Foto: Annegret Jacobs

Bereits zum zweiten Mal ist die Hohenheimer Kinderkrippe Kleinstein als „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet worden.

Hohenheim - Es funktioniert. Marisa Scharla, der Leiterin der Kinderkrippe Kleinstein an der Uni Hohenheim, huscht ein Lächeln über die Lippen. „Was ist das?“, hat die Erzieherin die acht Knirpse vor sich gefragt und mehrere Röhrchen für Brausetabletten hochgehalten. „Eine Rakete“, krähen die Kleinen, alle im Alter zwischen zwei und drei Jahren. „Genau“, sagt Scharla und stellt die Röhrchen neben ein Glas mit Wasser auf den Boden: die Komponenten für eine Rakete mit Brausetabletten-Wasser-Antrieb. „Wer hilft beim Zerkrümeln?“, fragt die Erzieherin. Sofort schnellen mehrere Arme in die Höhe. Gleich wird es knallen und spritzen. Da muss die Leiterin der Krippe nicht lange um Assistenten bitten.

Zum zweiten Mal prämiert

Experimente für Kleinkinder zwischen null und drei Jahren aufbereiten – für dieses Konzept ist die Kinderkrippe Kleinstein am Dienstagabend zusammen mit 16 anderen Einrichtungen in Stuttgart ausgezeichnet worden. Damit gehört sie deutschlandweit zu den ersten Einrichtungen, die zum zweiten Mal dafür prämiert werden. Bereits 2008 hatte die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, die deutschlandweit Preise an Betreuungseinrichtungen mit naturwissenschaftlich-technischem Schwerpunkt vergibt, die Hohenheimer Uni-Krippe ausgezeichnet. Um alles kindgerecht aufbereiten zu können, bilden sich die Erzieherinnen zweimal im Jahr weiter. Das Konzept habe man seitdem aber kaum verändert, sagt Krippen-Leiterin Scharla. „Wir haben jedoch überprüft, welche Experimente für Kinder bis drei Jahre geeignet sind und welche weniger.“ Ihre Erfahrung: „Lange Erklärungen interessieren nicht. Je lauter es zischt, desto besser.“

Deswegen ist unter den Kindern das Gejohle groß, als das Brauseröhrchen mit einem lauten Knall an die Zimmerdecke schießt. „Noch mal“, fordern sie. Jeder möchte das Zündpulver zubereiten, also die Brausetabletten kleinbröseln. Till und Mohammed werden bald drei Jahre alt und sind bereits recht flink. Aber auch Antonia, die im April zwei Jahre alt wird, darf helfen. Sie hat das Experiment bereits mehrfach gesehen und weiß, worum es geht. „Bumm“, antwortet sie auf Scharlas Frage, was gleich passieren wird. „So wissen wir, dass sich die Kleinen an den Ablauf des Experiments erinnern können.“ Wichtig sei nicht, dass die Kinder bereits verstehen, warum es knallt. Vielmehr gehe es darum, Zusammenhänge zwischen dem Versuchsaufbau und dem Resultat herzustellen.

Zweimal pro Woche wird experimentiert

Zweimal pro Woche wird experimentiert – mehr nicht: „Es gibt ja noch viele andere wichtige Dinge“, sagt Scharla. Ob dadurch tatsächlich das naturwissenschaftliche Interesse der Kinder gestärkt wird, vermag die Erzieherin nicht zu beurteilen. „Was passiert, wenn die Kinder mit drei Jahren die Krippe verlassen, wissen wir nicht.“ Zumal die Krippenleiterin auch davon überzeugt ist, dass es genauso wichtig für die Entwicklung der Kleinen sei, sich im freien Spiel auszuprobieren. So wie es Till gerade macht, der auf ihrem Schoß sitzt und testet, ob Scharlas Nase durch das Loch der Holzschablone passt, die er in der Hand hält. Drei weitere Male lässt die Krippenleiterin es an diesem Morgen noch knallen. Dann riecht es überall nach Himbeerbrause, und Scharla wischt die süße Brühe vom Boden auf.

Die Krippe Kleinstein ist beliebt, die Wartelisten sind lang. „Aber das liegt nicht allein an unserem naturwissenschaftlich-technischen Profil“, ist Scharlas Erfahrung. Der Bedarf an Kinderbetreuung unter den Uni-Mitarbeitern ist einfach riesig, und die Öffnungszeiten von 8 bis 17 Uhr sind komfortabel. „Wir sind am nächsten dran. Wenn irgend etwas ist, sind die Eltern in fünf Minuten da.“