Alles so schön bunt hier: Besucher des "Holi Color Open Air" bemalen und bewerfen sich am Sonntag auf einer Wiese bei Karlsruhe mit buntem Farbpulver. Vorbild ist das hinduistische Frühlingsfest Holi, das vor allem im Norden und Osten Indiens gefeiert wird. Klicken Sie sich durch die bunten Bilder! Foto: dpa

„Party Time“, ruft der Anheizer - und schon fliegen auf dem Holi-Festival in Rheinstetten die grünen, gelben, blauen Farbbeutel. Eine Eventagentur hat aus dem traditionell hinduistischen Frühlingsfest eine knallbunte Techno-Party gemacht.

Rheinstetten - Sie sehen aus, als seien sie in den Fingerfarbenhinterhalt einer Kindergartengruppe geraten: Auf dem Weg zum Freigelände hinter der Messehalle „dm-Arena“ in Rheinstetten bei Karlsruhe kommen den Besuchern viele buntverschmierte Menschen entgegen. An diesem Sonntagmittag wird dort das „Holi Color Open Air“ gefeiert - die bunte und farbenfrohe Feier geht auf das hinduistische Frühlingsfest „Holi“ zurück und wird vor allem im Norden und Osten Indiens gefeiert. Bei dem mehrtägigen, karnevalsartigen Fest beschmieren sich Menschen in Indien mit bunten Pulvern und verspritzen Wasser. Hierzulande interpretieren die Veranstalter das Spektakel als knallige Techno-Party.

Farbbeutel und Mundschutz an der Kasse

An der Kasse bekommt jeder Farb-Fan einen Beutel Pigmentpulver und einen OP-Mundschutz, wie er in Krankenhäusern gebräuchlich ist. Drinnen kommen einem die Zeilen aus Nina Hagens Hit „TV-Glotzer“ in den Sinn: ist alles so schön bunt hier. Tausende farbenfroh Bestäubte tanzen zu wummernden Elektro-Beats. Andere bilden regenbogenscheckige Schlangen vor Essens- und Getränkebuden oder Dixie-Klos. Hochbetrieb herrscht an einem ausladenden Verkaufstand. Hier wird Farbpulver angeboten - für 2.50 Euro pro Beutel. „Der Besitz und die Verwendung mitgebrachten Pulvers ist verboten“, warnt ein Hinweisschild.

Ein durch Farbattacken bereits schwer entstellter junger Mann kauft gleich zehn Stück, man will schließlich gerüstet sein. „Noch zehn Minuten bis zum nächsten Countdown“, brüllt der DJ ins Mikrofon. So lange wollen offenbar nicht alle warten: einer der Farbenthusiasten lässt sich von einem Begleiter einen Beutel bunten Staub direkt ins ungeschützte Gesicht schleudern - und hat schwer zu Schlucken.

„Es wird von Mal zu Mal besser - und bunter!“

„Hoffentlich habt ihr euer Pulver noch nicht verschossen“, ruft der DJ. Die kunterbunte Masse drängt sich vor seiner Kanzel zusammen, die von Stellwänden mit einer stilechten Taj Mahal-Kulisse umrahmt ist. Beutel werden gezückt, Atemmasken noch einmal zurechtgezupft. Einige ganz Schlaue tragen sogar Lackierer-Overalls mit Kopfschutz. „10, 9, 8“, zählt der DJ nach unten. „7, 6, 5“, geht der Countdown unerbittlich weiter. Es hilft nichts: Mundschutz auf, Augen zu und durch. „3, 2, 1,“ und dann folgt die Farbexplosion: Rot, gelb, grün stäubt es, doch mischen sich die einzelnen Töne ganz schnell zu einem schmutzigen Grau.

„Party Time“, ruft der Anheizer. Die Menge verläuft sich, nicht alle, die aus dem Farbinferno auftauchen, sehen glücklich aus. An den Wasserstellen bilden sich dichte Menschentrauben, über allem liegt feiner Farbstaub. „Wir mussten noch niemanden behandeln, aber wir halten Augenspülflaschen vor“, sagt Mariam Wlodarsch, Einsatzleiter der Sanitäter vor Ort. Doch kaum hat sich der Staub gelegt, freut sich Anna schon auf die nächste Runde in einer Stunde: „Es wird von Mal zu Mal besser - und bunter!“