Imker Helmut Wilhelm führt seit seinem Ruhestand in Rommelshausen ein Honiglädle. Zwei Mal in der Woche ist geöffnet. Der 85-Jährige bietet nicht nur lokale Honigprodukte an. Stammkunden schätzen den Austausch mit dem Fachmann.
Gut gelaunt steht Helmut Wilhelm hinter seiner Theke, auf der pyramidenförmig verschiedene Honiggläser aufgebaut sind. „Hallo Robert“ begrüßt er einen Kunden mit Handschlag. Robert Hartmann hat leere Gläser dabei und besorgt sich wieder neuen Honig, drei Gläser Blütenhonig und drei Gläser Rapshonig.
„Was machen die Bienen?“, fragt der Kunde. Helmut Wilhelm erzählt ihm über die Winterfütterung, aber auch wie das Bienenjahr insgesamt verlaufen ist. Es sei sehr durchwachsen gewesen, sagt er. Die drei Wochen Regen und Kälte im Mai während der Blüte seien eine Belastung gewesen.
„Ich bin selber stark mit der Natur verbunden“, sagt Robert Hartmann aus Rommelshausen, der früher in Fellbach-Schmiden wohnte und Mitglied sowohl im Obst-und Gartenbauverein Schmiden als auch in Rommelshausen ist. Er habe selbst einen Garten. Daher schätze er den Austausch hier im Honiglädle. Er ist einer der Stammkunden, die regelmäßig in das kleine Geschäft in der Waiblinger Straße im Kernens Ortsteil Rommelshausen kommen.
Seit 2002 gibt es das Lädle – der gelernte Raumausstatter Helmut Wilhelm hat es in den Räumen einer ehemaligen Wäscherei eröffnet, als er in den Ruhestand ging. Dort verkauft er vor allem den Honig seiner zwanzig Bienenvölker, dazu manch andere Produkte auf Honigbasis wie Seifen, Pflegemittel und Met. Sortenreinen Honig wie Akazien- und Edelkastanienhonig bezieht er teils von einem Imker aus der Pfalz in der Nähe von Landau. „So viele dieser Bäume wachsen hier nicht, damit wir hier einen solchen Honig gewinnen können“, sagt Helmut Wilhelm. Wer möchte, kann übrigens in Probiergläschen die gewünschte Honigsorte kosten. Sehr unterschiedlich sind die Geschmacksnoten der einzelnen Sorten.
Der persönliche Kontakt im Honiglädle wird geschätzt
Helmut Wilhelm ist, wie er sagt, mit Leib und Seele Imker und möchte die Menschen an seiner Begeisterung teilhaben lassen. Das ist an jenem Vormittag im Honiglädle immer wieder spürbar. Auch die anderen Kunden begrüßt er mit einem strahlenden Lachen. Nicht nur sie schätzen den persönlichen Kontakt – auch hinter der Theke wird jedes Gespräch sichtlich genossen.
Zum 60-jährigen Imkerjubiläum hat Helmut Wilhelm eine Urkunde vom deutschen Imkerbund erhalten. Sie hängt eingerahmt im Lädle. Seit vielen Jahrzehnten hat sich der Mann aus Rommelshausen, der Mitglied im Bezirksimkerverein Waiblingen und Umgebung ist, mit der Bienenkunde und der Imkerei beschäftigt.
Mit seinen 85 Jahren wirkt er sehr agil. „Doch manches schaffe ich nicht mehr“, sagt er. Etwa den gefragten Vor-Ort-Unterricht. Diesen hat der Imker bis vor einigen Jahren auch in seinem Garten gegeben – Schulklassen und Vereinen hat er Einblicke in die Bienenhaltung gegeben. Immer wieder wurde darüber auch in unserer Zeitung berichtet. In einem Ordner sind die Texte säuberlich abgeheftet. Seine Bienenvölker stehen auf Rommelshauser und Stettener Gemarkung, nahe der Anlage der Aquarien- und Vogelfreunde im Haldenbach. Der Imker hat auch Schautafeln parat, auf denen Themen rund um Bienen und die Imkerei erklärt werden. Was Bienen leisten – beispielsweise, dass eine Biene für 300 Gramm Honig rund 20 000 Mal ausfliegen muss – ist hier zu erfahren. Und welche zentrale Rolle Bienen bei der Bestäubung von Blüten einnehmen.
Helmut Wilhelm ist Mitglied bei der Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim. Informationen der Landesanstalt liegen auch im Lädle aus, die über Zusammensetzung und Bedeutung von Honig informieren. Helmut Wilhelm hat die Veränderungen in der Bienenhaltung aber auch im Jahreslauf miterlebt. Seit 1960 hat er mit Bienen zu tun, erzählt er. Über seinen Schwiegervater hatte er damals Kontakt zum Imkerverein Calw bekommen. In der Bienenhaltung habe sich über die Jahre viel getan. Beispielsweise sei das Imkern mit der Carnica-Biene, einer Rasse die durch Sanftmütigkeit gekennzeichnet sei, für ihn deutlich erleichtert worden.
Die Blütezeit kommt immer früher im Jahresverlauf
Aber auch die Auswirkungen des Klimawandels sind für den Imker zunehmend spürbar. „Die Blütezeit kommt immer früher, inzwischen blüht es schon im Februar“, sagt er. Was den begeisterten Imker, der sowohl Mitglied bei der IG Streuobst als auch im Obst- und Gartenbauverein in Kernen ist, umtreibt, ist die Sorge um die Natur: „Ich hoffe, dass uns diese wunderbare Natur mit blühenden Wiesen und Obstbäumen noch lange erhalten bleibt.“
Das Honiglädle von Imker Helmut Wilhelm befindet sich in der Waiblinger Straße 6/1 in Kernen-Rommelshausen. Geöffnet ist mittwochs und samstags jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr, Telefonnummer 0 71 51/4 78 15.