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Die Initiative, die Homosexualität stärker in den Bildungsplan zu integrieren, sieht Christoph Michl, Vorstand des Christopher Street Days (CSD) , kritisch: „Die Probleme liegen ganz woanders.“

Stuttgart - Es ist schon in Ordnung, wenn einem die mediale Dauerbeschallung zum Thema Homosexualität langsam auf den Keks geht. Oder das Coming-out des Ex-Fußballprofis Thomas Hitzlsperger. Oder die rot-grüne Initiative, die Homosexualität stärker in den Bildungsplan zu integrieren. So sieht es Christoph Michl, Vorstand des Christopher Street Days (CSD) Stuttgart. „Die Probleme liegen ganz woanders“, sagte er am Samstagabend beim CSD-Neujahrsempfang im Literaturhaus, wo das Motto des schwul-lesbischen Festivals für Toleranz vorgestellt wurde. Es findet vom 18. Juli an statt. Die Parade ist am 26. Juli geplant.

Er halte die Lebenswirklichkeit von Menschen mit lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller oder queerer – also auf andere Weise andersartiger – sexueller Orientierung für nicht hinnehmbar, sagte Michl. „Wir machen Aufruhr“, lautet denn auch das von Michl enthüllte Motto für den CSD 2014.

Michl ist es wichtig, den CSD nicht auf Schwule zu reduzieren. Dass er damit richtig liegt, zeigt auch das Publikum beim Neujahrsempfang. Heteros, Homos, Transvestiten und andere lauschen Michl. Auch Politiker wie der Bundestagsabgeordnete (und bekennende Schwule) Stefan Kaufmann (CDU) und der Grünen-Landeschef Thomas Hildenbrand sind da.

Michl formt seine Hände zur Merkel-Raute: „Homosexuell sein ist okay – aber mit dem Adoptionsrecht von Homosexueller bin ich unsicher und tue mich schwer“, zitiert er die Kanzlerin. Zur Bildungsdebatte in Baden-Württemberg, Homosexualität im Schulunterricht stärker zu thematisieren, äußert er sich gelassen: „Ob im Mathe-Buch Maria und Peter oder Peter und Klaus steht, ist doch egal. Es geht um die Rechenaufgabe.“ Die Petition von Gegnern, die Stimmen gegen den Gesetzesentwurf sammeln, kritisiert er aber scharf: „Was man da zu lesen kriegt, ist schlichtweg widerlich.“ Die Stimmung zum Thema sei aufgeladen. „Wie in Zeiten der Aids-Debatte in den den Achtzigern.“