Über 50 Onesies hat Torsten Dümke in seinem Schrank – für seine zwei Teddybären hat er die dazu passenden Strampelanzüge selbst genäht. Foto: factum/Weise

Torsten Dümke fällt nicht nur in Holzgerlingen auf wie ein bunter Hund, denn er trägt im Alltag ausschließlich Overalls – auch gerne in Tieroptik.

Holzgerlingen - Wenn Torsten Dümke nur mal schnell zum Supermarkt um die Ecke in Holzgerlingen geht, fällt er schon auf. Denn der 70-Jährige trägt fast ausschließlich Overalls. Kuschelig weich sind die meisten, in knalligen Farben und mit auffälligen Mustern. Viele seiner Jumpsuits erinnern an originelle Faschingskostüme – wie der gefleckte Leopardenanzug mit Ohren und Schwanz oder der gelbe Anzug mit schwarzen Punkten, der wie ein Schweizer Käse aussieht. Seine Gartenarbeit macht Dümke in einem hellblauen Strampelanzug mit quietschgelben Entchen darauf.

„Als ich neulich mit meinem roten Teufelsanzug einkaufen war, hat mich ein Mann darauf aufmerksam gemacht, dass Karneval schon vorbei ist“, erzählt Dümke. Daraufhin habe er geantwortet, dass für ihn jeden Tag Karneval sei. Denn für den Rentner sind die bunten Teile keineswegs Kostüme, sondern Alltagsklamotten. Mehr als 50 Overalls besitzt er inzwischen – für jeden Anlass und jedes Wetter. Im Winter halten ihn kuschelige Overalls aus Fleece warm, im Sommer trägt er kurze Varianten aus Pullistoff. Nachts trägt er Schlafoveralls. Und sogar für Regenwetter hat er einen nässe- und windabweisenden durchsichtigen Einteiler.

Bekannt als der „coole Opa mit den lustigen Anzügen“

„Die meisten Menschen reagieren positiv auf die Overalls – vor allem Frauen“, sagt er. Im Ort sei er bekannt als der „coole Opa mit den lustigen Anzügen.“ Ihm gehe es auch darum, sich mit den lustigen Outfits selbst auf die Schippe zu nehmen. „Wenn ich damit noch andere Menschen aufheitere – umso besser“, sagt er.

Lediglich im Getränkemarkt, in dem er zweimal die Woche jobbt, um seine Rente aufzubessern, verzichtet er seinem Chef zuliebe auf ungewöhnliche Outfits. „Ich will ja die Kunden nicht verschrecken“, sagt Dümke. Als Alternative zu den Overalls habe er auch die ein oder andere Latzhose im Schrank – aber ein Einteiler muss es eben sein, damit sich der gelernte Holztechniker wohl fühlt.

Von den Latzhosen zu den Overalls

Schon seit frühester Kindheit haben es ihm diese angetan, wie Kinderfotos beweisen. In seiner Jugend trug er Latzhosen. Als in den 1970er Jahren Overalls für Damen in Mode kamen, entwarf er sich selbst ein solches Modell und ließ es von seiner Mutter nähen. Später kaufte er sich eine Nähmaschine, um sich mit Einteilern selbst versorgen zu können. „Ich war eben schon immer ein bisschen anders“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Als vor wenigen Jahren die Onesies – meist aus Plüsch bestehende, einteilige Kleidungsstücke – in Mode kamen, gab es für Dümke kein Halten mehr. Ursprünglich stammt die Idee von einem norwegischen Bekleidungsunternehmen. Eigentlich als Schlafanzug gedacht, erfreuen sich vor allem die Onesies im Tier-Design großer Beliebtheit, vor allem Jugendlichen und Kindern.

Prominente wie Katy Perry machten die Onesies salonfähig

Spätestens seit Prominente wie Katy Perry damit herumlaufen, sind die flauschigen Einteiler in Mode. Inzwischen ist der Trend zwar etwas abgeflaut, aber Dümke hat seit der internationalen Karriere des Einteilers auch die Möglichkeit, über das Internet in Norwegen und England die originellsten Onesies zu bestellen. Oft reicht er auch eigene Entwürfe ein, die dann von den Bekleidungsfirmen umgesetzt werden. Das lässt er sich auch mal rund 200 Euro pro Overall kosten – denn Dümke setzt auf Qualität und legt Wert auf Details.

In seinem Kleiderschrank befindet sich auch ein maßgeschneiderter, anthrazitfarbener Anzug mit Weste und selbst designten Manschettenknöpfen. Doch den trägt Dümke nur selten – beispielsweise zu besonderen Geburtstagen oder Beerdigungen. „Ich mag es einfach, wenn die Dinge etwas von der Norm abweichen“, sagt er. Er habe großen Spaß an der Mode – doch er wolle sich keinem Modediktat unterwerfen. „Ich trage die Sachen auch dann, wenn sie schon längst nicht mehr im Trend sind“, sagt er.

Von der Norm weicht auch sein Liegefahrrad mit drei Rädern und Kopfstütze ab, mit dem er nicht nur Holzgerlingen unsicher macht, sondern auch schon bis nach England geradelt ist. „Natürlich trage ich auch auf dem Rad immer meine Onesies – die sind optimal“, erklärt er. Überhaupt sehe er nur einen einzigen Nachteil seiner Einteiler: „Sie haben keinen Bund und deshalb merkt man nicht, wenn man zunimmt“, sagt er mit einem Schmunzeln.