In Hongkong werden die Barrikaden nach und nach von der Polizei geräumt. Foto: dpa

Mehr als zwei Wochen dauern die Demonstrationen für mehr Demokratie in Hongkong an. Mit der Räumung von Barrikaden öffnet die Polizei weitere Straßen für den Verkehr. Die befürchtete Konfrontation bleibt aus - aber die Aktivisten wollen nicht weichen.

Hongkong - Bei den prodemokratischen Protesten in Hongkong hat die Polizei am Dienstag in größerem Stil Barrikaden der Demonstranten weggeräumt. Am Hauptprotestort im Stadtviertel Admiralty auf der Insel Hongkong wurden zumindest auf einer Spur der Hauptverkehrsader Queensway die Zelte auf Lastwagen geladen und in der Nacht errichtete Sperren aus Bambus und Holzpaletten mit Kettensägen zerlegt und weggeschafft. Die Fahrspur nach Westen wurde anschließend erstmals wieder für den Verkehr freigegeben.

Die Proteste in der früheren britischen Kronkolonie, die seit 1997 als autonom regierte Sonderverwaltungsregion zu China gehört, dauern seit mehr als zwei Wochen an. Auslöser waren Beschlüsse Pekings, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.

Zu Auseinandersetzungen kam es nicht. Die Demonstranten behinderten die Polizisten nicht bei ihrer Aktion. Zwei Dutzend hielten eine Sitzblockade auf der nach Osten führende Spur des Queensway. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften stand bereit. Der Hauptprotestort in Admiralty, wo weiter Straßen auch nahe dem Regierungssitz mit Zelten und Sperren besetzt sind, wurde nicht geräumt. „Wir werden uns nicht zurückziehen“, sagte Studentenführer Alex Chow.

Die Polizeiaktion hatte am frühen Morgen mit der Räumung von Absperrungen im benachbarten Causeway Bay begonnen, um auch dort weitere Straßen für den Verkehr zu öffnen. Während in Causeway Bay und im belebten Geschäftsviertel Mong Kok auf der gegenüberliegenden Halbinsel Kowloon nur noch einige Dutzend Demonstranten campiert hatten, waren es in Admiralty einige Hundert.

Inzwischen machten die Protestgegner mobil, die hinter der Regierung und der Pekinger Politik stehen und sich über die anhaltenden Behinderungen durch die Proteste beklagen. Eine Gruppe von ihnen traf sich am Morgen zu Gesprächen mit Studentenführer Alex Chow, um über die bisher größte politische Krise in der Sonderverwaltungsregion zu beraten. Danach zogen sie in einem Marsch zu Regierungsbehörden.

Am Vortag war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen mit vermummten Protestgegnern und friedlichen Demonstranten gekommen. Schläger versuchten, Barrikaden niederzureißen. Es gab drei Festnahmen. Über Nacht hatten die Demonstranten ihre Sperren mit Bambus, Holz und Betonklötzen wieder aufgebaut, da sie weitere Angriffe befürchteten. Einige der neuen Barrikaden zerlegten die Polizisten am Morgen aber bei ihrer Aktion wieder.