Der deutsche Schlager wird als seichtes Milieu der Weltflucht geringgeschätzt. Udo Jürgens blieb zeitlebens davon unberührt. Der Literaturwissenschaftler Rainer Moritz über das ungebrochene Renommee eines Geschichtenerzählers.

Pscholka hieß er. Seinen Vornamen habe ich vergessen. Nennen wir ihn Uwe. Er wohnte wie ich in Heilbronn, in der Burenstraße, fünf Fahrradminuten von der elterlichen Wohnung entfernt. Wir waren keine engen Freunde, Schulkameraden, die herausfanden, dass sie ein damals eher abseitiges Interesse teilten: den deutschen Schlager. Ich selbst hatte mich, was einer fehlgeschlagenen musikalischen Sozialisation geschuldet war, früh dafür begeistert, was Bernd Clüver, Gitte, Michael Holm oder Marianne Rosenberg sangen, und lernte zu verkraften, dass ich mit dieser Neigung von Mitschülern nur ein spöttisches Lächeln abbekam.