An der Seite von Robert Capa dokumentierte Gerda Taro den Spanischen Bürgerkrieg. Foto: Collection Irme Schaber

Vom schwierigen Umgang der Stadt mit einer großen Tochter: Ein trister Platz soll aufgewertet werden.

Stuttgart - Berühmte Töchter und Söhne ehrt eine Stadt gewöhnlich posthum, indem sie Straßen oder Plätze nach ihnen benennt. Früher oder später. Ganze 71 Jahre nach ihrem tragischen Tod am 26. Juli 1937 im Kampfgetümmel des Spanischen Bürgerkriegs wurde der jüdischen Fotografin Gerda Taro unweit des Olgaecks diese Ehre zuteil. Auf Vorschlag des Grünen-Stadtrats Michael Kienzle wurde im Oktober 2008 aus der Grünfläche zwischen Hohenheimer/Dannecker- und Alexanderstraße der Gerda-Taro-Platz.

Bis heute fristet der Platz – auf der einen Seite umtost vom Verkehr der B 27, auf der anderen umstellt von parkenden Autos – jedoch ein Schattendasein, sowohl als öffentlicher Raum wie auch im gesellschaftlichen Gedächtnis. Kaum ein Stuttgarter dürfte wissen, dass die gern als Hundeklo missbrauchte Fläche „La pequeña rubita“, dem hübschen Blondschopf, wie Taro von den antifaschistischen Kämpfern in Spanien genannt wurde, gewidmet ist.

Nur ein schmuckloses Straßenschild verweist auf die Namensgeberin, die 1910 in Stuttgart geboren wurde, 1933 nach Paris emigrierte und später mit dem berühmten Kriegsfotografen Robert Capa nach Spanien ging, um dort die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs zu dokumentieren. Dort wurde sie während eines Angriffs der deutschen Legion Condor bei Villanueva de la Cañada an der Brunete-Front von einem republikanischen Panzer überrollt, nachdem sie von einem Trittbrett eines Lkw abgerutscht war, mit dem sie aus der Kampfregion flüchten wollte. Außer Beruf, Geburts- und Todesjahr erfährt man öffentlich in ihrer Geburtsstadt nichts über die Fotografin. Doch das soll sich ändern. Nach Monaten der Diskussion hat sich der Bezirksbeirat Mitte mehrheitlich für die Umgestaltung des unteren Platzteils ausgesprochen.

Die Aufwertung soll zugleich Raum schaffen für eine Ausstellung

Mit 200.000 Euro aus der Stadtentwicklungspauschale (Step) sollen das Areal vom Unterholz befreit und neue Wege angelegt werden. Eingesäte Rasenfelder will das Stuttgarter Büro Plankontor S1 mit Weiß-Zement-Einfassungen begrenzen, die sich teilweise zu Sitzelementen aufweiten und erhöhen. Anfang nächsten Jahres sollen die Arbeiten beginnen.

Die Aufwertung soll zugleich Raum schaffen für eine Ausstellung über die Namensgeberin, die ihresgleichen in Stuttgart bislang sucht. Nach der Idee des Konstanzer Kreativbüros Design und mehr sollen neun Metallstelen aufgestellt werden, in die je ein Buchstabe des Namens Gerda Taro eingefräst ist. Im Vorbeifahren können die Verkehrsteilnehmer auf der Hohenheimer Straße so den Platznamen ablesen. Auf der Rückseite der Stelen informieren Tafeln über Leben und Werk Taros. 25 000 Euro an Step-Mittel soll das Kunst- und Infowerk kosten, das im Beirat umstritten war.

Es sei der Versuch, eine wichtige Persönlichkeit in die Stadt heimzuholen, hatte Michael Kienzle damals gesagt, als er Taro als Namensgeberin für den Platz vorschlug. Jetzt musste der Grünen-Stadtrat im Bezirksbeirat miterleben, wie ausgerechnet die Öko-Partei heftig gegen die Taro-Ausstellung opponierte. „Jetzt den gesamten Platz umgestalten, die Ausstellung kann später kommen“, verlangte Fraktionssprecherin Annegret Breitenbücher. Welche Logik dahinter steht, erschloss sich dem Publikum nicht, da die Umgestaltung des nördlichen Platzteils vor der Technischen Oberschule bereits zuvor einvernehmlich verschoben worden war. Die nötigen 150.000 Euro dafür sind derzeit schlicht nicht finanzierbar.