Schlecht befahrbar: Die Kreisstraße 1632 bei Freudental ist marode. Ihr Ausbau stockt seit Jahren. Foto: factum/Bach

Mehrere Streckenabschnitte im Kreis sind derart marode, dass sie schon Spitznamen wie „Todeskurve“ bekommen. Doch die Trassen zu sanieren und auszubauen ist gar nicht so einfach – weil manche Grundstückseigentümer das große Geschäft wittern.

Kreis Ludwigsburg - In schlechtem Zustand, äußerst marode, dringend sanierungsbedürftig: Mit drastischen Worten hat der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen (Grüne) unlängst den Zustand einiger Kreisstraßen beschrieben. Inzwischen hat Renkonen eine Antwort auf seinen Brief an den Ludwigsburger Landrat Rainer Haas bekommen. Dessen Inhalt dürfte allerdings weder dem grünen Verkehrsexperten noch vielen Autofahrern im Landkreis gefallen.

Denn der Grund, warum einige Trassen nicht saniert oder ausgebaut werden, liege nicht bei seiner Behörde, schreibt der Landrat. Vielmehr würden vielerorts private Grundstückseigentümer die Pläne behindern. „Sehr ärgerlich“ sei es, dass „der Verkaufspoker mancher Grundstückseigentümer zu Lasten der Allgemeinheit geht“, heißt es in dem Brief.

Manch einer spricht von „Todeskurven“

Konkret gehen Renkonen und Haas auf drei Strecken ein: jene zwischen dem Krappenberg bei Freudental und dem Freizeitpark Tripsdrill (Kreis Heilbronn), die zwischen Kleiningersheim und Hessigheim und die zwischen Markgröningen-Unterriexingen und dem Bietigheim-Bissinger Stadtteil Untermberg. Alle drei, da sind sich der Landespolitiker und der Landrat einig, sind marode. Noch etwas dramatischer sieht man die Lage vor Ort: Die Betreiber des Freizeitparks Tripsdrill in Cleebronn sprechen gar von einer „Todeskurve“ auf der engen Strecke bei Freudental.

Schon mehrfach sei man von Besuchern, Lieferanten und Busfahrern auf den kaputten Asphalt angesprochen worden, erklärt der Pressesprecher Birger Meierjohann. „Die Straße ist kein Aushängeschild für die Region.“ Besonders heikel für den Freizeitpark: Die meisten ihrer Besucher kommen mit dem Auto. Zwar nehmen viele den Weg über die Autobahn 81, trotzdem wünschen die Betreiber sich, dass der Ausbau der Kreisstraße „möglichst bald in Angriff genommen werden kann“.

Das Problem auf allen drei Asphaltabschnitten: Sie sind derart kaputt, dass eine bloße Sanierung nicht ausreicht. Stattdessen müssen sie komplett neu gebaut und dabei verbreitert werden. Dafür ist der Kreis jedoch auf Anrainer angewiesen, die ihr Land verkaufen. Genau das ist offenkundig ein zähes Ringen – denn nicht wenige Eigentümer wittern das große Geld.

Verhandlungen mit 50 Eigentümern

„In den meisten Fällen“ seien die Verkaufsverhandlungen für die Verzögerungen beim Ausbau verantwortlich, erklärt der Landrat. Seit einigen Jahren beauftrage man deshalb ehemalige Bürgermeister mit den Verhandlungen. Damit komme man in vielen Fällen zum Erfolg. So könnten die Straßen bei Tripsdrill und Untermberg wohl vom Jahr 2020 an ausgebaut und saniert werden. Bei letzterer musste der Kreis zwischenzeitlich mit über 50 Personen verhandeln, inzwischen stehen nur noch vier Einigungen aus. Dabei zeichnen sich laut Haas allerdings schon Lösungen ab, sodass wohl gebaut werden kann.

Enteignung als „letztes Mittel“

Deutlich komplizierter und frustrierender ist die Lage zwischen Hessigheim und Kleingersheim. Viele Anrainer dort sind von den Plänen des Landratsamt nicht überzeugt, der Kreis rechnet nach eigenen Angaben mit „langwierigen Grunderwerbsverhandlungen“. Wie viele Personen konkret verkaufen müssten, schreibt Haas nicht. Trotzdem planen seine Straßenbauer immer wieder um, und passen zum Beispiel Kurvenradien an, um Fläche einzusparen, die sie abkaufen müssen. Doch auch diese ständigen Kurswechsel führen zu weiteren Verzögerungen im Zeitplan. Zu seinem schärfsten Schwert will der Landrat (noch) nicht greifen: Eigentum sei ein „hohes Gut“ und eine Enteignung deshalb „nur das letzte Mittel“, erklärt Haas.

Geld für den Ausbau hat der Kreis zur Verfügung; im kommenden Jahr sollen knapp fünf Millionen Euro in Kreisstraßen investiert werden. Darin enthalten ist das Budget für den Kauf von Grundstücken. Die Preise dafür schwanken, je nach Lage der Flurstücke, stark. Fraglich ist, wie viele Anrainer sich mit Geld überzeugen lassen – zumal der Kreis nicht jeden Preis bezahlen will. „Wir wollen Straßen nicht gegen den Willen der Bürger ausbauen“, meint Haas.