Foto: dpa

Der kalte Winter hat den Streusalzverbrauch der baden-württembergischen Kommunen in die Höhe schnellen lassen und tiefe Löcher in die Stadtsäckel gerissen.

Karlsruhe - Der kalte Winter hat den Streusalzverbrauch der baden-württembergischen Kommunen in die Höhe schnellen lassen und tiefe Löcher in die Stadtsäckel gerissen. Vielerorts wurde schon bis Anfang Februar mindestens viermal so viel Salz gestreut wie im gesamten Winter des Vorjahres. Fahrer von Streudiensten mussten etliche Überstunden schieben.

"Tagsüber taut es, und die Straßen werden nass - und wenn es dann am Abend friert, haben wir Blitzeis", hieß es beispielsweise in Tübingen. Welche Schäden der Frost auf den Straßen angerichtet hat, lässt sich jedoch erst mit Beginn des Tauwetters sagen.

In der Landeshauptstadt Stuttgart musste der Winterdienst allein im Januar doppelt so häufig ausrücken wie im Vorjahresmonat: Bei den 23 Einsätzen wurde mit 2359 Tonnen mehr als sechsmal so viel Salz gestreut wie im Januar 2008. In Karlsruhe und Ulm kam bis Anfang Februar etwa viermal so viel Salz auf die Straße wie im vergangenen Jahr, in Heilbronn etwa 30 Prozent mehr.

Spitzenreiter waren Mannheim mit 3600 Tonnen bis Ende Januar - und damit mehr als zehnmal so viel wie im gesamten vergangenen Winter - und Bruchsal. Dort wurde mit 150 Tonnen Feuchtsalz weit mehr als in den vergangenen zwei Wintern zusammen gestreut. Wo, wie in Friedrichshafen am Bodensee, der Winter nicht ganz so garstig war, kam etwas weniger Salz auf die Straße; aber immer noch sehr viel mehr als in der Vorsaison.

"So viel wie nötig, so wenig wie möglich", lautete in Mannheim wie andernorts die Devise. Die Verkehrssicherheit habe aber oberste Priorität; durch moderne Technik könne die Streumittelmenge den Straßenverhältnissen genau angepasst werden.

Um die Umwelt zu schonen, werden zwar oft - wie in Tübingen oder Karlsruhe - nur noch größere oder gefährliche Straßen mit Salz gestreut. Geht es steil bergauf, kommt es aber wieder zum Einsatz: "Insbesondere die Straßen in den Berg- und Waldregionen Heidelbergs und entlang des Neckars, die kurzfristig vereisen können, bedürfen einer schnellen Reaktion", so die Stadt Heidelberg. Ohnehin, heißt es im Rems-Murr-Kreis, wären die Splittmengen, die man bei Ersatz von Salz für die Straßen im Kreis bräuchte, nicht verfügbar - und bei steilen Strecken auch nicht ratsam: "Splitt rollt weg und greift nicht unter die Räder", sagte ein Sprecher.

So viel Salz und Split tut nicht nur Hundepfoten weh - auch die Stadtkämmerer stöhnen: Während die Landeshauptstadt in den beiden vergangenen Wintern jeweils mit rund 2,3 Millionen Euro hinkam, wird in dieser Saison mit Kosten in Höhe von über drei Millionen Euro gerechnet. In Friedrichshafen kostete schon bis zum Jahresende der Winterdienst 217.000 Euro - weit mehr als im gesamten Vorwinter. Mit enormen Mehrausgaben wird auch in Bruchsal und Calw gerechnet.

Aus Sicht des Biologen Gottfried May-Stürmer vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) in Baden-Württemberg übertreiben es manche Kommunen ohnehin mit dem Streuen: Er plädierte für mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Schnee und für ein abgestuftes Konzept: "Salz nur auf Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen, in Wohngebieten möglichst gar nicht." Schließlich lasse es sich auf einer geschlossenen Schneedecke prima fahren. Und der Naturschutzbund Nabu empfiehlt für einen umweltfreundlichen Winterdienst: Schnee und Eis mit Besen, Schneeschaufel und Hacke beseitigen.