Friederike Paul (links) bereitet ihre Auswahl auf den großen Auftritt vor. Foto: Sägesser Foto:  

Gestern und heute machen zehn Floristen ihren Meister. Die Werke zeigen sie ab morgen.

Hohenheim - Zum Glück hat Friederike Paul einiges zu tun. Arbeit lenkt ab. Am Dienstagmorgen war sie mit den anderen beim Großmarkt. Mitgebracht hat sie Blumen, die für etliche Sträuße ausreichen würden. Doch einen Strauß allein hat Friedrike Paul nicht im Sinn. Die 28-Jährige steht kurz vor ihrer Meisterprüfung.

„Das ist die höchste Prüfung bei uns“, sagt Gabriele Haufe, die fachliche Leiterin an der Floristmeisterschule Hohenheim. „Da wird schon ein bisschen mehr erwartet.“ Das Thema lautet „Hommage an die Blume“. Die zehn Prüflinge, übrigens allesamt Frauen, haben sich ausgiebig mit den Persönlichkeiten der verschiedenen Blumen befasst. Für ihre Prüfung sollen sie die Wesensmerkmale herausarbeiten. Dafür übersetzen sie Zitate und Gedichte von Dichtern wie Goethe und Rilke in Blumensprache, in Blumisch.

Jeder Prüfling fertigt fünf Werkstücke an. Gestern haben sie damit begonnen, heute geht e weiter. Für die Öffentlichkeit sind die meisterhaften Blumenarrangements von morgen an zu sehen. Doch noch ist Dienstag. Der Tag, an dem Gabriele Haufe letzte Ratschläge verteilt.

Blumenvorbereitung erfordert Handgeschick

„Geheimnisvoll am lichten Tag / Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben / Und was sie deinem Geist nicht offenbahren mag, / Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.“ So geht das Goethe-Zitat, das Friedrike Paul aus der Lostrommel gezogen hat. Sie versteht es als Anregung, genauer hinzuschauen und innezuhalten. Für eines ihrer Werkstücke hat sie sich überlegt, dass es „in seiner Gänze nicht sofort einsehbar ist“, sagt sie.

Friedrike Paul kommt aus Offenburg. Sie hat eine Floristenausbildung gemacht und sieben Jahre gearbeitet. Vor einem Jahr ist sie nach Hohenheim gekommen, um den Meister zu machen. „Das wollte ich schon seit der Ausbildung“, sagt sie. Sie hat dafür sogar bei ihrem Betrieb gekündigt.

Zwei Tage vor der Prüfung müssen die gekauften Blumen auf ihren großen Auftritt vorbereitet werden. Die angehenden Meister stehen in einem Gebäude des Lehr- und Versuchsbetriebs für Gartenbau und zwacken Blätter und Verblühtes von ihrer Ausbeute vom Großmarkt ab. Friedrike Paul hat Sabine Lang an ihrer Seite. Die eine schnippelt den Zierlauch zurecht, die andere kümmert sich um den Phlox, die Flammenblume. Was fertig ist, stecken die Frauen in Kübel – vorsortiert nach den Werkstücken. Danach heißt es für die Blumen: ab ins Kühlhaus.

„Es ist keine Routine“

Alles, was nicht blüht, dürfen die künftigen Meister schon vor der Prüfung herrichten. Gemeint sind bauliche Konstruktionen, die sie für die Präsentation der blumigen Interpretationen brauchen. Friedrike Paul ist gespannt, wie leicht ihr das Florieren bei der Prüfung fallen wird. „Es muss laufen“, sagt sie. Die Handgriffe müssen sitzen. Darüber entscheidet die Tagesform. „Es ist keine Routine“, sagt sie. Die Werkstücke lassen sich nicht bis ins Detail üben. „Jedes ist anders. Weil die Pflanzen anders sind.“ Blumen haben eben ein ganz eigenes Wesen. Wenn das keine Hommage wert ist.