Das Klärwerk in Mühlhausen ist das größte im Land. Hier wird Abwasser aus mehreren Städten gereinigt. Foto: Lichtgut/ Ferdinando Iannone

Der Obolus für die Reinigung des Abwassers war in der Landeshauptstadt in den letzten Jahren zu hoch. Geld muss daher an die Bürger zurückfließen.

Stuttgart - Der Stadtentwässerungsbetrieb der Landeshauptstadt (SES) hat in den vergangenen Jahren hohe Überschüsse erwirtschaftet, 2019 waren es beim Schmutzwasser 7,26 Millionen Euro, bei der Niederschlagswassergebühr 2,2 Millionen Euro. Die Gebühren waren damit höher, als sie zur Kostendeckung hätten sein müssen.

8,7 Millionen Euro als Polster

SES muss dieses Geld an seine Kunden zurückgeben. Daher sollen 2022 sowohl die Gebühr für das Abwasser als auch die für das Niederschlagswasser gesenkt werden. 8,7 Millionen Euro hat der städtische Betrieb nach bisheriger Berechnung zum Ende diesen Jahres als Polster auf dem Schmutzwassergebührenkonto, 1,6 Millionen sind es beim Niederschlagswasser. Geld, das den Gebührenzahlern zusteht und zurückgeführt werden muss. Das soll nicht auf einen Schlag geschehen. Im nächsten Jahr will SES Überschüsse aus den Jahren 2018 und 2019 in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro einsetzen. Insgesamt muss über die Gebühren ein Aufwand für das Kanalnetz und die Klärwerke in Höhe von 92,2 Millionen Euro abgedeckt werden.

Im Städtevergleich günstig

Der Gemeinderat soll die neuen Gebühren am 2. Dezember billigen, was eine Formsache sein dürfte. Vorgesehen ist, dass der Kubikmeter Abwasser (bemessen wird nach der Frischwassermenge) statt bisher 1,69 Euro dann 1,66 Euro kosten soll. Damit wäre der bis Ende 2019 geltende Gebührensatz wieder erreicht.

Stuttgart ist im Städtevergleich günstig

Rund 36,2 Millionen Kubikmeter sollen im kommenden Jahr gereinigt werden, so die Rechnung der Stadtentwässerung. Beim Regenwasser gilt ein Quadratmeterpreis für die versiegelte Grundfläche. Er fällt von bisher 73 auf 70 Cent und damit sogar unter das Niveau von 2019. Die verbliebenden Rücklagen sprächen dafür, dass die neuen Gebührensätze trotz galoppierender Inflation länger als ein Jahr gehalten werden können. Bei einem selbst anstellten Vergleich von Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern biete man „weiterhin ein gutes Preisniveau für eine leistungsfähige, zukunftssichere und nachhaltige Stadtentwässerung“, heißt es in der Vorlage an den Gemeinderat.

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Eine Familie (120 Kubikmeter Abwasser, 80 Quadratmeter versiegelte Fläche) werde in Stuttgart im kommenden Jahr mit rund 255 Euro belastet, der Durchschnitt der Städte liege dagegen bei 320 Euro. Günstiger als Stuttgart ist gemessen an den Werten für 2021 Nürnberg, Spitzenreiter ist mit 410 Euro Duisburg.