Im ersten Halbjahr beträgt der Rückgang im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Vorjahr gut 21 Prozent auf noch 106.700 neu genehmigte Wohnungen. (Symbolbild) Foto: Patrick Pleul/dpa

400.000 neue Wohnungen pro Jahr wollte die Ampel ermöglichen. Hohe Zinsen und Baukosten sind wichtige Gründe für die stattdessen herrschende Flaute. Dime Branche sieht aber auch weitere Ansätze.

Der Bau neuer Wohnungen in Deutschland stockt weiterhin. Im Juni wurden nur noch 17.600 neue Einheiten genehmigt, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Das bedeutet einen Rückgang um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr beträgt der Rückgang im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Vorjahr gut 21 Prozent auf noch 106.700 neu genehmigte Wohnungen. Den stärksten Rückgang gab es bei Einfamilienhäusern, von denen im ersten Halbjahr mit 18.600 Einheiten fast ein Drittel (30,9 Prozent) weniger genehmigt wurden. Wichtige Gründe sind die hohen Baukosten und teure Finanzierungen. 

Das Baugewerbe erwartet bei den geringen Fertigstellungen bei unverändert hoher Nachfrage eine Verschärfung am Mietwohnungsmarkt. Die Impulse der Bundesregierung seien bisher zu schwach, um den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen, erklärt ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. „Vor allem wegen hoher Bauzinsen und strenger Energieanforderungen ist das Bauen für viele unerschwinglich geworden beziehungsweise es rentiert sich einfach nicht mehr.“

Ursprüngliches Ziel: 400.000 neue Wohnungen

Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung, dass jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen in Deutschland entstehen sollen, liege nun für diese Legislaturperiode in „unerreichbarer Ferne“, sagt der Ökonom Sebastian Dullien vom gewerkschaftlichen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Er sieht die Europäische Zentralbank mit ihrer bislang nur vorsichtigen Zinssenkung in der Verantwortung: „Das Zögern der Notenbank verschärft damit die Konjunkturflaute in Deutschland sowie die Probleme am deutschen Wohnungsmarkt.“ Eine Trendwende sei frühestens im späteren Jahresverlauf 2025 zu erwarten, wenn Zinssenkungen auf die Baunachfrage durchschlagen.

„Wir steuern auf das schwächste Genehmigungsniveau seit dem Jahr 2010 zu. Der Wohnungsmangel in Ballungsgebieten und ihrem Umland sowie in vielen Regionalzentren wird dadurch zementiert“, meint der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller. Wie auch das Gewerbe fordert der Verband die Länder auf, dringend dem Beispiel Niedersachsens zu folgen und ihre Landesbauordnungen zu entschlacken. Dort wurden unter anderem Grenzabstände reduziert und der Ausbau von Dachgeschossen erleichtert.