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800.000 Euro Schaden am frisch sanierten Gebäude - Bücherbestand nicht betroffen.

Stuttgart - Für 1,25 Millionen Euro ist der Brandschutz in der Zentralbibliothek der Universität Hohenheim modernisiert worden. Doch jetzt geht alles wieder von vorne los: Am Montag, kurz vor Abschluss der Sanierungsarbeiten, ging das oberste Stockwerk in Flammen auf.

Ein ausgebranntes Stockwerk, fünf verletzte Handwerker und etwa 800.000 Euro Schaden - das ist die Bilanz des Großfeuers im Gebäude der Bibliothek der Universität Hohenheim. Das oberste Geschoss stand am Montag kurz nach 13 Uhr in hellen Flammen - mutmaßlich eine Folge der Sanierungsarbeiten für einen besseren Brandschutz. Einzig gute Nachricht: Keines der 160.000 Bücher und keine der 1,7 Kilometer Zeitschriften ist betroffen - weil diese wegen der Sanierung noch ausgelagert sind.

Seit Mai wird das Gebäude Garbenstraße15 grundlegend modernisiert. Der Brandschutz in dem Bau aus dem Jahr 1969 sollte auf den neuesten Stand gebracht werden. Am Montag standen im zweiten Obergeschoss Bodenbelagsarbeiten auf dem Programm. Am Donnerstag sollte die Abnahme sein. Und am 23. Januar 2012 hätten die Bibliothek und ihre 50 Mitarbeiter wieder an ihren Stammsitz zurückkehren sollen.

Sollte. Hätte. Doch plötzlich ging am Montag eine Hälfte des zweiten Stocks in Flammen auf. Um 13.13 Uhr gingen bei der Leitstelle der Feuerwehr die ersten von zahlreichen Anrufen ein. Im Nachbargebäude löste ein Mitarbeiter manuell die Brandmeldeanlage aus. "Im betroffenen Gebäude selbst war die Anlage wegen der Bauarbeiten nicht in Funktion", sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Karsten Homrighausen. Für den Leiter der Einsatzabteilung der Branddirektion Stuttgart ist es "recht ungewöhnlich", dass es beim Eintreffen der ersten Feuerwehrleute bereits ausgedehnt brannte: "Der Brand muss sehr lange Zeit unbemerkt geblieben sein", so Homrighausen. Dies sei normalerweise nachts der Fall - aber nicht am helllichten Tag, wenn sich Personen in unmittelbarer Nähe aufhalten.

Nach ersten Erkenntnissen hatten die Handwerker in einem Nachbartrakt Mittagspause gemacht und die brenzlige Situation zunächst gar nicht bemerkt. Fünf Arbeiter im Alter von 44 bis 50 Jahren konnten sich selbstständig ins Freie retten, erlitten aber Rauchvergiftungen. Zwei von ihnen mussten im Ruiter Krankenhaus aufgenommen werden. Für Homrighausen war es ein Glücksfall, dass die Rückseite des Gebäudes mit einer neuen Flucht-Außentreppe versehen ist, wie bei einer Brandschutzschau 2009 gefordert. "Dadurch hatten wir umgekehrt einen schnellen Zugang zum betroffenen Gebäudeteil", sagt er.

"Die Brandursache ist noch unklar", erklärt Polizeisprecher Jörg Kurowski. Als nicht ausgeschlossen gilt, dass Dämpfe des neu verlegten Bodenbelags an einer Zündquelle entflammt waren. Im Gebäude gab es auch Elektroarbeiten. Die Brandermittler der Kriminalpolizei suchen noch nach Hinweisen, ob ein technischer Defekt oder womöglich Fahrlässigkeit das Feuer ausgelöst hat. "Hinweise auf eine vorsätzliche Brandlegung liegen jedenfalls nicht vor", so Kurowski.

Für den Bibliotheksbetrieb ändert sich zunächst nichts: "Das provisorische Ausleihsystem läuft eben weiter", sagt Universitäts-Sprecher Florian Klebs, "für die Studierenden werden die Bedingungen somit nicht schlechter." Die Lehrbuchsammlung ist seit April im Gebäude der ehemaligen Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie in der Emil-Wolff-Straße ausgelagert. Weitere Medien sind an verschiedenen Orten untergebracht. Die geplante Wiedereröffnung der Zentralbibliothek am 23. Januar ist freilich Makulatur.

Rektor Hans-Peter Liebig sprach "trotz Glück im Unglück" von einer "Katastrophe". Denn indirekt sind die Folgen immens: Die 50 Bibliotheks-Mitarbeiter, bisher in verschiedenen Büros auf dem Campus verteilt, sollten eigentlich im Frühjahr wieder Platz machen - für die neue Professoren, die bereits für den doppelten Abi-Jahrgang 2012 berufen wurden. Büros sind nun Mangelware: "Wahrscheinlich", so Liebig, "müssen wir Container aufstellen."