Seit 25 Jahren ist Thomas Fuchsloch Pfarrer in der Schorndorfer Versöhnungskirche. Mit seinen Äußerungen hat er am Ende einer Gesprächsreihe zum Thema Homosexualität einen Eklat ausgelöst. Foto: Gottfried Stoppel

Bei der Bezirkssynode betont die Schorndorfer Dekanin, dass Diskriminierung von homosexuellen Menschen keinen Platz in der Kirche hat. Zudem gibt es Kritik am Umgang mit Pfarrer Fuchsloch. Seine Äußerungen am Ende einer Gesprächsreihe hatten den Eklat verursacht.

Schorndorf - Eigentlich wollte sich die Bezirkssynode – das Leitungsgremium des Kirchenbezirks – in ihrer Herbstsitzung am Freitag ausschließlich mit Themen wie einer neuen Trägerstruktur für die Kindergärten oder dem Bezirkshaushalt beschäftigen. Doch an Alltagsgeschäft war nach der vergangenen Woche erst einmal nicht zu denken.

Nicht nur innerkirchlich, sondern auch in der Öffentlichkeit war viel über den Eklat am Ende der Veranstaltungsreihe „Kirche und Homosexualität“ sowie den Band-Ausschluss einer jungen homosexuellen Frau diskutiert worden. Dekanin Juliane Baur nutzte deswegen ihre Eröffnungsrede, um noch einmal Stellung zu beziehen, „denn Menschen fühlten sich durch andere verletzt und enttäuscht. Ich meine, das kann nicht das letzte Wort sein.“ Nach wie vor finde sie es gut, dass es die Veranstaltungsreihe zu „Kirche und Homosexualität“ gegeben habe, „denn auch im Jahr 2018 gibt es innerhalb und außerhalb der Kirche Offenheit und Verständnis, aber auch Vorbehalte und Ängste.“ Es sei richtig gewesen, die Grundlagen der Überzeugungen zu diskutieren, gerade weil es zum Thema Homosexualität unterschiedliche Meinungen gebe. Die Vielfalt der Meinungen habe die Kirche seit Anfang an begleitet und habe in der Kirche Platz.

Kein Platz für Diskriminierung und Pauschalisierung

„Keinen Platz haben jedoch Diskriminierung, Pauschalisierung und Verletzung anderer“, betonte Juliane Baur, deren Meinung nach es nicht Kernpunkte des christlichen Glaubens berühre, wenn alte Vorbehalte gegenüber Homosexualität aufgegeben würden. Sie sei froh, dass der CVJM mit dem eigenen schon lang verabschiedeten Statement an die Öffentlichkeit gegangen sei, dass homosexuelle Menschen einen festen Platz in seiner Mitte hätten.

Und sie sei froh, dass Pfarrer Fuchsloch rasch gemerkt habe, welche Verletzungen seine unbedachten, auch unvollständigen Äußerungen am Ende der Themenreihe ausgelöst hätten. „Seitdem betont er, dass ihm, ebenso wie dem Kirchengemeinderat der Versöhnungskirche wichtig ist, alle in der Kirchengemeinde ohne Vorbehalte willkommen zu heißen.“

Umgang mit Pfarrer Fuchsloch wird kritisiert

Um den 60-jährigen Pfarrer ging es schließlich auch in den Wortmeldungen aus dem Plenum: „Ich merke, dass es viele Verletzungen gab. Aber mir ist es auch ein Bedürfnis zu sagen, dass ich Thomas Fuchsloch als liebenswerten Kollegen kenne, der eine lebendige Gemeinde aufgebaut hat. Ich habe das Gefühl, dass da gerade ein Mensch demontiert wird“, meinte Rainer Köpf, Pfarrer in Beutelsbach. Sein Kollege Timotheus Rölle stimmte ihm zu: „Ich finde, dass die Darstellung in der Presse mit einer einseitigen Sichtweise verbunden ist. Das finde ich nicht befriedigend“, sagt er.

Nach den beiden Wortmeldungen wurde im Saal lautstark applaudiert – allerdings nicht von allen. „Wir dürfen jetzt Opfer und Täter nicht verwechseln. Es hat weh getan, was wir an diesem Abend zu hören bekamen“, sagte Dorothee Eisrich, Pfarrerin der Schorndorfer Stadtkirche. Auch wenn Juliane Baur persönlich die Ansicht von Fuchsloch, dass sich Homosexualität auf der Grundlage der Bibel nicht positiv begründen lässt, nicht teilt, kann der Pfarrer die Dekanin dennoch hinter sich wissen. „Das war kein Fehltritt von ihm, sondern eine unbedachte Äußerung“, sagt Juliane Baur, die in der kommenden Woche auch noch einmal mit ihm sprechen möchte. Der Pfarrer habe seinen Fehler sofort gespürt, er habe der betroffenen jungen Frau auch geschrieben. Als seine Vorgesetzte sieht sie keinen Anlass für weitere Konsequenzen ihm gegenüber.

Ziel ist es, dass die Kirchengemeinden wieder zueinander finden

Thomas Fuchsloch selbst hält sich derzeit auf Anraten des Oberkirchenrates mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zurück. Mit dem Leitungsgremium der Landeskirche habe es Gespräche zu den aktuellen Ereignissen gegeben, „frühere Vorfälle im Zusammenhang mit Herrn Fuchsloch sind mir nicht bekannt“, sagt Oliver Hoesch, der Pressesprecher der Landeskirche.

Ziel der Dekanin ist es jetzt, dass alle wieder aufeinander zugehen. Vermutlich werden noch viele weitere Gespräche nötig sein, um die drei Schorndorfer Kirchengemeinden wieder näher zusammenzubringen. Ein Mitglied der Versöhnungskirche findet es nicht fair, wie die Gemeinde in der Öffentlichkeit behandelt wurde. So habe der dortige Kirchengemeinderat bereits im vergangenen Jahr – also vor der Veranstaltungsreihe – den Beschluss verabschiedet, dass sie für alle Interessierten passende Angebote haben möchte. Weder Homosexuelle, noch Menschen, die sich auf die Bibel als alleinige Glaubensgrundlage berufen, sollen danach ausgeschlossen werden.

Wer sich für die bei der Gesprächsreihe gehaltenen Referate zu Fragestellungen gleichgeschlechtlicher Liebe interessiert, kann beim Dekanat Schorndorf eine Broschüre mit diesen erhalten.