Holzgerlinger Mountainbiker haben das Wort: Sie dürfen bei einem Bürgerbeteiligungsprozess ihre Wünsche für den neuen Trail auf der Schillerhöhe mitteilen. Am 9. April werden die Anwohner gefragt. Dieser Prozess könnte Vorbildcharakter haben.
Der Mountainbike-Trail auf der Holzgerlinger Schillerhöhe nimmt langsam Gestalt und Form an. Bevor es aber an die Umsetzung geht, sollen zwei Bürgerbeteiligungen klarstellen, was überhaupt der Bedarf ist und wie man ein Kompromiss zwischen den Wünschen der Mountainbiker und denen der Anwohner finden kann. Als erstes durften am Freitag die Radfahrer ihre Sicht der Pläne darlegen.
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Der Holzgerlinger Mountainbiker Thomas Schmid kennt die Strecke auf der Schillerhöhe sehr gut und hat als Sprachrohr für die Mountainbike-Szene bereits ein erstes Konzept für einen möglichen Trail erstellt: Sprungmöglichkeiten, verschiedene Schwierigkeitsstufen für Anfänger und Fortgeschrittene und Ausstiegsmöglichkeiten während der gesamten Strecke zählen zu den Aspekten, die dem Experten zufolge besonders wichtig für einen gelungenen Spaßfaktor sind. „Als Schiebestrecke könnte man den Trampelpfad in der Nähe benutzen“, beschrieb er. „Über einen Uphill-Trail als Auffahrtsmöglichkeit müsste man dann diskutieren“, sagte der erfahrene Biker.
Pandemie hat Bewegungsangebot massiv eingeschränkt
Warum der Bau eines offiziellen Mountainbike-Trails so wichtig ist, machte Jan Stäbler vom städtischen Hauptamt klar. Da die Sportangebote in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren oft brachlagen, haben vor allem Kinder und Jugendliche einen immensen Bewegungsdrang entwickelt. Dieser wird gerne und oft durch Mountainbike fahren ausgelebt. Das ist an sich nicht unbedingt schlecht, hatte nur leider in der Vergangenheit den Bau von einigen illegalen Mountainbike-Trails in den Holzgerlinger Wäldern zufolge. „Wir haben im April 2021 einige Meldungen und Beschwerden von Bürgern erhalten, da diese Trails ein Sicherheitsrisiko darstellen“, schilderte Jan Stäbler.
Ein grundsätzliches Mountainbike-Verbot aufstellen, wollte die Stadt allerdings nicht. Stattdessen wurde zusammen mit dem Naturschutz und dem Forstrevierleiter Achim Klausner nach einem geeigneten Ort gesucht, an dem ein legaler, fest angelegter Trail Platz haben könnte. Auf der Schillerhöhe gebe es keine hochwertigen Naturstrukturen, die durch das Mountainbiken zerstört würden. Und die ausgewählte Strecke ohnehin schon seit 50 Jahren als beliebte Abfahrt für Fahrradfahrer.
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Seitens der Mountainbiker wurde der Vorschlag prinzipiell gut aufgenommen. Doch Sinn einer Bürgerbeteiligung ist es natürlich nicht, dass die Betroffenen vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Deshalb hatten die Jugendlichen in der zweiten Runde die Gelegenheit, den Vorschlag zu kommentieren und klarzustellen, welche Aspekte ihnen am wichtigsten sind.
Geht Gefahr von E-Bikes aus?
Dass der Spaß hier mit an oberster Stelle steht, ist klar. Sprungelemente werden dringend gewünscht, ebenso wie beispielsweise Hubwellen, durch die man an Geschwindigkeit zulegen kann. Doch auch das Thema Sicherheit liegt den Sportlern offensichtlich am Herzen. „Zwei getrennte Streckenvariationen wären gut, damit die Beginner nicht über den Haufen gefahren werden“, so der Vorschlag einiger Teilnehmer. Darüber hinaus waren sich alle einig, dass der nahegelegene Spielplatz geschützt oder umzäunt werden muss, damit nicht plötzlich kleine Kinder auf die Fahrbahn rennen. Ob ein Uphill-Trail als Auffahrtsmöglichkeit benötigt wird, da waren sich die Mountainbiker selbst nicht sicher. „Ein Uphill-Trail biete ein hohes Gefahrenpotenzial durch E-Bikes.
Wie lang die Strecke letztendlich wird und wie sie am Ende aussieht, wurde an diesem Abend noch nicht festgelegt. Dafür muss zunächst noch die Meinung der Bürger gehört werden, und die endgültige Entscheidung wird ohnehin der Gemeinderat treffen. Wenn alles reibungslos läuft, könnte der Bau allerdings schon im Herbst beginnen. Im besten Falle ebenfalls unter Einbeziehung der Mountainbiker. „Schön wäre es, wenn man vielleicht einen Verein gründen könnte, der für den Bau und Erhalt des Trails zuständig ist“, so Jan Stäblers Vorschlag.
Am 9. April werden die Anwohner gehört
„Uns ist klar, dass beide Parteien andere Sichtweisen haben“, sagte Holzgerlingens Bürgermeister Ioannis Delakos. „Aber feststeht, der Mountainbike-Trail wird kommen – nur das Wie ist jetzt die Frage.“ Am 9. April werden die Anwohner gehört.