Wie lässt sich lokales Engagement besser fördern und begleiten? In Holzgerlingen gibt es dazu ein Strategie-Konzept, die wichtigsten Punkte wurden jetzt in einem Workshop besprochen.
Ob Konzerte, Feste, Sportveranstaltungen oder die Integration von Geflüchteten – kaum ein Aspekt des gesellschaftlichen Lebens in einer Kommune funktioniert ohne Ehrenamt. Es „ist eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft“, betont Holzgerlingens Bürgermeister Ioannis Delakos in diesem Zusammenhang immer wieder. Um diese auch in Zukunft stabil aufzustellen und die Themen Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement einmal anders zu betrachten, hatte bereits im Jahr 2023 ein Team die Engagement-Strategie auf den Weg gebracht. Das Team bestand unter anderem aus Haupt- und Ehrenamtlichen aus Vereinen, Jugendarbeit, Kirchen und Verwaltung. Bei einem weiteren Workshop am Montag haben Interessierte Ideen für Maßnahmen gesammelt.
Die Vorgeschichte Mehr als 70 Vereine und Institutionen sind in Holzgerlingen aktiv. Doch auch wenn angesichts dieser Zahl der Handlungsbedarf nicht offensichtlich ist, wird es zunehmend schwer, Menschen zu finden, die sich langfristig ehrenamtlich engagieren möchten, führte der Bürgermeister bei dem Treffen im Rathaus aus. Deshalb sei das Ziel der Engagement-Strategie, das Ehrenamt attraktiver zu machen.
Begleitet wurde der Prozess von Beginn an im Rahmen der Landesinitiative „Gemeinsam engagiert in BW“ von Sandra Holzherr. Sie moderierte auch den Workshop am Montagabend, zu dem alle Interessierten eingeladen waren - unabhängig davon, ob sie bisher bei der Ausarbeitung der Engagement-Strategie eingebunden waren. Die Strategie selbst hatte das Team bereits im Frühjahr 2024 fertiggestellt. Sie enthält fünf Handlungsfelder und entsprechende Handlungsempfehlungen, die als Grundlage für den Workshop am Montag dienten.
Der Workshop Anerkennung, Miteinander und Lebensqualität, Rahmenbedingungen und Zugänge – die Handlungsfelder, hier drei Beispiele, sind offen gefasst. Umso wichtiger, diese mit Leben zu füllen. Dafür gibt es die Handlungsempfehlungen, aus denen für die Workshops wiederum Untergruppen gebildet wurden. So verteilten sich am Montag die rund 30 Teilnehmer an acht Stationen, um sich dort jeweils über ein bestimmtes Thema Gedanken zu machen.
Ist es noch zeitgemäß, Neubürgern eine Broschüre zu überreichen, um sie über die Angebote im Ort zu informieren? Was taugt der Qualipass, in dem ehrenamtliches Engagement dokumentiert werden kann? Und wie könnte man Vereinsräume leichter für alle nutzbar machen? An den Präsentationswänden diskutierten die Teilnehmer, wägten ab, brachten Ideen ein und tauschten sich über eigene Erfahrungen aus. Im Anschluss stellte Moderatorin Sandra Holzherr die Ergebnisse in aller Kürze vor.
Die Ergebnisse Klar, ein fertiges Maßnahmenpaket ist es nicht, dass bei rund 30 Teilnehmern in einer Dreiviertelstunde entstanden ist. Während das Thema Ehrung von Ehrenamtlichen so komplex ist, dass es dafür einen eigenen Arbeitskreis braucht, wie Kathrin Speidel, Leiterin der Stabstelle bürgerschaftliches Engagement, anmerkte, gibt es in Sachen Fortbildung schon ein festes Vorhaben: Vereine können voraussichtlich ab dem Sommersemester der Volkshochschule bezuschusst an speziellen Weiterbildungskursen zu Vereinsthemen teilnehmen.
Überhaupt scheint der Austausch für die Anwesenden wichtig zu sein. So wünschen sie sich Möglichkeiten, auf dem Wochenmarkt gemütlich ein „Schwätzle“ bei einem Getränk zu halten oder bei einem Vereinsstammtisch zusammenzukommen. Ein digitales Buchungstool würde nach Ansicht der Workshop-Teilnehmer Abhilfe in Sachen Raumnot schaffen und darüber hinaus einige weitere Vorteile für die „Vermieter“ mit sich bringen.
Der Qualipass in seiner jetzigen Form bekam wenig Lob – das Gros der Anwesenden kannte das Dokument überhaupt nicht, das beispielsweise bei Bewerbungen vorgelegt werden kann, um das Engagement des Bewerbers zu untermauern. Der Pass sollte nach Ansicht der Gruppe um Jugendgemeinderat Marcel Yassine besser beworben und vor allem digitaler werden.
Das weitere Vorgehen „Das war der Auftakt in Richtung Umsetzung“, fasste Sandra Holzherr zusammen. Alle gesammelten Ideen werden von der Stadtverwaltung festgehalten. Für Kathrin Speidel steht fest, dass es auch in Zukunft mit der Strategie nur gemeinsam mit den Beteiligten weitergehen kann. „Wir werden im Austausch bleiben“, hielt sie fest.
Ziel ist es, einige der Themen so weit voranzutreiben, dass sie perspektivisch dem Gemeinderat als konkrete Entscheidungsvorlagen vorgelegt – und dann gegebenenfalls auch umgesetzt - werden können. Zum Schluss brachte Delakos erneut seine Wertschätzung gegenüber den Engagierten zum Ausdruck: „Kein Geld der Welt kann das aufwiegen, was die Ehrenamtlichen leisten.