Rektor Stephan Dabbert Foto: Judith A. Sägesser

Dass das Parken rund um die Universität Stuttgart-Hohenheim kostenpflichtig wird, hat viel Aufruhr erzeugt. Im Interview spricht der Rektor Stephan Dabbert darüber, wie die Uni ihren Frieden mit den Anwohnern finden will.

Hohenheim - Fast ein ganzes Jahr lang war an der Universität Hohenheim Hochbetrieb: 2018 wurde das 200-jährige Bestehen der ehemaligen Bauernakademie gefeiert. Viel Aufruhr erzeugte außerdem die Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, dass das Parken rund um die Uni Hohenheim kostenpflichtig wird. Der Rektor Stephan Dabbert spricht außerdem darüber, welche Vorteile die Uni den Anwohnern bringt und warum die Hochschule überhaupt so stark wachsen musste.

2018 war das Jubiläumsjahr der Universität Hohenheim. Sie sind aus dem Feiern gar nicht mehr herausgekommen. War es ein anstrengendes Jahr?

Ich hatte viel zu tun, aber das hat man als Rektor einer Universität irgendwie immer. Insgesamt war es ein wunderbares Jahr – für Hohenheim – und das freut mich sehr.

Warum hat die Uni das ganze Jahr über gefeiert und nicht nur an einem Wochenende?

Aus der Mitarbeiterschaft und der Studierendenschaft kamen so viele Ideen. Diesem bemerkenswerten Engagement wollten wir Raum geben. Vor einem Jahr habe ich mich noch gefragt, ob wir uns vielleicht zu viel vorgenommen haben. Aber es hat alles fantastisch geklappt, und ich habe fast nur positive Rückmeldungen bekommen – was an einer Uni ja schon ungewöhnlich ist, schließlich wird dort gern und viel diskutiert.

Die Uni wächst und wächst. Wann stößt sie an ihre Grenzen? Wie viele Studenten können noch kommen?

Wir haben in den letzten 15 Jahren einen großen Wachstumsschub gemacht, aber seit drei, vier Jahren ist das zu Ende. Wir sind im Augenblick bei rund 9300 Studierenden. Wir haben derzeit keine weiteren Ausbaupläne. Im Moment sind wir dabei, die Bedingungen zu schaffen, dass diese große Anzahl an Studierenden und Mitarbeitern dauerhaft gut versorgt ist – etwa durch die Mensavergrößerung oder beim Ausbau von Hörsälen und Forschungsgebäuden. Wir werden noch einige Jahre damit beschäftigt sein, die Infrastruktur nachholend an das Wachstum anzupassen.

Warum wächst die Uni Hohenheim überhaupt? Muss sie das?

Es gab plötzlich viel mehr Studieninteressierte als Studienplätze. Das Land Baden-Württemberg hat deshalb den Universitäten ein Ausbauprogramm vorgeschlagen. Für uns war das auch eine Chance, weil wir uns dadurch neue Gebiete erschließen und vorhandene Gebiete vertiefen konnten. Wir sind aber nach wie vor eine kleine Uni – in etwa vergleichbar mit Ulm, Mannheim oder Konstanz.

Zu den negativen Auswirkungen des Wachstums zählt die Parkplatznot und jetzt auch noch das Parkraummanagement. Wie findet die Uni Frieden mit den Anwohnern?

Die Universität hat ein Mobilitätsproblem, das Parkplatzthema ist Teil eines umfassenderen Problems. Aber wir sind nicht der Hotspot der Mobilitätsprobleme in der Region Stuttgart, nicht der Hauptverursacher, und alles, was wir tun, wird nur einen kleinen Beitrag leisten. Wir beziehen bei unseren Campus-Planungen immer die Stadt, den Gemeinderat oder den Bezirksbeirat mit ein. Wir informieren die Anwohner, so gut es geht. Insgesamt glaube ich, dass es die meisten Anwohner sehr schätzen, dass sie ein Juwel wie Hohenheim in ihrer Nachbarschaft haben.

Planen Sie, bezüglich der Parkplatzsituation noch mal mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen? Manche wünschen sich das.

Grundsätzlich bin ich für Gespräche offen. Allerdings weiß ich derzeit nicht so recht, was der Inhalt einer solchen Veranstaltung sein sollte. Die Uni kann eben auch nur Vorschläge an die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW) machen. Dass das Parkraummanagement kommt, ist durch das Land entschieden.

Bisher ist die Uni Hohenheim für die meisten Studenten eine Heimfahr-Uni. Was müsste passieren, damit die Studenten auch am Wochenende in Birkach und Plieningen bleiben?

Einige bleiben auch über das Wochenende da, aber mir wäre es lieber, wenn es mehr wären. Viele kommen aus der näheren Umgebung und pendeln deshalb. Die Stadt müsste für die Studierenden noch attraktiver werden – und Stuttgart arbeitet dran.

Wenn Sie alle Möglichkeiten hätten: Was würden Sie an der Uni Hohenheim verändern?

Ich würde gerne auf einen Schlag alle Gebäude auf den heutigen, modernen Stand bringen – also Heizungen, Technik und so weiter. Es wurde bereits erhoben, dass dieser Wunsch insgesamt 334 Millionen Euro kosten würde. Das Land ist seit etwa zwei Jahren in dieser Hinsicht sehr positiv unterwegs, nächstes Jahr werden etwa 25 Millionen Euro auf dem Campus investiert.

Welche Vorteile bringt die Uni für die Bevölkerung?

Da sind zum einen die Hohenheimer Gärten. Man kann dort spazieren gehen, botanische Studien betreiben oder den Spielplatz nutzen. Außerdem profitieren die Anwohner von den vielen Veranstaltungen, die wir anbieten. Und die Universität stellt Kaufkraft in Plieningen und Birkach zur Verfügung. Zudem entlastet der derzeitige umfangreiche Bau von Wohnheimplätzen letztlich jeden – nämlich indem der Anstieg der Mieten in Stuttgart zumindest ein wenig gebremst wird.

Was war in den vergangenen 200 Jahren der größte Erfolg für die Uni Hohenheim?

Dass wir ganz viele junge Menschen ausgebildet haben, die im Leben und in der Gesellschaft Positives bewirkt haben. Die eine, alles überragende Erfindung oder die eine Veröffentlichung könnte ich nicht nennen aus den vergangenen 200 Jahren – darüber bin ich auch froh. Die Universität definiert sich auch durch die Breite ihrer Arbeit.