zum Haugenstein. Und zwar deshalb, weil die Sattelschlepper, die links Richtung Autobahn wollen, die Durchfahrt geradeaus versperren!"

Ampelschaltung

Und was ist mit den seltsamen Ampelschaltungen an der Kreuzung Dammstraße? Noch immer gibt es eine Extra-Grünphase für Fahrzeuge, die in Richtung der eigentlich gesperrten B 32 fahren wollen.

Eine Stadtsprecherin: "Seitens der Stadt wurde um eine Überprüfung und Optimierung der Ampelschaltung, sowohl bei der Christophorusbrücke als auch an der Mühlener Straße, gebeten."

Und? Ist das dort angekommen? Der Sprecher des RP Karlsruhe: "Zunächst wird beobachtet, wie sich der Verkehr insgesamt entwickelt, da sich dieser bei entsprechenden Maßnahmen erfahrungsgemäß verlagert. Sollte es hier weiterhin Probleme geben, wird geprüft, ob andere Möglichkeiten unter Berücksichtigung der anderen Signalanlagen in Frage kommen würden."

Nächste Vollsperrung

Die nächste Problematik könnte mit der Sperrung zwischen Eutingen und Ergenzingen ab dem 7. August kommen. Wie deutlich hat das Horber Rathaus seinen Unmut gegen die Vollsperrung in Horb und das bald drohende Nadelöhr durch die Vollsperrung im Gäu geäußert?

Wolfgang Kronenbitter, Amtsleiter Recht und Ordnung der Stadt Horb, hatte dem Schwarzwälder Boten gesagt: "Wir haben das RP auf dieses Problem hingewiesen und erklärt, dass jetzt schon die Belastung auf der Umleitungsstrecke sehr hoch ist. Auch weisen Schilder auf der Autobahn auf unsere Baustelle hin. Die zusätzliche Verschärfung durch eine weitere Baustelle ist ein Unding."

Doch beim Regierungspräsidium Karlsruhe ist vom Rathaus-Veto wohl nichts angekommen. Der Sprecher: "Von einer Intervention von Herrn Kronenbitter als Leiter der Verkehrsbehörde der Stadt Horb ist uns nichts bekannt. Bedenken der Stadt Horb, die offensichtlich in der Abstimmung beteiligt war, wären sicherlich nicht einfach ignoriert worden."

Komisch an der Sache ist, dass Oberbürgermeister Peter Rosenberger höchstpersönlich ein Schreiben vom 29. Juni an das RP gerichtet hatte: "Die Überlastungen der Umleitungsstrecke in diesen Bereichen führte bereits zu großem Unverständnis in der Bevölkerung. Auch die Stadt Horb ist der Auffassung, dass der überörtliche Fernverkehr insbesondere in Richtung Freudenstadt, bereits an den Anschlussstellen der Autobahn in Ergenzingen, beziehungsweise in der Gegenrichtung in Empfingen, abgeleitet werden." Doch die Schilder, die genau diesen Hinweis kurz vor der Autobahnabfahrt Rottenburg geben, sind inzwischen wieder verschwunden.

Aber wie kann das RP Karlsruhe Horb durch die Sperrung der B 32 und die Sperrung im Gäu doppelt abschneiden? Der Sprecher sagt hierzu: "Die Sanierung der B 28a im Landkreis Tübingen und ein kurzer Teilbereich der anschließenden B 14 im Landkreis Freudenstadt wird vom RP Tübingen ausgeführt. Wir beteiligen uns nur an den Kosten. Die B 32 zwischen Horb und Nordstetten wird vom RP Karlsruhe saniert. Bezüglich der Sanierung der B 28a/B 14 war es nach unserem Kenntnisstand eine Forderung der Gemeinde Eutingen, die Arbeiten wegen der Anfahrt des Postfrachtzentrums auch in den Sommerferien umzusetzen. Die Überschneidungen der beiden Baumaßnahmen werden aufgrund der räumlichen Entfernung und der Ausweisung unterschiedlicher Umleitungsstrecken als unproblematisch angesehen."