Die Stiftung Warentest hat beim jüngsten Test viele mangelhafte Produkte gefunden. Besonders erschreckend: Es ist nicht immer der billige Honig, der schlecht abschneidet.
Berlin - Wer seinen Honig beim Imker aus der Region kauft, kann zumindest ökologisch nicht viel falsch machen. Doch ob man genau dieses süße Bienengold dann auch wirklich mag, steht auf einem anderen Blatt. Und eine hervorragende Qualität ist damit ebenfalls nicht automatisch garantiert. Vor allem Kinder mögen den „Einheitshonig“ vom Supermarkt oder Discounter oft sogar lieber. Und wenn sie erfahren, dass der Waldhonig aus Honigtau – also den süßen Ausscheidungen von Läusen – stammt, dann sinkt die Begeisterung für eben dieses Produkt noch weiter.
Dabei muss der Einkauf beim Discounter keineswegs schlecht sein, zumindest was die Qualität betrifft. Die Stiftung Warentest hat jetzt 36 Honige verschiedener Herkunft geprüft. Davon haben nur elf Produkte die Note „gut“ erhalten. Dabei lagen günstige Produkte oft ganz vorne. Beim Mischblütenhonig wurde Lidl Sieger – für 4,60 Euro pro Kilo. Beim Waldhonig kosten die Siegerprodukte von Aldi und Lidl – alle mit der Note 2,3 – sechs Euro.
Billig – und trotzdem gut
Für Imker ist die billige Konkurrenz wenig erfreulich. Auch über das Gesamturteil der Tester dürften sie nicht glücklich sein: „Guter Honig lässt sich weder an der Sorte noch an der Herkunft oder dem Preis erkennen.“ Das gilt auch für deutsche Ware: Als einziges deutsches Produkt erhielt der „Deutsche Imkerhonig Rapshonig“ von Dreyer mit 2,5 gerade noch die Note „gut“.
Auf der anderen Seite der Bewertungsskale fallen die vielen mit „mangelhaft“ bewerteten Honige auf. Bemerkenswert ist dabei, dass zwei Drittel der Biohonige mit „mangelhaft“ durchfielen, darunter fünf Akazienhonige und ein Lindenhonig. „Gut“ war nur der Bio-Akazienhonig von Rewe – und der kostet 16,40 Euro je Kilo.
Auch Markenprodukte fallen durch
Interessanterweise waren auch bekannte Markenprodukte nicht vor „mangelhaft“ gefeit, etwa der „Flotte Biene Wildblütenhonig“ von Langnese für 10,60 Euro je Kilo. Doch gerade das Beispiel Langnese belegt, dass es innerhalb derselben Marke bei verschiedenen Sorten starke Abweichungen geben kann: Der Langnese „Landhonig goldcremig“ – ein Mischblütenhonig ohne Sortenangabe – wurde mit „gut“ bewertet.
Wie aber kommt es zu den gravierenden Qualitätsmängeln? Sieben Honige im Test waren durch zu starke Wärme geschädigt. Über die Hintergründe können die Tester nur spekulieren: Vielleicht war es auf dem Transport aus fernen Ländern zu warm, vielleicht wurde der Honig erhitzt, um den Wassergehalt eines zu früh geernteten Ausgangsprodukts zu senken.
Glyphosat im Honig
„Vier der sieben geschädigten Honige kommen laut unserer Pollenanalyse aus China“, merken die Tester zu ihrem Befund an. In China werde Honig ohnehin anders produziert als in Europa, berichtet Warentest und zitiert den Präsidenten des Europäischen Berufsimkerverbandes, Walter Haefeker: „Dort ist es gängige Praxis, Honig unreif zu ernten und ihm nachträglich in Vakuum-Trocknungsanlagen Wasser zu entziehen.“
Selbstverständlich wurden sämtliche Produkte auch auf Schadstoffe untersucht. Und da begegnete den Testern ein alter Bekannter: das Pflanzenschutzmittel Glyphosat – und das in jedem dritten Honig. Allerdings handelte es sich meist nur um „geringe Gehalte“. Allein der deutsche Mischblütenhonig Fürsten-Reform fiel etwas aus dem Rahmen: Er schöpfe den Glyphosat-Grenzwert für Honig zur Hälfte aus, so die Tester. Zudem wurden darin Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen gefunden, wenn auch nur in Spuren. Und einige Waldhonige enthielten Pyrrolizidinalkaloide. Diese giftigen Substanzen kommen natürlicherweise in manchen Wildpflanzen vor. Die Tester empfehlen, solche Honige nicht täglich zu verzehren.